Das Bundesinnenministerium hat den Verein Islamisches Zentrum Hamburg verboten, der seit Jahren vom Verfassungsschutz beobachtet wird. Juristisch keine einfache Angelegenheit.24.07.2024 | 2:56 min
Es hat gedauert. Jahre, streng genommen sogar Jahrzehnte. Seit über dreißig Jahren beobachtet das Landesamt für Verfassungsschutz der Freien und Hansestadt
Hamburg das "Islamische Zentrum Hamburg" (IZH) mit Sitz in der Blauen Moschee an der Hamburger Außenalster.
Das IZH sei ein extremistisches Propagandainstrument und verlängerter Arm des
iranischen Mullah-Regimes, das konsequent das Ziel verfolge, islamistisches Gedankengut nach heimatlichem Vorbild in Deutschland zu verbreiten. Gesicherte und auch gerichtsfeste Erkenntnisse, die lange eines nicht hatte: Konsequenzen.
Rund einhundert Polizisten im Einsatz
Heute Morgen ging dann aber alles ganz schnell. Um sechs Uhr umstellten rund einhundert bewaffnete und vermummte Einsatzkräfte der Polizei das Gelände des Islamischen Zentrums und drangen mit schwerem Gerät wie Stemmeisen und Kreissägen in die Blaue Moschee ein. Umzugskartons wurden bereitgestellt, um Beweismaterial und Vermögenswerte des Vereins sicherzustellen.
Das Innenministerium hat das "Islamisches Zentrum Hamburg" verboten. Das dürfte das Ende des seit Jahrzehnten vom Verfassungsschutz beobachteten Vereins sein, so Reporter Niessen.24.07.2024 | 0:59 min
Es ist das Ende eines der ältesten Religionsvereine Deutschlands, der 1953 von iranischen Kaufleuten als Moscheebauverein gegründet wurde. Das IZH wurde zum Zentrum des schiitischen Islams in Deutschland, nach der iranischen Revolution von 1979 aber auch zunehmend zum Sprachrohr der Teheraner Mullahs.
Auch ZDF frontal hat ausführlich und mehrfach über das IZH berichtet:
Hass gegen Juden wird in Deutschland wieder offen gezeigt: bei Demos, vor Synagogen und im Netz. Die Zahl antisemitischer Straftaten erreicht aktuell einen neuen Höchststand.19.09.2022 | 28:46 min
Druck auf Behörden wuchs
Ab 1993 tauchte es regelmäßig in den Jahresberichten des Hamburgischen Verfassungsschutzes auf. In der Hamburger Politik wurde der Ruf - über Parteigrenzen hinweg - immer lauter, den Verein wegen seiner Verfassungsfeindlichkeit zu verbieten. 2022 wurde der stellvertretende Leiter des IZH wegen Unterstützung der als terroristische Vereinigung verbotenen
Hisbollah aus Deutschland ausgewiesen.
Razzia auf das Gelände vom Islamischen Zentrum Hamburg mit der Imam Ali Moschee
Quelle: dpa
Der Iran, das islamische Land im Mittleren Osten, ist seit 40 Jahren abgeschottet. Vor allem junge Menschen wünschen sich eine Öffnung gen Westen und leiden unter dem strengen Mullahregime.28.08.2020 | 58:14 min
Ermittlungsverfahren Mitte November
Im Rahmen eines vereinsrechtlichen Ermittlungsverfahrens wurden Mitte November dann bei einer bundesweiten Razzia auch die Räumlichkeiten des Vereins in Hamburg durchsucht. Der Verdacht: die Vereinstätigkeit richte sich gegen die verfassungsmäßige Ordnung und den Gedanken der Völkerverständigung. Die Auswertung des dabei sichergestellten Beweismaterials führte offensichtlich zum heutigen Verbot.
Bei bundesweiten Durchsuchungen im Umfeld des Trägers der Blauen Moschee in Hamburg war die Polizei bundesweit aktiv. 16.11.2023 | 1:53 min
Das IZH sei eine rein religiöse Einrichtung, die mit Politik und Terror nichts am Hut habe, hatte der Leiter des Vereins, Mohammad Hadi Mofatteh, noch Ende vergangener Woche in einem Interview mit der Hamburger Morgenpost behauptet.
Für eine Schließung des Zentrums und ein Vereinsverbot gäbe es keinen Grund. Das sieht die Bundesinnenministerin offensichtlich anders. Es hat eben nur etwas gedauert.
Martin Niessen ist Korrespondent im ZDF-Landesstudio Hamburg.