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Koalitionsvertrag:Was Schwarz-Rot für junge Menschen plant
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Eine Garantie für WG-Zimmer, höheres Bafög, den Führerschein verbilligen: Das planen Union und SPD für junge Leute. Kritiker finden die Pläne allerdings ambitionslos.
Grafik: Bundestagwahl 2025 - Junge Wähler
Quelle: ZDF/ Forschungsgruppe Wahlen
Bafög-Erhöhung, Mieten, Führerschein
In ihrem Koalitionsvertrag versprechen Union und SPD jungen Menschen nun finanzielle Entlastungen. So soll unter anderem das Bafög in zwei Schritten steigen. Die Wohnkostenpauschale soll auf 440 Euro erhöht werden, womit sie aber immer noch unter der deutschlandweiten Durchschnittsmiete eines WG-Zimmers läge.
Mehr bezahlbarer Wohnraum für Studierende und Auszubildende soll durch Investitionen in "Junges Wohnen" entstehen. So will die neue Koalition eine "WG-Garantie" gewährleisten. Diese war im Wahlkampf von den Jusos gefordert worden und sah für alle Studierende ein WG-Zimmer für unter 400 Euro im Monat vor.
Zudem soll der Erwerb des Führerscheins günstiger werden. Dafür soll die Fahrausbildung reformiert werden. Konkreter werden Union und SPD an dieser Stelle nicht.
Freiwilliger Wehrdienst, Deutschlandticket
Ein "zunächst auf Freiwilligkeit" basierender Wehrdienst soll wieder eingeführt werden. CDU-Chef Friedrich Merz sagt, er hoffe, mit der Freiwilligkeit einen Aufwuchs der Bundeswehr zu erreichen.
Das Deutschlandticket bleibt erhalten, wird ab 2029 aber teurer.
Kritik bei Sozialpolitik und Klimaschutz
Der Ökonom Carl Mühlbach, Geschäftsführer der NGO FiscalFuture, die sich für eine Wirtschafts- und Finanzpolitik im Interesse junger Menschen einsetzt, kritisiert:
Der Koalitionsvertrag ist mit Blick auf junge Menschen nicht der große Wurf.
Carl Mühlbach, FiscalFuture
Positiv zu bewerten sei die geplante deutliche Ausweitung von Investitionen, so Mühlbach. "Es muss aber noch deutlich mehr getan werden, zum Beispiel beim Klimaschutz und bei der Frage gestiegener Lebenshaltungskosten, unter denen besonders junge Menschen leiden."
Ähnlich äußert sich auch Fabian Grischkat, der mit seinen Social-Media-Kanälen und öffentlichen Auftritten insbesondere die jüngere Generation erreicht:
Die zentralen Anliegen junger Menschen sind größtenteils unterrepräsentiert.
Fabian Grischkat, Moderator und Content-Creator
"Mit Blick auf sozial- und klimapolitische Themen könnte man die schwarz-roten Pläne allerdings ambitions-, wenn nicht sogar verantwortungslos nennen", so Grischkat.
Rente
Die Rentenpläne von Schwarz-Rot betreffen auch die junge Generation. Das Rentenniveau soll bis 2031 stabil bleiben.
"Die Stabilisierung des Rentenniveaus ist weder eindeutig gut noch schlecht", sagt Ökonom Mühlbach. "Als junger Mensch bin auch ich ein zukünftiger Rentner, der von einem höheren Rentenniveau profitiert. Gleichzeitig muss ich mich in den nächsten Jahren mit einem höheren Beitrag beteiligen."
Helfen würde seiner Ansicht nach eine größere Gerechtigkeit innerhalb des Rentensystems und Maßnahmen zur Steigerung der Erwerbstätigkeit.
Cannabis-Gesetz und Wahlalter
Die neue Koalition will außerdem prüfen, ob das Wahlalter bei der Bundestagswahl auf 16 Jahre gesenkt werden kann. Ebenso soll das Cannabis-Gesetz evaluiert werden. Eine Rücknahme des Gesetzes steht aber nicht im Vertrag.
Darüber hinaus soll eine Strategie zur mentalen Gesundheit von jungen Menschen zur Prävention und Früherkennung von psychischen Erkrankungen entwickelt werden.
"Es bräuchte mehr Mut und weniger Status-Quo", fasst Grischkat den Vertrag in Bezug auf die junge Generation zusammen.
Stillstand führt nicht selten zu Resignation und düngt den Nährboden der Extremisten.
Fabian Grischkat, Journalist und Content-Creator
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