Vor Hessen-Wahl: Bei der Bildung drückt der Schuh besonders
Vor der Wahl in Hessen:Bei der Bildung drückt der Schuh besonders
von Eva Schulz
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In Hessen wird am 8. Oktober ein neuer Landtag gewählt. Junge Menschen beschäftigt vor der Wahl vor allem das Thema Bildung und Schule. Sie haben Forderungen an die Politik.
Eva Schulz diskutiert mit jungen Hessen vor der Wahl über die drängendsten Probleme im Land und ihre Forderungen an die Politik. 25.09.2023 | 28:30 min
Undichte Decken, der Putz bröckelt von den Wänden, Schimmel - vor allem viele Schulen der Mainmetropole Frankfurt stecken im Sanierungsstau. Probleme in Schulen sind für viele vor der Wahl in Hessen ein sehr wichtiges Thema.
Im Kassler Gymnasium von Emma, deren Thema bei der Kneipenwahl gewonnen hat, gibt es noch ein anderes Problem: Die Schule platzt aus allen Nähten. Schulleiter Lothar Schöppner berichtet über Vertretungslehrkräfte, "Studenten, die eine ganze Reihe von Unterrichtsstunden übernehmen".
Quelle: ZDF/DriveBeta
In einer urigen Kneipe in Kassel hat Podcasterin und Moderatorin Eva Schulz junge Leute aus ganz Hessen eingeladen, um mit ihnen ins Gespräch zu kommen. Drei von ihnen haben ihre Geschichte mit an den Tresen gebracht.
Die 17-jährige Emma aus Kassel: "Wir haben einen unglaublichen Lehrermangel. Wir haben überfüllte Klassen. Wir sehen nicht den individuellen Schüler und so kann das ganze System nicht bleiben."
Jana,19 Jahre: "Ich bin hier, weil die hessische Landesregierung immer noch viel zu wenig für den Klimaschutz in Hessen macht. Dafür nehme ich persönlich die Grünen in Verantwortung."
Torben, 29 Jahre aus Weilmünster: "Wir Junglandwirte brauchen von der Politik ein klares Signal, ob wir noch Landwirtschaft und heimische Lebensmittel in den nächsten Jahren haben möchten.
Das Kneipenpublikum entscheidet, welches Thema am drängendsten ist. Jeder hat eine Stimme für ein Thema. Bei der Kneipenwahl zur Wahl in Hessen gewinnt am Ende Emma, die Schülerin: Die Mehrheit findet, das drängendste Problem in Hessen sind Bildung und Schule. Das zeigt auch das aktuelle ZDF-Politbarometer.
Deutlich mehr Schüler in Hessen
Tatsächlich sind die Schülerzahlen in Hessen enorm gestiegen durch geburtenstarke Jahrgänge und Flüchtlingskinder. 1.500 nicht besetzte Lehrerstellen habe es laut Anfrage der Opposition im letzten Schuljahr in Hessen gegeben. Von einer Bildungskrise sprechen Eltern und Schüler und demonstrierten kürzlich zu tausenden auf hessischen Straßen.
Kultusminister Alexander Lorz (CDU) behauptet, der normale Grundunterricht könne zu 100 Prozent garantiert werden. Einen eklatanten Lehrermangel verneint er. Aber: Noch nie hätten so viele Schüler in Intensivklassen zum Deutschlernen gesessen - eine riesige Herausforderung sei das.
Zu wenig Lehrer:innen, zu viele Hausaufgaben, überfordernde Lehrpläne und unmotivierte Schüler:innen – Kritik am Schulsystem gibt’s in Deutschland nicht zu wenig.22.09.2023 | 92:50 min
Ungleiche Chancen für Menschen mit Migrationshintergrund
In Offenbach liegt der Anteil der Einwohner mit Migrationshintergrund bei knapp 64 Prozent, jedes fünfte Kind ist armutsbedroht. Mourad Kill ist Streetworker in Lauterborn und im Nordend. Er selbst habe auf der Straße gelebt, erzählt er, Drogen verkauft und war im Gefängnis. Bildung, ein Schulabschluss, Ziele zu haben im Leben, das versucht er nun seinen Offenbacher Jugendlichen zu vermitteln.
Vor den Landtagswahlen kann in Hessen die CDU in der Projektion zulegen. Das zeigt das aktuelle ZDF-Politbarometer Extra. In Bayern hätte die CSU weiter schwache Werte.
Exklusiv
Politik sei vielen von ihnen komplett egal. Der Boxclub Nordend fängt viele Jugendliche auf. Dort dürfen sie nur mittrainieren, wenn die Noten stimmen. Wer ein schlechtes Zeugnis hat, muss in die clubeigene Nachhilfe.
Wolfgang Malik, der Gründer des Boxclubs ist seit über 40 Jahren in der Offenbacher Jugendarbeit aktiv. Seine Jugendlichen, sagt er, kommen aus prekären Familiensituationen und haben es in unserem Schulsystem schwerer. Die Corona-Zeit habe das Problem verstärkt, viele sähen keinen Sinn in der Schule.
... wählten 29 Prozent der 18- bis 24-Jährigen die Grünen. 45 Prozent der 21- bis 29-Jährigen waren Nichtwähler.
Und die Sorgen und Ängste würden in der Schule häufig durch Leistungsdruck, überfordertes Lehrpersonal und veraltete Bildungsstrukturen verstärkt, sagen sie. "Unsere Generation hatte bereits viele Schwierigkeiten zu meistern", so Emma. Die Schule bereite sie nicht ausreichend auf ihr Leben vor. Ihr dringlichster Wunsch an die Politik:
Die Hessen wählen am 8. Oktober einen neuen Landtag. Welche Positionen haben die CDU mit Ministerpräsident Rhein und die SPD mit Konkurrentin Faeser? Wie passen die zu Ihnen?