Chinas Präsident wird 70: Xi Jinping mächtiger denn je
Chinas Präsident wird 70:Xi Jinping mächtiger denn je
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Xi Jinping ist Chinas mächtigster Führer seit Staatsgründer Mao Tsetung. Heute wird er 70 Jahre alt. Seine Führungsrolle sicherte er sich lebenslang in der Parteiverfassung.
Chinas mächtiger Mann: Xi Jinping
Quelle: AFP
Selten lässt Xi Jinping so tief in seine Seele blicken. Während jeder fünfte junge Mensch in Chinas Städten keinen Job findet, forderte der Staats- und Parteichef die junge Generation kürzlich auf, doch jetzt "Bitternis zu essen" (chi ku) - eine in China besonders gepflegte Tugend, leidensfähig zu sein und Mühsal erdulden zu können. Er erinnerte an seine eigenen jungen Jahre, als er während der Kulturrevolution (1966 bis 76) wie Millionen andere zur Arbeit aufs Land geschickt wurde. Seht her: Es hat mir nicht geschadet, sondern mich an die Spitze der Kommunistischen Partei gebracht.
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07.06.2023 | 7:51 min
An seinem 70. Geburtstag am 15. Juni ist der "Vorsitzende von allem" der mächtigste chinesische Führer seit Staatsgründer Mao Tsetung. Sein Gesundheitszustand ist Staatsgeheimnis, aber Alter spielt für ihn machtpolitisch keine Rolle. Er ließ sich seine Führungsrolle in die Parteiverfassung schreiben - könnte damit praktisch bis ans Lebensende regieren. Er hat in China eine "neue Ära" geschaffen, wie es in der Verfassung heißt. Jetzt soll eine neue Weltordnung folgen.
Starker Mann
Was ihn noch geprägt hat: Der Zusammenbruch der Sowjetunion, aus dem er "profunde Lehren" für China gezogen hat. "Ein wichtiger Grund war, dass sie in ihren Überzeugungen und Idealen schwankten." Ein "leises Wort" von Michail Gorbatschow habe gereicht, um die Partei aufzulösen. "Am Ende fehlte ein echter Mann", zitierten ihn Hongkonger Zeitungen. Das soll China nicht passieren.
Auch nach Russlands Invasion in der Ukraine hält Xi Jinping zu seinem Freund Wladimir Putin, macht gemeinsam Front gegen die USA und die von ihr dominierte westliche Ordnung. Nicht wenige Chinesen folgen seiner Propaganda, weil sie fürchten, "wenn Russland fällt, ist China als nächstes dran", wie es oft heißt.
Radikaler Wandel
Xi Jinping verabschiedete sich von der alten außenpolitischen Doktrin des Reformarchitekten Deng Xiaoping (1904-1997), "die Stärken zu verstecken und auf den richtigen Zeitpunkt zu warten". China tritt heute in der Welt forsch auf, wird zunehmend als Bedrohung empfunden. Nis Grünberg vom China-Institut Merics in Berlin sagt:
Xi habe sich die Wiederkehr zum Großmachtstatus zu seiner persönlichen Aufgabe gemacht.
Auch diesen Grundsatz Deng Xiaopings hat Xi Jinping aufgegeben: "Es ist egal, ob eine Katze schwarz oder weiß ist. Hauptsache, sie fängt Mäuse." Zwar ist Pragmatismus in der Wirtschaft noch nicht ganz abgeschrieben. Doch für Xi stehen Ideologie und Loyalität zur Partei im Zentrum allen Handelns.
Glaube an Partei
"Xi Jinping ist ein überzeugter Parteianhänger", sagt Experte Grünberg. "Er glaubt an die einende Kraft der Partei, ihre Ideologie und deren stärkende Macht als Organisation - der Kitt, der China zusammenhalten soll." Als Sohn von Vizepremier Xi Zhongxun wuchs Xi Jinping im "roten Adel" auf. Die Partei als legitime Führungskraft ist in ihm als "Prinzling" verankert.
Eine Demokratisierung und den damit verbundenen Machtverlust will er unbedingt verhindern und den Erhalt der Parteistärke forcieren. Dies erkläre Xi Jinpings enormen Fokus auf Ideologie und Parteitreue, so Grünberg.
Wo steuert er China hin?
Politisch und wirtschaftlich schiebe Xi Jinping das Land nach links, aber außen- und sicherheitspolitisch steuere er nationalistisch nach rechts, sagt der Sinologe und Präsident der Asia Society, Kevin Rudd. Xi habe die Kontrolle der Partei auf alle Bereiche der öffentlichen Ordnung und des Privatlebens verstärkt, staatseigene Unternehmen wiederbelebt und den Privatsektor an die Leine gelegt.
Mit einer immer selbstbewussteren Außenpolitik schüre Xi Jinping den Nationalismus. Er sei angetrieben "von der marxistisch inspirierten Überzeugung, dass die Geschichte unwiderruflich auf der Seite Chinas steht und eine Welt, die in der Macht Chinas verankert ist, eine gerechtere internationale Ordnung hervorbringen würde", schrieb Rudd im Magazin "Foreign Affairs". Nach Überzeugung des China-Kenners könnte Xi Jinping "erst am Anfang" stehen - auch an seinem 70. Geburtstag.