Außenministerin Baerbock auf schwieriger Mission

    Armenien und Aserbaidschan:Außenministerin Baerbocks schwierige Mission

    von Patricia Wiedemeyer
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    Zwei verfeindete Länder, eine Friedensmission. Außenministerin Baerbock ist in Armenien und Aserbaidschan, um zu vermitteln - und sieht in zwei Tagen zwei unterschiedliche Welten.

    Außenministerin Annalena Baerbock startet die Reise in die Kaukasusregion in Armenien. Das Land ist verhältnismäßig arm. Im Anflug auf die Hauptstadt Erivan sieht man vor allem vertrocknete Erde.

    Armenien bereit zu Friedensverhandlungen

    Aber Armenien ist eine Demokratie, versucht sich aus ehemals engen Verbindungen zu Russland zu lösen, begrüßt die deutsche Außenministerin mit viel Respekt und Freundlichkeit. Dank für die humanitäre Unterstützung Deutschlands ist überall zu hören.
    Und man will Frieden. Der armenische Außenminister kann sich die Region als Friedenskreuzung vorstellen, spricht von "crossing roads" und ist bereit zu Friedensverhandlungen mit Aserbaidschan, gerne mit Vermittlung der EU oder Deutschlands.

    Aserbaidschan ist eine andere Welt

    Zweiter Tag, zweites Land. Schon optisch ist Aserbaidschan eine andere Welt. Die Hauptstadt Baku ist imposant, alte Gebäude wie in Paris gepaart mit modernen futuristischen Glasbauten, alles blitzsauber. Selbst auf der Autobahn gibt es fleißige Putzkolonnen, die den Straßenrand fegen. Militärisch ist Aserbaidschan Armenien weit überlegen, das Land hat keine wirkliche Demokratie, aber Verbindungen zu Russland, dem Iran und der Türkei.
    Der Ton der Gespräche, der Pressekonferenz, der Ton gegenüber der deutschen Außenministerin ist eher barsch. Der aserbaidschanische Außenminister bezeichnete die Vertreibung der Armenier aus Bergkarabach als eine "Anti-Terror- Operation".
    Immer wieder belehrt er Baerbock, verdreht die Augen, wenn sie spricht. Es erinnert an Wortgefechte, die sie sich auch schon mit dem türkischen Außenminister und seinem Amtskollegen aus Mali lieferte. Von Respekt keine Spur.

    Russland, Iran und die Türkei grenzen EU aus

    Zwei Tage, zwei grundverschiedene Länder - Wie da Frieden einkehren soll, ist fraglich. Baerbock will vermitteln, will beide Länder zurück an den Verhandlungstisch bringen, ein Friedensabkommen erreichen.
    Doch Russland, der Iran und die Türkei wollen die EU außen vor lassen. Vor allem die Türkei sieht sich als neue Ordnungsmacht in der Region. Erste Gespräche fanden in Teheran statt, natürlich ohne den Westen.

    Frieden steht an erster Stelle

    Nun gab sich der Außenminister Aserbaidschans offen für weitere Verhandlungen, wo und mit wem ließ er offen. Auch er sei an Frieden interessiert, sagt er.
    Und so reist Baerbock nach zwei anstrengenden Tagen wieder ab, und sendet das Signal, dass angesichts zweier Kriege, in Israel und in der Ukraine, dennoch Krisenregionen wie Armenien und Aserbaidschan nicht vergessen werden.
    Schließlich gibt es im Hintergrund wirtschaftliche Interessen, Aserbaidschan ist reich an Erdgas. Doch der Versuch, Frieden zu erreichen, steht an erster Stelle, darum ging es bei Baerbocks Reise. In Israel und in der Ukraine ist das nicht in Sicht. Diplomatie in diesen Tagen, mühsam, anstrengend. Erfolge gibt es, wenn überhaupt, nur in ganz kleinen Schritten.
    Anmerkung der Redaktion: Nachträglich wurde eine Aussage des aserbaidschanischen Außenministers präzisiert.

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