Belgrad: Auto fährt in Protestversammlung - zwei Verletzte

    Zwei Frauen verletzt:Auto fährt in Protestversammlung in Belgrad

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    In Belgrad ist erneut ein Auto in eine stille Protestversammlung gegen Korruption gefahren. Es war bereits der dritte Vorfall dieser Art in den vergangenen Wochen.

    Serbien, Novi Sad: Menschen nehmen an einer Demonstration teil, einen Tag nach dem Angriff auf Studenten durch Schläger mit Baseballschlägern.
    In Serbien gehen die Proteste nach dem Rücktritt von Ministerpräsident Vucevic weiter. Innerhalb von zehn Tagen will Präsident Vucic entscheiden, ob es vorgezogene Neuwahlen gibt.29.01.2025 | 0:16 min
    In der serbischen Hauptstadt Belgrad ist erneut ein Auto in eine stille Protestversammlung gegen Korruption gefahren. Auf einem Video war am Freitag zu sehen, wie zwei Frauen auf den Bürgersteig geschleudert werden. Die Opfer arbeiten als Ärztinnen an einem nahe gelegenen psychiatrischen Krankenhaus. Medienberichten zufolge schlugen sie mit ihren Köpfen auf dem Straßenpflaster auf und wurden untersucht. Es war bereits der dritte Vorfall dieser Art in den vergangenen Wochen.
    Die Demonstranten hatten sich zu 15 Minuten stillem Gedenken an die Todesopfer eines Dacheinsturzes in Novi Sad versammelt. Das äußere Vordach des Bahnhofs der nordserbischen Stadt war am 1. November plötzlich eingestürzt und hatte die darunter stehenden oder sitzenden Menschen unter sich begraben. 14 Menschen waren sofort tot, ein Verletzter starb später im Krankenhaus.

    Unglück führte zu wochenlangen Straßenprotesten

    Viele in Serbien halten das Unglück für die Folge von Korruption und mangelnder Transparenz, die zu schlampiger Arbeit bei der Renovierung des Bahnhofsgebäudes geführt habe. Das Unglück hat zu wochenlangen Straßenprotesten gegen den populistischen Präsidenten Aleksandar Vucic und seine Regierung geführt.
    Der serbische Ministerpräsident Milos Vucevic kommt zu einer Pressekonferenz in Belgrad.
    Der serbischen Ministerpräsident Vucevic ist nach Korruptionsvorwürfen zurückgetreten. Nach dem Einsturz einer Bahnhofshalle kam es im Land seit Wochen zu Demonstrationen.28.01.2025 | 0:22 min
    Regierungsnahe Gewalttäter haben die Demonstranten, darunter viele Studenten, wiederholt angegriffen und schon zuvor zweimal Autos in Demonstrationen gerammt. Bei den früheren Angriffen wurden zwei Menschen schwer verletzt.
    Unterdessen setzten Hunderte Studierende am Freitag einen Marsch gegen Korruption in die Stadt Novi Sad fort. Sie kampierten bei eisigen Temperaturen über Nacht größtenteils auf einem Fußballfeld.

    Vucic: Land von innen und von außen angegriffen

    Als sie am Donnerstag auf halbem Wege ihrer etwa 80 Kilometer langen Strecke von Belgrad nach Novi Sad im Ort Indija ankamen, wurden sie von Ortsansässigen mit Feuerwerk und Jubel begrüßt. An diesem Samstag wollen die Demonstranten in Novi Sad drei Brücken über der Donau blockieren, um daran zu erinnern, dass der Einsturz genau drei Monate her ist.
    Vucic und andere Behördenvertreter hatten zunächst die Strategie gefahren, die Studentinnen und Studenten zu beschuldigen, mit ausländischen Mächten zusammenzuarbeiten, um den Präsidenten aus dem Amt zu jagen. Später wurden ihnen Zugeständnisse angeboten - gepaart mit verschleierten Drohungen von Vucics Unterstützern, dass die Geduld "zu Ende" gehe. Am Freitag sagte Vucic, es sei offenkundig, dass das Land sowohl von innen als auch von außen angegriffen werde.
    Demonstrationszug von jungen Leuten, vorne wird ein riesiges Plakat mit einer blutroten Hand hochgehalten.
    Die Anführer der seit Wochen andauernden Studentenproteste haben die Bürger in Serbien am 24. Januar zu "allgemeinem zivilen Ungehorsam" aufgerufen.24.01.2025 | 4:50 min

    Ministerpräsident Vucevic tritt zurück

    Die seit Monaten laufenden Straßenproteste dauern an, obwohl Vucevic vor drei Tagen zurückgetreten ist. Er hatte seinen Schritt damit begründet, dass zuvor ein Schlägertrupp der regierenden Serbischen Fortschrittspartei (SNS) in Novi Sad mehrere Studenten mit Baseballschlägern misshandelt und verletzt hatte.
    Seit dem Einsturz des Bahnhofsvordachs demonstrieren die Studenten in Belgrad und anderen Orten Serbiens fast täglich, blockieren Straßen und halten die Universitäten besetzt. Sie beanstanden vor allem, dass Behörden und Justiz nicht für Transparenz zu den Ursachen dieses Unglücks sorgen.

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    Quelle: dpa

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    Quelle: AP; dpa

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