Hacker-Treffen in Hamburg - und politisch wird es wohl auch

    Chaos Communication Congress:Hacker zwischen Politik, Infrastruktur und KI

    von Peter Welchering
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    Zweimal fand der Hacker-Kongress nur virtuell statt. Einmal ist er ausgefallen. Nach drei Jahren ist das Hamburger Congress Center wieder "unlocked" für die Nerds.

    Hand tippt auf einer Computer-Tastaur - Symbolbild Cybersicherheit
    Am 27. Dezember startet der Hacker-Kongress 37C3 in Hamburg
    Quelle: dpa

    Für das Kongress-Motto "37C3:Unlocked" haben sich die Organisatoren des Chaos Computer Clubs auch entschieden, um deutlich zu machen: Die Kongress-Räume sind offen. Der Club trifft sich an vier Tagen zwischen Weihnachten und Silvester wieder in Präsenz.
    Thematisch hat sich der Chaos Computer Club wieder breit aufgestellt. Vom Chaos in der medizinischen Telematik-Infrastruktur über die Pläne für eine europäische Chatkontrolle, das Ausspähen von Internet-Nutzern bis hin zur Frage, ob Künstliche Intelligenz ein Bewusstsein entwickeln kann, sind alle im Jahr 2023 relevanten Themen im Programm vertreten.
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    Hacker-Kongress 37C3 kehrt nach Hamburg zurück

    Gegenüber der letzten Präsenzveranstaltung im Jahr 2019 in Leipzig wird es diesmal etwas enger. Das Hamburger Congress Center bietet weniger Platz als das Leipziger Messegelände. Deshalb werden auch die Teilnehmerzahlen unter denen von 2019 bleiben müssen.
    Allerdings kehrt der Kongress damit wieder zu den Wurzeln zurück. Fand doch das erste CC-Treffen zwischen den Jahren 1986 im Eidelstedter Bürgerhaus statt - damals noch argwöhnisch betrachtet von den Hamburger Sicherheitsbehörden.
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    Zwischen Anerkennung und Alibi - Hacker und die Politik

    Das hat sich inzwischen gründlich geändert. Hacker-Sachverstand ist gefragt. Der Chaos Computer Club ist als Ratgeber der Politik und Sachverständiger zum Beispiel im Deutschen Bundestag anerkannt.
    Das lief während der Corona-Zeit nicht immer ganz konfliktfrei ab. Auftritte von CCC-Sprechern, die sich äußerst positiv zur Corona Warn App und in dem Zusammenhang auch gleich zur Corona-Politik der Bundesregierung im Fernsehen äußerten, wurden clubintern sehr kontrovers diskutiert.
    Die Ticketpreise wurden leicht erhöht. Dennoch ist die Standard-Eintrittskarte für 175 Euro, die für Klubmitglieder auf 160 Euro ermäßigt ist, nicht kostendeckend. Und weil Menschen mit wenig Geld mit dem "Friends-Ticket" eine massiv ermäßigte Eintrittskarte erhalten könne, die sich nach ihren finanziellen Möglichkeiten richtet, muss an anderer Stelle kompensiert werden.
    Die eine Möglichkeit dazu war das Supporter-Ticket für mindestens 200 Euro. Die andere Möglichkeit gab es mit dem Business-Ticket ab 550 Euro. Die Querfinanzierung hat gut geklappt, ist aus dem Club zu hören.

    Ort für Grundlagendiskussionen

    Es bleibt übrigens politisch auf dem 37C3. Der amtierende Bundesbeauftragte für den Datenschutz und die Informationsfreiheit, Ulrich Kleber, wird zum Beispiel am Freitagabend erwartet. Ob er sich dann auch zur nächsten Amtszeit des Bundesbeauftragten und der Verschiebung der Wahl durch den Deutschen Bundestag äußert, wird nicht nur in Nerd-Kreisen mit großer Spannung erwartet.
    Rund um das Thema Digitalisierungspolitik werden intensive Debatten erwartet. Anke Domscheit-Berg dürfte nicht das einzige Mitglied des Deutschen Bundestages sein, das nach Hamburg reist, um für die eigene politische Position zu werben, aber auch die Stimmung bei den IT-Affinen auszuloten.
    Staatstrojaner und Auftragshack für Sicherheitsbehörden sind weitere Themen, die politisch brisant sind. Mitunter versuchen politische Einrichtungen, hier den Hacker-Sachverstand als Alibi zu missbrauchen. Auch das dürfte zwischen den Jahren im Hamburger Congress Centrum diskutiert werden.

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