Chrupalla im Krankenhaus: Was wir wissen und was nicht

    FAQ

    AfD-Chef:Möglicher Angriff auf Chrupalla

    von N. Diekmann, D. Gebhard, C. Hübscher
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    Gab es einen Angriff auf AfD-Chef Chrupalla? Laut AfD ja, sie spricht von einer Stichverletzung. Ein Arztbrief, der dem ZDF vorliegt, liefert weitere Erkenntnisse.

    Was steht im Arztbrief des Klinikums Ingolstadt?

    Die AfD-nahe "Junge Freiheit" berichtet am Freitag aus einem vorläufigen Arztbrief, der mittlerweile auch ZDF frontal vorliegt. Die Ärzte des Klinikums Ingolstadt haben demnach beim AfD-Vorsitzenden eine "intramuskuläre Injektion mit einer unklaren Substanz" festgestellt. An einer anderen Stelle des Arztbriefes ist von einer "intramuskulären Infektion" die Rede - höchstwahrscheinlich ein Tippfehler.
    Ein "Nadelstich" am rechten Oberarm im Bereich der Schultermuskulatur wurde dokumentiert. Im Arztbrief wird bei Chrupalla "Schwindel mit Übelkeit und Brechreiz sowie Kopfschmerzen mit präkollaptischem Ereignis" diagnostiziert. In den toxikologischen Untersuchungen seien jedoch "keine Substanzen nachgewiesen" worden. Ermittlerkreise bestätigten dem ZDF, dass auch ihre Ergebnisse der toxikologischen Untersuchung unauffällig gewesen seien.
    In einem vorläufigen Arztbrief, den Chrupallas Büro der Deutschen Presse-Agentur zur Einsicht zur Verfügung gestellt hat, ist sowohl von einer "intramuskulären Injektion" als auch an anderer Stelle von einer "Infektion mit unklarer Substanz" die Rede. Auch ein "Nadelstich" am rechten Oberarm wird beim körperlichen Untersuchungsbefund erwähnt. Wie die Deutsche Presse-Agentur aus Ermittlerkreisen erfuhr, hat die Polizei inzwischen dazu auch den behandelnden Arzt befragt. Dem zufolge handelt es sich bei dem Wort um eine Beschreibung des Verletzungsbilds auf Grundlage von Chrupallas Angaben, nicht um eine tatsächliche Feststellung eines erfolgten Nadelstichs.
    Tino Chrupalla äußerte sich erstmals selbst nach dem Vorfall, wenn auch knapp. ZDF frontal sagt er, zu den Hintergründen wolle er nicht spekulieren: "Das überlasse ich den Sicherheitsbehörden". Seine Partei teilte am Donnerstag schriftlich mit, er habe das Krankenhaus in Ingolstadt verlassen und werde anderswo ärztlich weiterbehandelt. Die AfD spricht von einem "noch in der Klärung befindlichen tätlichen Angriff" und einer diagnostizierten "Stichverletzung".

    Was sagen die Ermittler?

    Freitagnachmittag verschickte die Staatsanwaltschaft Ingolstadt eine Pressemitteilung. Darin bezieht sie sich auf den Arztbrief - und widerspricht der AfD-Darstellung: Im Brief steht unter "Anamnese", also dem Teil, in dem Patienten oder Dritte Beschwerden, Umstände und Hergang schildern, Chrupalla sei "beim Selfies schießen in einer Menschenmenge mit einer Spritze in den rechten Oberarm gestochen worden".
    Dazu finde sich in den bisherigen Zeugenaussagen keine Grundlage, schreibt die Staatsanwaltschaft - auch nicht in der Zeugenaussage von Chrupalla selbst: "Die Beibringung einer Spritze oder einen körperlichen Angriff haben diese Zeugen nicht wahrgenommen."

    Durch Zeugen wurde beobachtet, dass sich Herr Chrupalla nach kurzer Zeit an den Oberarm gegriffen hat.

    Staatsanwaltschaft Ingolstadt

    Die Ermittlungen würden weiter fortgeführt; unter anderem weitere Zeugen vernommen und Chrupallas Kleidung untersucht.
    Die Staatsanwaltschaft Ingolstadt hat bereits am Donnerstag ein Verfahren wegen Verdachts der Körperverletzung eingeleitet gegen Unbekannt. Es gibt bisher keine Festnahmen und keine Tatverdächtigen. Die Ermittler prüfen auch, "ob überhaupt ein Angriff stattgefunden hat".

    Rätsel um angeblichen Angriff
    :AfD-Chef Chrupalla hat Krankenhaus verlassen

    Ein angeblicher Angriff auf AfD-Chef Chrupalla bei einem Wahlkampftermin gibt weiter Rätsel auf. Die AfD spricht von einer Stichverletzung. Die Ermittlungen der Polizei dauern an.
    Tino Chrupalla
    mit Video

    Instrumentalisiert die AfD die Geschichte?

    Ja, auf zum Teil hochrangige Parteifunktionäre trifft das zu. Parteivorstandsmitglied Dennis Hohloch zum Beispiel veröffentlichte am selben Tag der mutmaßlichen Ereignisse von Ingolstadt ein TikTok-Video, das auch in anderen sozialen Medien kursiert. Darin zielt er auf die Bundesinnenministerin von der SPD und fragt in die Kamera:

    Wo bleibt eigentlich Nancy Faeser?

    Dennis Hohloch, AfD

    Faeser lächle jedes Mal in die Kamera, wenn es um irgendwelche Flüchtlinge gehe, wenn es um irgendwelche Angriffe von angeblichen Rechtsextremisten gehe. Hohloch unterstellt Faeser eine Agenda.
    Auch die AfD-Spitzenkandidatin für die bayerische Landtagswahl, Katrin Ebner-Steiner, versuchte, politisches Kapital aus dem noch nicht aufgeklärten Vorfall zu schlagen.
    Noch auf der Wahlkampfveranstaltung, von der Tino Chrupalla aus ins Krankenhaus gefahren wurde, sagte sie auf der Bühne, es gebe eine Bestätigung für einen "tätlichen Angriff". Daran knüpfte sie erstens die Schuldfrage und zweitens die anstehende Landtagswahl:

    Merkel, Söder und Konsorten haben das alles zu verantworten, liebe Freunde, und wir werden ihnen am 8.10. einen Denkzettel verpassen, dass sie sich so schnell nicht mehr erholen werden.

    Katrin Ebner-Steiner, AfD

    Was ist dran an der Bedrohung von Weidel?

    Was wir wissen: Es gab einen Einsatz der Schweizer Polizei an Weidels Wohnort im Kanton Schwyz. Weidel und ihre Familie sollen aufgrund einer zum jetzigen Zeitpunkt nicht näher bekannten Warnung an einen sicheren Ort gebracht worden sein - vom 23. bis 24. September. Von wem diese Warnung kam und was genau sie beinhaltet haben soll, ist nicht bekannt.
    Was aber bekannt ist: Die darauffolgende Woche verbrachte Weidel in Berlin, nahm an Fraktionssitzung und Bundestagssitzungen teil. Am Wochenende darauf flog Weidel zum Urlauben nach Mallorca. Dort verbrachte sie auch den 3. Oktober, an dem sie eigentlich auf einer Wahlkampfveranstaltung im bayerisch-thüringischen Mödlereuth hatte auftreten sollen. Als Begründung für ihre Absage nannte ihr Büro Sicherheitsbedenken.
    Das BKA hingegen betont, Alice Weidels Absage der Wahlkampfveranstaltung im bayerisch-thüringischen Mödlereuth am 3. Oktober habe nicht auf einer Empfehlung oder gar Veranlassung der Behörde beruht.

    Hinweis der Redaktion: Dieser Beitrag wird ständig aktualisiert und um neue Erkenntnisse ergänzt.
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