Analyse
Bedenken gegen Scholz in SPD:Läuft es in der K-Frage auf Pistorius hinaus?
von Dominik Rzepka
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Führende SPD-Politiker rücken von Olaf Scholz ab und die Parteispitze berät am Abend die K-Frage. In der SPD gerät etwas in Bewegung. Wird Boris Pistorius nun SPD-Kanzlerkandidat?
Die SPD-Parteispitze kündigte an in den nächsten Tagen über die Kanzlerkandidatur der Partei zu entscheiden. Einige Abgeordnete haben jetzt gefordert Boris Pistorius als Kanzlerkandidaten aufzustellen.19.11.2024 | 1:50 min
Jetzt gerät wirklich etwas in Bewegung. In der SPD trauen sich immer mehr, Olaf Scholz infrage zu stellen. Thüringens SPD-Chef Georg Maier zum Beispiel sagt, Scholz werde in der Bevölkerung für das Scheitern der Ampel mitverantwortlich gemacht.
Das Wohl der Partei müsse immer vorgehen, sagt Maier dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.
Allein, dass es dieses Zitat gibt, ist schon eine Botschaft. Denn selbst wenn Olaf Scholz wieder Kanzlerkandidat seiner Partei werden würde - Scholz ist jetzt schon beschädigt. Seine eigenen Leute kommen zu dem Schluss, das Ampel-Aus gehe eben auch mit ihm nach Hause.
In der SPD gibt es weitere Stimmen für Boris Pistorius statt Olaf Scholz als Kanzlerkandidaten lauter. Wie diese einzuschätzen sind, weiß ZDF-Korrespondentin Britta Buchholz. 19.11.2024 | 1:12 min
Zwei wichtige Stimmen für Pistorius
Ähnlich äußern sich auch die beiden Vorsitzenden der mächtigen NRW-Landesgruppe im Bundestag. Dirk Wiese und Wiebke Esdar (beide SPD) sagen, das aktuelle Ansehen von Scholz sei "stark mit der Ampel-Koalition verknüpft". Sie könnten auch sagen: Der Mann ist durch - genauso wie die Ampel.
Wiese und Esdar sind vielleicht nicht die bekanntesten SPD-Köpfe. Aber Nordrhein-Westfalen hat Gewicht. Im Landesverband gebe es eine Debatte, sagen sie.
In der Diskussion über die Kanzlerkandidatur steigt der Zuspruch für Boris Pistorius. Der Verteidigungsminister selbst sagt ausweichend, es gebe "kein Ausschluss für irgendetwas".19.11.2024 | 0:41 min
SPD-Spitze berät am Abend
Machtfragen sind immer auch Verfahrensfragen. Wer das Verfahren bestimmt, beeinflusst damit auch die Entscheidung selbst. Wiese und Esdar sagen: "Letztlich entscheiden die Parteigremien über die Frage der Kanzlerkandidatur, das ist auch der richtige Ort dafür."
In der SPD wird derzeit über die Kanzlerfrage diskutiert, es soll eine Sondersitzung der Parteiführung stattfinden. Politikwissenschaftler Karl-Rudolf Korte mit einer Einschätzung.19.11.2024 | 3:32 min
Die Parteigremien also sollen entscheiden. Noch am Abend berät die SPD-Führung über die Kanzlerkandidatur. Denkbar, allerdings auch eher unwahrscheinlich ist, dass die Parteichefs dann Olaf Scholz offiziell nominieren - in der Hoffnung, damit die K-Frage abzuräumen.
Wie verhalten sich die SPD-Vorsitzenden?
Unwahrscheinlich ist das auch deswegen, weil die Vorsitzenden Saskia Esken und Lars Klingbeil dann ihre Zukunft mit der von Olaf Scholz verknüpfen würden. Denn wer auch immer sich nach einem solchen Beschluss weiterhin für Pistorius ausspricht, stellt dann auch Esken und Klingbeil infrage.
In der SPD grummelt es wegen der K-Frage, sagt sogar Fraktionschef Rolf Mützenich. Ist Olaf Scholz noch der richtige Kanzler oder sollte Boris Pistorius Kanzlerkandidat werden?14.11.2024 | 10:53 min
Endgültig entscheidet ein Parteitag am 11. Januar über die Kanzlerkandidatur der SPD. So ist es derzeit jedenfalls geplant.
Könnte Scholz selbst verzichten?
Denkbar ist eher, dass die Parteispitze am Abend ein Meinungsbild einholt, der Debatte Raum gibt und weitere Details zum Zeitplan beschließt. Eine Vorentscheidung könnte auf einer SPD-Konferenz am 30. November fallen. Das wäre erst in elf Tagen - und in elf Tagen kann viel passieren. Scholz selbst könnte bis dahin auf die Kandidatur verzichten.
Offiziell stellen sich Esken und Klingbeil hinter Scholz. Sie reden davon, dass sie mit ihm in den Wahlkampf ziehen wollen. Rückwirkend wird man diese Statements aber immer auch so lesen können, dass sie stets treu zu Scholz standen. Für die Parteispitze wäre es wohl am einfachsten, wenn Scholz selbst den Weg freimachen würde.
SPD-Fraktionschef Rolf Mützenich räumt ein, dass es in seiner Partei auch Kritik an der angestrebten Kanzlerkandidatur von Olaf Scholz gibt. "Grummeln ist da", sagt er im ZDF.12.11.2024 | 6:19 min
Pistorius schließt Kandidatur nicht aus
In der SPD werden die Stimmen, die sich für Pistorius aussprechen, lauter. So konnte man die Äußerungen der ehemaligen Parteichefs Sigmar Gabriel und Franz Müntefering verstehen.
Und so kann man auch das Verhalten von Boris Pistorius verstehen. In Brüssel sagt er am Dienstag einige Termine ab, um stattdessen zu telefonieren. Und am Montag äußert er sich bemerkenswert zweideutig.
Zwar sagt er nicht: "Ich trete an, ja, ich will Kanzler werden." Er wählt stattdessen aber die zweitoffensichtlichste Formulierung, die seine Ambitionen eben nicht verstecken:
Das ist schon ziemlich eindeutig.
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