Schleyer-Sohn bei "Lanz": "Mir geht es nur um das Wie"
RAF-Debatte bei "Lanz":Schleyer: "Mir geht es nur um das Wie"
von Felix Rappsilber
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Jörg Schleyer sucht noch immer nach Antworten: Wie verliefen die letzten Stunden seines Vaters in Gefangenschaft der RAF? Ex-Terroristin Silke Maier-Witt bestreitet ihr Mitwissen.
Sehen Sie hier die Sendung "Markus Lanz" vom 20. März 2025 in voller Länge.20.03.2025 | 75:42 min
Vom 5. September bis zum 18. Oktober 1977 hielt die Entführung von Hanns Martin Schleyer die Bundesrepublik Deutschland in Atem. Ein Kommando der RAF hatte den Präsidenten der Deutschen Arbeitgeberverbände entführt, um inhaftierte RAF-Mitglieder freizupressen.
Die Linksterroristen betrachteten Schleyer, mit seiner nationalsozialistischen Vergangenheit, als Sinnbild der faschistischen und kapitalistischen BRD, als den "Boss der Bosse". Letztlich wurde er hinterrücks erschossen. Die Bundesregierung unter Helmut Schmidt war nicht auf die Forderungen der Entführer eingegangen.
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Jörg Schleyer, Sohn des Opfers, und Silke Maier-Witt, die "Postbotin der RAF", trafen bei "Markus Lanz" aufeinander. Die Entführung seines Vaters treibt Schleyer noch immer um:
Mich beschäftigt vor allem die Art und Weise, wie mein Vater die letzten Stunden verbracht hat. Mich interessiert nicht, wer geschossen hat.
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Jörg Schleyer
Niemand müsse verraten werden, "mir geht es tatsächlich nur um das Wie". Seine Mutter und einer seiner drei Brüder seien inzwischen verstorben: "Wir sind ja bloß noch, in Anführungszeichen, zu dritt - und es wäre schon eine Erleichterung, wenn man das wüsste."
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Schleyer: "Gedächtnisverlust vorhanden"
Schleyer bedauerte: "Und das ist leider, auch in unseren Gesprächen in Skopje, nicht zum Ausdruck gekommen. Es sind Gedächtnislücken, gar keine Frage, die ich uns allen konzediere."
Schleyer und Maier-Witt hatten sich vor acht Jahren in Skopje getroffen, wo die 75-Jährige lebt. Im Februar hatte sie ihre Autobiografie "Ich dachte, bis dahin bin ich tot" veröffentlicht. An den "entscheidenden Stellen" des Buches, so Schleyer, sei "der Gedächtnisverlust vorhanden".
Er zweifelte: "Ich würde mir tatsächlich wünschen, dass dieser Gedächtnisverlust in irgendeiner Form aufgehoben werden kann, wenn es in irgendeiner Form geht, weil ich schon ein Stück weit glaube, dass es tatsächlich diese Schweigepflicht ist, die man sich auferlegt hat."
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Maier-Witt hatte Hanns Martin Schleyers Fahrtwege ausgekundschaftet, Waffen geschmuggelt, konspirative Wohnungen gemietet, Schreiben verfasst und verlesen. Sie könne den Wunsch seines Sohnes nachvollziehen, aber:
Ich habe diesbezüglich keine Lücken, weil ich tatsächlich nicht dabei war. Ich habe Hanns Martin Schleyer in der Gefangenschaft nicht ein Mal gesehen. Ich war an einem anderen Ort.
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Silke Maier-Witt
Als der Erpressungsversuch gescheitert war, sprach sich Maier-Witt für die Freilassung Schleyers aus. Doch sie setzte sich nicht durch. Sie könne nicht sagen, wie seine letzten Stunden abgelaufen seien: "Mir hat nie einer erzählt: 'So war das.' Ich denke mir, [Peter-Jürgen] Boock wüsste das wahrscheinlich sehr viel besser, weil er dabei war."
Maier-Witt: "Nicht aktiv danach gefragt"
Maier-Witt gestand ein: "Ich habe nicht aktiv danach gefragt." Ihr sei klar geworden:
Ich muss mich mit meiner Schuld, mit dem, was ich gemacht habe, mit der Frage auseinandersetzen: Warum habe ich das gemacht?
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Silke Maier-Witt
Nach der Schleyer-Entführung hatte sich die RAF in den Jemen abgesetzt. Die Gruppe sei "damals schon am Ende" gewesen. Maier-Witt habe Brot gebacken, "wir haben Schießübungen gemacht, wir haben jeden Morgen Dauerlauf gemacht und dann gab es diese selbstzerfleischenden Diskussionen darum, wer alles innerhalb dieser Gruppe versagt hat".
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Maier-Witt: "Sache war abgehakt"
Die 75-Jährige erinnerte sich: "Die Aktion war gescheitert. [...] Ich war damals voller Zweifel gegenüber der Gruppe, aber ich habe mich rausgehalten aus diesen Diskussionen – und es gab keine Diskussionen darüber, was im Einzelnen passiert ist. Die Sache war abgehakt. Das war Vergangenheit."
Differenzierung und Dankbarkeit
Schleyer sagte, man müsse vor dem Hintergrund "ganz stark differenzieren, dass Frau Maier-Witt natürlich zu einem Personenkreis gehört, der in der Summe für den Tod von über 30 Menschen verantwortlich ist".
Er betonte:
Auf der anderen Seite ist sie die einzige, die es jemals geschafft hat, zu sagen: Ich entschuldige mich für das, was ich damals gemacht habe.
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Jörg Schleyer
Man habe die Pflicht, sich anzuhören, wenn ein "Mensch einem zu verstehen gibt, dass einem leid tut, was damals passiert ist". Schleyer sei Maier-Witt "dankbar" - und es liege ihm fern, sie "in irgendeine Enge" zu treiben.
Quelle: dpa
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