Flucht vor dem Krieg im Sudan:Der Südsudan: Ein Land im Ausnahmezustand
von Susann von Lojewski, Malakal/Südsudan
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Der Südsudan wird zum Zufluchtsort für Tausende vor dem Krieg im Sudan. Doch die Hilfe ist knapp, die Ressourcen begrenzt. Ein Einblick in das Leben der Geflüchteten.
Fast eine Million Menschen haben im Südsudan Zuflucht gesucht und leben dort unter katastrophalen Bedingungen. 18.12.2024 | 2:49 min
Nyador Kong sitzt mit ihren fünf Kindern seit Stunden in der brütenden Sonne. Ihr Gesicht ist von der Hitze gezeichnet, das jüngste Kind in ein Tuch gewickelt, hält sie fest in ihren Armen.
Wie Hunderttausende andere ist die Familie vor dem Krieg im Sudan nach Malakal im Südsudan geflüchtet, auf der verzweifelten Suche nach Sicherheit. "Mein Mann wurde im Krieg krank und sein Gesundheitszustand hat sich massiv verschlechtert", erzählt Nyador Kong.
Hunderttausende Menschen auf der Flucht
Seit über anderthalb Jahren tobt im Sudan ein verheerender Krieg zwischen dem Militär und der paramilitärischen RSF-Miliz. Der Machtkampf zwischen einst Verbündeten hat das Land in den Abgrund gestürzt.
Hunderttausende Menschen sind gezwungen, ihre Heimat zu verlassen, suchen Zuflucht im Nachbarland Südsudan. Die allermeisten sind Frauen und Kinder.
Seit April 2023 kämpfen im Sudan zwei Generäle mit ihren Militärtruppen um die Macht. Der Bürgerkrieg hat das Land in eine humanitäre Krise gestürzt. Tausende Zivilisten sind verletzt oder getötet worden. Es gibt Berichte über Massentötungen und sexualisierte Gewalt. Bei einer Geberkonferenz in Paris haben westliche Länder dem Sudan mehr als zwei Milliarden Euro für humanitäre Hilfe zugesichert. Auch das ZDF hat einen Spendenaufruf gestartet.
Ressourcen für Hilfe sind knapp
Verzweifelt kämpfen Hilfsorganisationen darum, die Geflüchteten wenigstens mit dem Nötigsten zu versorgen. Doch wegen der vielen Kriege auf der Welt sind die Mittel knapp.
"Die größte Herausforderung ist, dass der Südsudan ohnehin ein sehr armes Land ist", erklärt Igor Latluk vom UN-Flüchtlingshilfswerk Südsudan. "Die Infrastruktur ist sehr schlecht. Es ist wirklich herausfordernd, so viele Menschen hier unterzubringen."
Grafik: Die größten Krisen der Welt
Quelle: ZDF/Imago
Aktuell kommen jeden Tag 3.000 Hilfssuchende nach Malakal. Unter Hochdruck bauen sie weitere Unterkünfte. Viele, die hier eintreffen, sind knapp mit dem Leben davon gekommen.
Adam Ibrahim und Adam Ahmed waren einfache Geschäftsleute im Sudan. Rebellen schossen sie nieder. "Eines Abends haben sie sich mir genähert und gedroht mir mein Geld abzunehmen. Als ich mich weigerte, haben sie mit einem Gewehr auf mich geschossen", berichtet Adam Ahmed, Geflüchteter aus dem Sudan.
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Im örtlichen Krankenhaus streiken die Ärzte
Das örtliche Krankenhaus ist längst überlastet. Seit Monaten gibt es keine Medikamente. Nach fast einem Jahr ohne Gehalt streiken jetzt auch noch Ärzte und Pflegekräfte. Trotzdem warten Hunderte vor der Tür, in der Hoffnung, dass doch irgendwoher Hilfe kommt.
"Es ist eine schreckliche Situation für alle, für die Patienten, die medizinische Hilfe brauchen und für die Ärzte und das Pflegepersonal, weil sie nichts haben, um zu überleben", erzählt Dr. Khat Deng, Direktor des Krankenhaus in Malakal. "Alle müssen kämpfen."
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Hoffnung für Familie Kong
Nyador Kong und ihre fünf Kinder können endlich aufbrechen. Das UN-Flüchtlingshilfswerk bringt sie mit einem Schiff den Nil hinunter in ein anderes Camp. Viel mehr Hilfe wird es für sie und Tausende andere auch dort nicht geben. Doch immerhin, es bringt sie weiter weg vom Kriegsland Sudan.
Susann von Lojewski ist Leiterin des ZDF-Studios in Nairobi.
Quelle: ZDF
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