Festnahmen nach Anschlag in Ankara

    Mutßmaliche PKK-Anhänger:Festnahmen nach Anschlag in Ankara

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    Nach dem Bombenanschlag in Ankara geht die Türkei gegen mutmaßliche Verbindungsleute vor. Laut Innenminister Yerlikaya habe es am Dienstag Razzien in mehreren Provinzen gegeben.

    Türkische Bereitschaftspolizisten
    Türkische Bereitschaftspolizisten im Einsatz.
    Quelle: AFP

    Die türkische Polizei hat nach einem Bombenanschlag in Ankara Dutzende Menschen festgenommen. Innenminister Ali Yerlikaya sagte, die Polizei habe am Dienstag Razzien in 16 Provinzen durchgeführt und dabei 55 Personen festgenommen. Sie würden verdächtigt, der verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) anzugehören.
    Mindestens zwölf weitere mutmaßliche PKK-Mitglieder wurden in einem separaten Einsatz in fünf Provinzen festgenommen, wie Yerlikaya auf der Plattform X, dem früheren Twitter, schrieb.

    Innenminister nennt keine Details zu möglicher Verwicklung der Verdächtigen

    Der Innenminister äußerte sich nicht dazu, ob die am Dienstag festgenommenen Personen im Verdacht stehen, direkt an dem Anschlag beteiligt gewesen zu sein.
    Ein Selbstmordattentäter zündete am Sonntag einen Sprengsatz in der Nähe eines Eingangs zum Innenministerium, wenige Stunden bevor Präsident Recep Tayyip Erdogan eine Rede vor dem Parlament halten wollte. Ein zweiter potenzieller Attentäter wurde demnach bei einem Schusswechsel mit der Polizei getötet. Zwei Polizeibeamte wurden bei dem Anschlag leicht verletzt.

    Türkei reagiert mit Angriffen auf PKK-Ziele in Nordirak

    Die PKK bekannte sich zu dem Anschlag, wie die der Gruppe nahe stehende Nachrichtenagentur ANF berichtete. Sie verbreitete ein mutmaßliches Bekennerschreiben. Die Aktion sei genau nach Plan verlaufen und eine Reaktion auf das Vorgehen der Türkei in kurdischen Gebieten gewesen, zitierte die Nachrichtenagentur ANF aus dem Schreiben der HPG, dem militärischen Arm der PKK.
    Die türkischen Behörden identifizierten eigenen Angaben zufolge zudem einen der Angreifer als PKK-Kämpfer. Stunden später flog die türkische Luftwaffe Angriffe auf mutmaßliche PKK-Stellungen im Nordirak, wo sich die Führung der Gruppe aufhält.
    Das Verteidigungsministerium teilte mit, eine große Zahl von PKK-Kämpfern sei bei den Angriffen "neutralisiert" worden. Das Ministerium berief sich auf das Recht zur Selbstverteidigung.

    Erdogan zu Anschlag in Ankara: "Letztes Zucken des Terrors"

    Der Anschlag fiel mit der Eröffnung der neuen Legislaturperiode des türkischen Parlaments zusammen. In seiner Ansprache vor dem Parlament nannte Präsident Erdogan die Angriffe ein "letztes Zucken des Terrors".
    Er bekräftigte das Vorhaben seiner Regierung, eine 30 Kilometer breite Sicherheitszone auf syrischer Seite der gemeinsamen Grenze zu schaffen, um die Türkei vor Angriffen zu schützen.

    Jahrzehntelanger Konflikt - auch mit zivilen Opfern

    In dem seit Jahrzehnten andauernden Konflikt zwischen PKK und dem türkischen Staat sind bisher Tausende Menschen getötet worden. Ankara geht in der Südosttürkei und im Nordirak regelmäßig mit Militäreinsätzen gegen die PKK vor. Diese wiederum verübt immer wieder Anschläge vor allem auf türkische Sicherheitskräfte. Es kommen aber auch Zivilisten dabei ums Leben.
    Die Türkei wirft der PKK vor, mit Terror die nationale Sicherheit und Einheit zu gefährden. Die PKK argumentiert, sie kämpfe unter anderem für die "Rechte der Kurden" und gegen Unterdrückung. 2015 war ein Friedensprozess gescheitert.
    Quelle: AP, Reuters, dpa, AFP

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