Interview
Schwerdtner und van Aken kandidieren:Die Linke wählt eine neue Parteispitze
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Die Linkspartei bemüht sich um einen Neuanfang: Auf dem Parteitag in Halle wird eine neue Doppelspitze gewählt. Doch wer wirft seinen Hut in den Ring? Ein Kandidaten-Überblick.
Die Linke veranstaltet am Wochenende ihren 9. Parteitag in Halle an der Saale in Sachsen-Anhalt. Verfolgen Sie hier den Parteitag bei phoenix im Livestream.19.10.2024
Vor allem van Aken hatte nach eigenen Angaben über mehrere Tage hinweg stundenlang mit Parteikollegen verhandelt, um die Differenzen zu glätten. "Wir sind als Partei wirklich einen großen Schritt weiter gekommen", sagte er. Entscheidend sei, dass sich die Linke an der Seite der Opfer stelle.
Bei ihrem Bundesparteitag in Halle wählt die Linke heute eine neue Doppelspitze. Beworben haben sich die Publizistin Ines Schwerdtner und der frühere Bundestagsabgeordnete Jan van Aken. Die beiden hatten schon am Freitagabend ihre erste Bewährungsprobe: Eine von ihnen ausgehandelte Kompromissformel zum Nahost-Konflikt und gegen Antisemitismus in Deutschland fand beim Parteitag eine Mehrheit. Der Beschluss entschärfte einen heftigen internen Streit.
Bei dem Bundesparteitag der Linken soll eine neue Doppelspitze gewählt werden. Die bisherigen Parteivorsitzenden Wissler und Schirdewan treten nicht mehr an. 19.10.2024 | 1:30 min
Ramelow: "Das ist für mich heute der Aufbruch"
Vor der Nahost-Debatte am späten Freitagabend hatten die rund 500 Delegierten stundenlang die Lage und die künftige Linie der Partei debattiert. Der thüringische Ministerpräsident Bodo Ramelow rief seine Partei zum Neuanfang auf. "Ich wünsche uns die notwendige Kraft, uns neu zu sortieren", sagte er. "Das ist für mich heute der Aufbruch."
Der beschlossene Antrag enthält Forderungen nach einem sofortigen Waffenstillstand im Nahen Osten und der Freilassung aller Geiseln. "Die völkerrechtswidrige Kriegsführung in Gaza und Libanon muss sofort eingestellt werden", heißt es darin. Und weiter: "Das Unrecht der Besatzung der palästinensischen Gebiete ist niemals eine Rechtfertigung für den menschenverachtenden Terror der Hamas – und genauso rechtfertigt der 7. Oktober nicht die Völkerrechtsverbrechen der israelischen Armee in Gaza oder im Libanon".
Deutschland und die Nato dürften keine Waffen liefern, heißt es weiter. Die Bundesregierung solle Palästina als eigenen Staat in den Grenzen von 1967 anerkennen, um so die Möglichkeiten einer Zweistaatenlösung zu stärken. Es wird zugleich betont: Die Linke stehe entschieden gegen jede Form von Antisemitismus und Rassismus.
Der Kompromiss ersetzte andere Anträge zum Thema, über die deshalb nicht mehr abgestimmt wurde. Darunter war ein viel schärfer formulierter Antrag, den unter anderem die Linke aus Berlin-Neukölln eingebracht hatte. Darin wurde gefordert, "Israels Krieg gegen die palästinensische Bevölkerung als Genozid" einzustufen. In dem Antrag wurde der Angriff der Terrororganisation Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 nicht erwähnt.
Quelle: dpa
Deutschland und die Nato dürften keine Waffen liefern, heißt es weiter. Die Bundesregierung solle Palästina als eigenen Staat in den Grenzen von 1967 anerkennen, um so die Möglichkeiten einer Zweistaatenlösung zu stärken. Es wird zugleich betont: Die Linke stehe entschieden gegen jede Form von Antisemitismus und Rassismus.
Der Kompromiss ersetzte andere Anträge zum Thema, über die deshalb nicht mehr abgestimmt wurde. Darunter war ein viel schärfer formulierter Antrag, den unter anderem die Linke aus Berlin-Neukölln eingebracht hatte. Darin wurde gefordert, "Israels Krieg gegen die palästinensische Bevölkerung als Genozid" einzustufen. In dem Antrag wurde der Angriff der Terrororganisation Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 nicht erwähnt.
Quelle: dpa
Die scheidenden Vorsitzenden Martin Schirdewan und Janine Wissler warben ebenfalls für ein kraftvolles Signal und betonten, die Linke werde noch gebraucht. Sie ziehen sich zurück, weil die Partei zuletzt bei Wahlen schlecht abgeschnitten hatte. Sie musste zudem die Abspaltung des Bündnisses Sahra Wagenknecht verkraften. Schwerdtner und Van Aken hoffen, die Partei zu stabilisieren.
Der Parteitag der Linken in Halle an der Saale hat begonnen. Die zerstrittene Partei soll neu aufgestellt werden sowie eine neue Führung bekommen. 18.10.2024 | 1:03 min
Eine Journalistin und ein Biologe kandidieren
Ines Schwerdtner wurde 1989 im sächsischen Werdau geboren und zog als Kind mit ihrer Familie nach Hamburg, wo ihre Eltern eine berufliche Zukunft suchten. Die 35-jährige Politologin möchte sich nach eigenen Worten besonders für Ostdeutschland einsetzen.
Für den neuen Parteivorsitz kandidieren der ehemalige Bundestagsabgeordnete Jan van Aken und die Publizistin Ines Schwerdtner.
Quelle: dpa
Schwerdtner ist erst seit Sommer 2023 in der Partei, fühlt sich ihr aber nach eigenen Worten bereits seit 2007 verbunden. Damals lernte sie die Berliner Bundestagsabgeordnete Gesine Lötzsch kennen. Wenn Lötzsch sich nächstes Jahr aus dem Bundestag zurückzieht, will Schwerdtner deren Direktmandat im Wahlkreis Berlin-Lichtenberg verteidigen.
"Ich glaube, das ist das, was die Partei gerade braucht: die alte Stärke, aber auch neue Ideen", so Ines Schwerdtner (Die Linke), Kandidatin für den Parteivorsitz.18.10.2024 | 4:56 min
Van Aken war bereits von 2009 bis 2017 im Bundestag. Der gebürtige Reinbeker vertrat den Wahlkreis Hamburg-Altona. Im Parlament war er Mitglied des Auswärtigen Ausschusses und warb für Rüstungskontrolle. Er schied nach eigenen Worten aus, weil er grundsätzlich für eine Mandatsbegrenzung ist. Der 63-Jährige ist Biologe und hat nach eigenen Worten bei Greenpeace gelernt, wie man Kampagnen organisiert. Später arbeitete er als Biowaffeninspekteur der Vereinten Nationen.
Quelle: dpa
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