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Chrupalla im ZDF-Sommerinterview:Kinder zeugen gegen den Fachkräftemangel
von Dominik Rzepka
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Eigentlich bräuchte Deutschland jedes Jahr 400.000 Zuwanderer gegen den Fachkräftemangel. AfD-Chef Tino Chrupalla spricht sich im ZDF stattdessen für mehr Nachwuchs aus.
Um den Fachkräftemangel in Deutschland zu beheben, müssen hierzulande wieder mehr Kinder geboren werden. Das fordert AfD-Sprecher Tino Chrupalla im ZDF-Sommerinterview. Die Familienpolitik in Deutschland sei desaströs, hier gebe es de facto eine "Ein-Kind-Politik". Chrupalla sagt:
Das müsse der Anspruch einer Industrienation wie Deutschland mit 84 Millionen Einwohnern sein. Die Einschätzung von Expertinnen und Experten, dass die deutsche Wirtschaft dringend Zuwanderung brauche, will Chrupalla nicht kommentieren. Auf die Frage, wie viele Arbeitsmigranten die deutsche Wirtschaft brauche, sagt er: "Ich schaue nicht auf die Zahlen, was wir jetzt brauchen würden. Ich schaue auf die Zahlen, welche Arbeitskräfte bereits im Land sind."
Es gebe hierzulande zum Beispiel 2,5 Millionen Arbeitslose und unter anderem jährlich 60.000 junge Menschen ohne Schulabschluss. "Wir haben im Prinzip in der eigenen Bevölkerung genug Potential, das wir schöpfen müssen." Dass die Bundesregierung Fachkräfte derzeit aktiv im Ausland anwirbt, kritisiert Chrupalla als "modernen Feudalismus".
Sehen Sie hier einen Auszug aus dem ZDF-Sommerinterview mit Tino Chrupalla (AfD).06.08.2023 | 0:16 min
Chrupalla: Ampel für AfD-Hoch mitverantwortlich
Die AfD ist im aktuellen ZDF-Politbarometer weiter im Aufwind, sie liegt derzeit vor der SPD. Für das Hoch seiner Partei in den Umfragen macht Chrupalla auch die "desaströse Politik der Ampel-Regierung" verantwortlich.
Nach der Wahl eines AfD-Kandidaten zum Landrat im thüringischen Sonneberg sei es nun Ziel der AfD, künftig auch auf Landes- und Bundesebene zu regieren. "Wir sind bereit für mehr", so Chrupalla. "Wir wollen aus der Opposition in die Regierung kommen."
Chrupalla sieht Wagenknecht-Partei gelassen
Allerdings könnte Noch-Linken-Politikerin Sahra Wagenknecht diesem Plan im Wege stehen. Sollte Wagenknecht tatsächlich eine neue Partei gründen, könnte diese in Thüringen aus dem Stand heraus stärkste Kraft werden und besonders der AfD schaden.
Anders als AfD-Politiker Alexander Gauland sieht Chrupalla dieses Szenario nicht als Gefahr für seine Partei. "Das ist politischer Wettbewerb, wenn sich andere neue Parteien gründen sollten, das sehe ich relativ gelassen." Dem Wettbewerb durch eine mögliche Wagenknecht-Partei müssten sich dann alle Parteien stellen, nicht nur die AfD.
Linken-Politikerin Sahra Wagenknecht denkt über die Gründung einer eigenen Partei nach. Könnten ihre Pläne den Höhenflug der AfD stoppen?22.07.2023 | 13:25 min
Übernimmt Höcke bald den Parteivorsitz?
Tino Chrupalla führt die AfD inzwischen seit mehr als vier Jahren. Dass seine Co-Chefin Alice Weidel weit mehr im Mittelpunkt steht als er selbst, sieht Chrupalla entspannt. Weidel und er seien ein Team. Ihm selbst sei es dabei gelungen, die Partei zusammenzuhalten. Die guten Umfragwerte der Partei seien auch sein Verdienst, so Chrupalla.
Die Frage, ob der thüringische AfD-Vorsitzende Björn Höcke an seiner Stelle die Parteiführung übernehmen könnte, beantwortet Chrupalla so: "Das sind Personaldiskussionen, die ich nicht öffentlich führe." Er selbst sei jetzt im fünften Jahr Parteivorsitzender, das müsse man auch erst einmal schaffen. Und doch denkt Chrupalla offenbar auch schon an die Zeit danach:
Das ganze ZDF-Sommerinterview mit Tino Chrupalla sehen Sie in der ZDFheute-App, in der ZDF-Mediathek und um 19:10 Uhr im ZDF.
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