Sacharow-Preis für Venezuelas Demokraten

    Auszeichnung des EU-Parlaments:Sacharow-Preis für Venezuelas Demokraten

    von Susanne Pohlmann
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    Für den Kampf um einen freien, fairen und friedlichen Machtwechsel: Das Straßburger EU-Parlament hat Politiker aus Venezuela mit dem Sacharow-Preis ausgezeichnet.

    Straßburg, Europäisches Parlament ehrt Opposition in Venezuela mit Sacharow-Preis für Menschenrechte
    Ausgezeichnet wurden die Oppositions-Chefs María Machado und Edmundo González.17.12.2024 | 0:22 min
    "Meine Damen und Herren, darf ich Sie bitten sich auf Ihre Plätze zu begeben. Für einen besonderen Moment..." So leitete Roberta Metsola, die Präsidentin des Europaparlaments, heute in Straßburg die feierliche Verleihung des Sacharow-Menschenrechtspreises ein.
    Ausgezeichnet wurde die führende Vertreterin der demokratischen Kräfte in Venezuela, Maria Corina Machado. Die Politikerin ist Mitgründerin der venezolanischen Wahlbeobachtungs- und Bürgerrechtsgruppe Súmate.
    Ebenfalls Preisträger: Der gewählte Präsident Edmundo Gonzáles Urrutia, der sich derzeit im spanischen Exil aufhält und von dort nach Straßburg anreiste.

    Sieben Millionen Menschen haben für einen Wandel gestimmt. Das ist nie zuvor passiert.

    Edmundo Gonzáles Urrutia, Sacharow-Preisträger

    Anerkennung durch die EU

    Die EU hat Urrutia in seiner Entschließung am 19. September 2024 als rechtmäßigen und demokratisch gewählten Präsidenten von Venezuela, sowie María Corina Machado als Anführerin der demokratischen Kräfte des Landes anerkannt. Die Abgeordneten betonten zudem, dass Berichte internationaler Wahlbeobachtungsmissionen klar zeigten, dass die venezolanischen Präsidentschaftswahl nicht den internationalen Standards für die Integrität von Wahlen genügte.

    Wenn es etwas gibt, das wir aus dem Kampf von Edmundo und seinen Landsleuten lernen können, dann dass sie nicht aufgeben, dass es sich lohnt, für die Demokratie zu kämpfen.

    Roberta Metsola, EU-Parlamentspräsidentin

    Die venzolanischen Oppositionellen María Corina Machado (links) und Edmundo González Urrutia in Carracas.
    Die Entscheidung wurde bereits im Oktober bekanntgegeben. Der Preis ist mit 50.000 Euro dotiert.24.10.2024 | 0:25 min

    Demokraten leben gefährlich

    Nachdem Maria Corina Machado bei der Präsidentschaftswahl in Venezuela die Kandidatur untersagt wurde, ging sie im August 2024 in den Untergrund, weil sie um ihr Leben und ihre Freiheit fürchtete. Aus diesem Grund wurde die 57-Jährige im Europäischen Parlament nur per Video zugeschaltet.

    Wir wissen, dass wir Erfolg haben werden (…). Venezuelas Sieg wird der Sieg der gesamten Menschheit sein.

    Maria Corina Machado, Sacharow-Preisträgerin

    Die Auszeichnung nahm ihre Tochter Ana Corina Sosa, stellvertretend für ihre Mutter entgegen.

    Die demokratischen Regierungen in Europa müssen erkennen, dass das, was in Venezuela passiert, Auswirkungen auf die ganze Welt haben wird.

    Ana Corina Sosa, Tochter von Maria Corina Machado

    Der 75-jährige Urrutia war statt Machado ins Rennen bei der Präsidentschaftswahl gegangen. Nach Angaben seiner Anhänger gewann er die Wahl mit 67 Prozent der Stimmen. Die regierungstreue Wahlbehörde erklärte dagegen den bisherigen Amtsinhaber Maduro mit 52 Prozent der Stimmen zum Sieger. Bei Massenprotesten, die danach in Venezuela ausbrachen, starben 28 Personen.
    Im Interview mit ZDFheute sagt Urrutia, sein Team erarbeite ein Programm mit vielen politischen und sozialen Maßnahmen, die in Kraft treten würden, sobald er die Macht übernehmen würde.

    Die Venezolaner sind erschöpft von Korruption und Misswirtschaft. Es ist Zeit für eine Erneuerung.

    Edmundo Gonzáles Urrutia, Sacharow-Preisträger

    Zur geplanten Vereidigung des Präsidenten am 10. Januar plant Urrutia in sein Heimatland zurückzukehren. Auf die Frage von ZDFheute, ob er nicht befürchte, verhaftet zu werden, sagte er: "Ich werde mein Bestes tun, ihnen nicht zu erlauben mich zu fangen."
    Edmundo González und seine Ehefrau Mercedes Lopez
    González hatte im September das Land verlassen. Gegen ihn liegt in Venezuela ein Haftbefehl vor.08.09.2024 | 0:26 min

    Umstrittene Wahl

    Die Wahl der Oppositionspolitiker war im EU-Parlament keineswegs unumstritten: Denn die linken und liberalen Fraktionen wollten Ihre Stimmen der von Palästinenserinnen geführten Vereinigung "Women of the sun" geben. Die Fraktion der Grünen favorisierten dagegen Gubad Ibadoghlu, einen Klimaforscher aus Aserbaidschan, der in seinem Land unter Hausarrest gestellt wurde.
    Der Vorschlag der venezolanischen Oppositionspolitiker kam von der Europäischen Volkspartei, EVP. Durchsetzen konnte sie sich aber nur mithilfe der PfE, der rechtsextremen "Patrioten für Europa", der zum Beispiel auch die ungarische Fidesz-Partei angehört, und der EKR, den Europäischen Konservativen und Reformern.

    Brandmauer nach Rechts

    Nicolas Maduro auf Veranstaltung im September
    Sechs ausländische Staatsbürger sollen ein Anschlag auf Venezuelas Präsident Maduro geplant haben und wurden im September festgenommen. Ihr Plan sei die Destabilisierung des Landes gewesen.15.09.2024 | 0:21 min
    Die vierte Fraktion, die mitstimmte, war die Fraktion Europa der Souveränen Nationen. Ihr gehörten auch Mitglieder der AfDan. Das kann als eine Art Dammbruch gesehen werden. Auf die Frage von ZDFheute, wie sie diese Mehrheitsfindung finde, erklärt Hannah Neumann, Mitglied des Europäischen Parlaments aus der Fraktion Die Grünen/EFA: "Alle die auf der Shortlist stehen, haben den Preis wirklich verdient. Das Problem der Brandmauer ist ein sehr großes. Es ist schmerzhaft, dass sie grad bei Menschenrechtspreis mal wieder gefallen ist, aber skandalisieren, lautstart protestieren sollten wir bei anderen politischen Entscheidungen."

    Eine Person hält ein Smartphone in der Hand. Darauf ist der WhatsApp-Channel der ZDFheute zu sehen.
    Quelle: ZDF

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