Fridays For Future: Wer hinter den Judenhass-Posts steckt

    Wirbel um Fridays For Future:Wer hinter den Judenhass-Posts steckt

    von Oliver Klein und Ninve Ermagan
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    Hinter israelfeindlichen Posts von Fridays for Future stecken nur wenige Aktivisten - ein einzelner sorgt dafür, dass sich FFF weltweit mit einem Shitstorm konfrontiert sieht.

    Magdeburg: Eine Regenbogenfahne mit Logo von Fridays for Future hängt an der Rückseite eines kleinen Transportwagens.
    Fahne von Fridays for Future in Magdeburg - die Bewegung steht mit dem Nahost-Konflikt in der Kritik.
    Quelle: dpa

    "So werdet Ihr in den westlichen Medien einer Gehirnwäsche unterzogen, damit Ihr Euch auf die Seite Israels stellt", heißt es in dem umstrittenen Posting des internationalen Instagram-Accounts von Fridays for Future (FFF). Die israelische Regierung wird als "Apartheid-Regime" bezeichnet, die einen "Genozid" an der palästinensischen Bevölkerung betreibe.
    Weltweit sorgte das Posting für Kopfschütteln und Empörung, auch weil es nicht das erste Mal war, dass FFF International mit israelfeindlichen Beiträgen auffiel. Nun zeigt sich - für den umstrittenen Post ist offenbar ein Aktivist aus Deutschland verantwortlich: Hasan Ö.. Auf Twitter erklärte er einem Bericht des "Tagesspiegels" zufolge, er habe den Post intern "durchgeboxt" und sei "froh, dass es geklappt hat".

    Abstimmung über Tweets in Chat-Gruppe

    Doch wie kann es sein, dass Ö. im Namen einer weltweiten Bewegung Dinge posten lässt - noch dazu im internationalen Account, der den Anschein erweckt, als sei es der Dachverband von Fridays for Future?
    Fakt ist: Posts der internationalen Accounts von Fridays for Future auf der Plattform X und auf Instagram werden von weniger als einem Dutzend Aktivisten maßgeblich bestimmt. Das ergaben Recherchen der "Jüdischen Allgemeinen" im Sommer, die von Fridays for Future Deutschland bestätigt wurden.
    Ö. ist demnach Mitglied einer Telegram-Gruppe, in der die Betreiber Ihre Postings miteinander abstimmen und sich dabei den Berichten zufolge auch mal heftig streiten und teilweise wüst beschimpfen. Klimathemen interessierten Ö. offenbar nicht - er schlug in der Gruppe wohl immer wieder israelfeindlichen Postings vor.

    Ö. likte Posting, das Terroranschlag feiert

    Ö. zeigt sich in Chats und auch in der Öffentlichkeit immer wieder antisemitisch und als Unterstützer palästinensischen Terrors:
    • Bei Instagram likte Ö. ein Posting des umstrittenen Vereins Samidoun, in dem der Terrorangriff der Hamas mit hunderten Toten mit dem Verteilen von Süßigkeiten in Neukölln gefeiert wird.
    • Den Hamas-Angriff auf ein Musik-Festival mit mindestens 260 Toten verharmloste Ö. bei X: Die Opfer, "die direkt am größten Freiluftgefängnis der Welt feiern gehen", seien "sehr unschuldige und normale Menschen", schrieb er ironisch - als wären die Ermordeten eben keine normalen Menschen.
    • Bei X findet sich ein Foto, das ihn auf einer Demonstration in Lützerath zeigt - in einem Hoodie mit dem Bild von Leila Chaled, einer szenebekannten Terroristin der Volksfront zur Befreiung Palästinas (PFLP), die in Deutschland als Terrororganisation gilt.
    • Ebenfalls bei X schrieb Ö. im Mai: "Israel ist ein Apartheidstaat und wird nie ein Existenzrecht haben".
    • Direkt nach dem Massenmord der Hamas vom 7. Oktober postete Ö. bei Instagram: "Ich wünsche allen Palästinensern eine angenehme De-Kolonisierung."

    Antisemitismus-Vorwürfe
    :Was ist los bei Fridays for Future?

    Posts zu Israel und Gaza der internationalen Sektion von Fridays for Future sorgen für Aufsehen. Dahinter stecken nur einige wenige Aktivisten - die so aber das Gesamtbild prägen.
    von Elisa Miebach
    Fridays-for-Future-Protest vor dem Berliner Reichstag (Archiv 24.04.20)
    Bei den deutschen Gliederungen von FFF ist Ö. schon länger unten durch: Er gilt als provokativ bis aggressiv, soll in Chatgruppen immer wieder andere Mitglieder beleidigt haben. Er war früher Pressesprecher der FFF-Ortsgruppe Mainz, wurde aber schon vor Monaten aus allen Strukturen von Fridays for Future Deutschland ausgeschlossen. Danach betätigte sich Ö. bei FFF international.
    Die Klimaktivistin Luisa Neubauer zeigte sich in einem Interview mit dem "Zeitmagazin" enttäuscht von der Entwicklung der Bewegung: "Wenn jemand darüber schreibt, dass die Medien Menschen manipulieren, damit sie auf der Seite von Israel stehen, dann brauche ich auch keinen Experten, um die antisemitischen Narrative darin zu sehen", sagte sie.

    Dass Greta Thunberg bisher nichts Konkretes zu den jüdischen Opfern des Massakers vom 7. Oktober gesagt hat, enttäuscht mich.

    Luisa Neubauer in einem Interview mit dem "Zeitmagazin"

    Kritik nach Nahost-Posts
    :Neubauer "enttäuscht" von Thunberg

    Greta Thunberg hatte mit ihren Posts zum Nahost-Konflikt für Aufsehen gesorgt. Nun findet Luisa Neubauer deutliche Worte zu den Aussagen der "Friday's for Future"-Gründerin.
    Luisa Neubauer
    Es zerreiße sie, "wie Bewegungen gerade auseinanderdriften", so Neubauer. Mehrfach hatte sich der deutsche Dachverband der Bewegung von den Postings der internationalen Accounts distanziert.
    Ö. sieht sich offenbar als Opfer einer Kampagne, sprich bei Instagram von einem "verleumderischen Text", den der "Tagesspiegel" veröffentlicht habe. Auf eine Anfrage von ZDFheute hat Ö. bisher nicht reagiert.

    Mehr zur Debatte um Frirdays for Future