Kuriose Karriere: Putins Tiger-Botschafterin

    Österreichs Ex-Ministerin Kneissl:Kuriose Karriere: Putins Tiger-Botschafterin

    von Felix Klauser
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    Österreichs Ex-Außenministerin Kneissl ist Tierliebhaberin, ihre Ponys ließ sie von Putins Armee nach St. Petersburg fliegen. Ihr Posten als Tiger-Beauftragte? Nur folgerichtig.

    Karin Kneissl beim Wirtschaftsforum in St. Petersburg
    Wiens frühere Chef-Diplomatin Karin Kneissl lebt in Russland. Sie wurde von Putin zur Tiger-Beauftragten ernannt.
    Quelle: Ulf Mauder/dpa

    In Österreich leben - von Zoos mal abgesehen - keine Tiger. Das dürfte die wenigsten überraschen und ist dieser Tage doch erwähnenswert. Denn vermutlich ist nur so zu erklären, dass Karin Kneissl, die ehemalige Außenministerin Österreichs, nach Russland ausweichen musste, um Tiger-Botschafterin zu werden. Und zwar von Wladimir Putin. Ihre Aufgabe: Sie soll sich für den Schutz des Amurtigers einsetzen.
    Karin Kneissl und der Kremlchef: Das ist eine Geschichte jahrelanger Verbundenheit und gewisser Kuriosität. Es ist allerdings auch die Geschichte darüber, wie eine österreichische Spitzenpolitikerin zum Sprachrohr des Kreml wurde. Aber eins nach dem anderen.
    Grafik von Wladimir Putin vor schwarzem Hintergrund
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    Walzer mit Wladimir Putin

    Erstmal gilt es festzuhalten, dass das erste erwähnenswerte Aufeinandertreffen von Kneissl und Putin im Jahr 2018 verzeichnet wird. Damals feierte die von der FPÖ angeworbene Ministerin eine Hochzeit in der Steiermark. Neben hochrangigen Gästen aus Österreichs Politbetrieb war auch ein besonderer Gast aus Russland geladen.
    Über den Überraschtheitsgrad der Hochzeitsgesellschaft angesichts des Besuchs von Wladimir Putin ist wenig bekannt - nur, dass Putin und Kneissl zusammen einen Walzer aufs Parkett legten und Kneissl später einen Knicks vor dem Kremlchef vollführte. Die Presse reagierte überrascht bis empört - Karin Kneissl angesichts des Medienechos wohl ebenfalls.
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    Für Ölkonzern Rosneft im Aufsichtsrat

    Die Szene sorgte auch deshalb für Aufregung, weil Russland im Jahr 2018 bereits seit vier Jahren die Krim völkerrechtswidrig annektiert hatte. Aus der G7-Gruppe (beziehungsweise vormals G8) war das Land bereits ausgeschlossen, die Entfremdung vom Westen nahm Fahrt auf. Von Russland - und von Karin Kneissl.
    2019 verlor letztere ihr Amt als österreichische Außenministerin. Drei Jahre später zog es sie in den Aufsichtsrat des russischen Ölkonzerns Rosneft. Angebliches Jahresgehalt: eine halbe Million Dollar. Den Posten gab Kneissl ein Jahr später wieder auf - kurz nach Russlands Einmarsch in die Ukraine.
    Montage: Zentral im Bild Russlands Präsident Putin. Links und rechts dahinter die russischen Oligarchen Abramowitsch (nachdenklich) und Chodorkowski (hinter Gittern); links im Hintergrund zudem eine Luxusjacht und die Flagge des FC Chelsea.
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    Ponys nach St. Petersburg - im Militärflugzeug

    Im September 2023 sorgte die 59-Jährige erneut für Schlagzeilen und gab - um langsam aufs Tiger-Thema zurückzukommen - der breiteren Öffentlichkeit einen Einblick in ihre Zuneigung zu Tieren. Russlands Armee war damals in Syrien aktiv, unterstützte das Assad-Regime und widmete sich dann einer speziellen Operation.
    In jenem Spätsommer transportierte ein russisches Iljuschin-Transportflugzeug eine besondere Fracht von Syrien nach St. Petersburg. An Bord zwei Ponys. Von Karin Kneissl. Behilflich dabei: das 224. Fluggeschwader des russischen Verteidigungsministeriums, das zu jener Zeit normalerweise Wagner-Truppen transportierte.
    Zur selben Zeit zog Kneissl nach St. Petersburg, um einen russischen Thinktank zu leiten. Seitdem verbreitet sie auf Telegram ihre ganz eigene Sicht auf die Dinge. Beispiel: "Es gibt hier [also in Russland] Rechtsstaatlichkeit und Freiheit".
    Ein Tiger steht hinter einem Gitter.
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    Tierliebhaberin und Tiger-Beauftragte

    Jetzt aber zum Tiger - und zum jüngsten Kapitel in der Karriere Karin Kneissls. 750 Exemplare des Amurtigers, immerhin größtes Raubtier der Welt und nach wie vor bedroht, soll es in Russland mittlerweile wieder geben. Sie stehen nun unter dem Schutz der Ex-Ministerin.
    Putin selbst habe Kneissl als neue Tiger-Botschafterin ernannt, vermeldete die staatliche Moskauer Nachrichtenagentur. Für den Amurtiger kann das nur eine gute Nachricht sein.
    Felix Klauser berichtet als Korrespondent über Russland, den Kaukasus und Zentralasien.
    Wladimir Putin in sakraler Umgebung.
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