Putin und seine Freunde: Welche Rolle spielen deren Söhne?
Analyse
Machtzirkel im Kreml:Putin und die Söhne seiner Freunde
von Sebastian Ehm
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Im Schatten von Putins Kabinettsumbildung bringt sich eine Garde junger Emporkömmlinge in Stellung. Es sind die Söhne von Vertrauten des Präsidenten.
Er täuscht seine Gegner, verbreitet Angst und Schrecken und gibt sich als neuer Zar. Wladimir Putin herrscht mit eisernen Mitteln. Ist Russlands Präsident wirklich unberechenbar?15.03.2024 | 21:10 min
Nikolai Patruschew ist einer der mächtigsten Männer Russlands. Er folgte Wladimir Putin als Chef des Geheimdienstes FSB nach und stand zuletzt dem Sicherheitsrat vor. Als Hardliner gab er dem Gremium ein gewisses Standing. Nun musste er seinen Platz räumen, weil Putin einen Posten für den geschassten Verteidigungsminister Schoigu brauchte. Patruschew wird nun Assistent des Präsidenten.
In der Nomenklatura Russlands normalerweise ein Posten für jemand, der kurz vor der Rente steht. Es wäre auch logisch, denn Nikolaj Patruschew ist 72 Jahre alt.
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Nikolaj Patruschew baut vor
Doch als Assistent hat Patruschew nun direkten Zugang zum Präsidenten, wann immer er will. Minister oder andere Berater müssen einen Termin machen. Nun könnte man das noch als schwachen Trost abtun für einen altgedienten Mitstreiter Putins, der auf die Rente zugeht. Doch Nikolai Patruschew hat weiter vorgesorgt: Er hat seinen Sohn Dimitrij Patruschew im Machtzirkel platziert.
Denn der 46-jährige Junior wird russischer Vizepremier und ist zukünftig zuständig für die Koordination der Ministerien, die sich um Landwirtschaft und natürliche Ressourcen kümmern. Ein mächtiger und einflussreicher Posten. Er sitzt damit an einer der wichtigsten Schaltstellen der russischen Wirtschaft. Erfolge in den von ihm überwachten Ressorts sind für den Krieg in der Ukraine überlebenswichtig.
Im innersten Macht-Zirkel Putins: Nikolai Patruschew (Archivfoto)
Quelle: RIA Nowosti
Auch Medienmogul Kowaltschuk schickt den Sohn vor
Doch nicht nur Patruschew der Ältere bringt seinen Zögling in Stellung. Auch der Milliardär und Medienmogul Jurij Kowaltschuk mischt mit im Machtspiel. Er war früher bekannt als "Putins Banker", weil er jahrelang Vorsitzender der Rossija-Bank war und Putins Geldgeschäfte gemanagt hat. Wohl zur Zufriedenheit Putins, denn der Zögling Kowaltschuks, Boris, erhält ebenfalls einen wichtigen Posten.
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Wie Patruschew der Jüngere ist auch Kowaltschuk Junior 46 Jahre alt und wurde von Putin als Chef des Rechnungshofes vorgeschlagen. Was klingt wie ein eher technischer Hinterzimmer-Posten in der Verwaltung, ist in Wahrheit einer mit viel Einfluss. Er hat im Jahr mehrere Treffen mit Putin persönlich und überwacht die Ausgaben der Ministerien und der staatlichen Unternehmen.
Vor dem Hintergrund der Korruptions-Festnahmen im Verteidigungsministerium und der dortigen Installation des Ökonomen Beloussow ist es ein mächtiger Posten. Putin will die Kriegswirtschaft effizienter machen. Der Posten von Kowaltschuk Junior dürfte eine Schlüsselrolle spielen.
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Putin setzt auf vertraute Clans
Viele Personen in Wladimir Putins Machtzirkel sind weit über 60. Er kennt viele von ihnen noch aus St. Petersburg. Nun scheint es, als installiere er eine neue Generation von Vertrauten. Für den russischen Politologen Stanislaw Belkowski ist dieser Schritt logisch.
Putin vertraut nur Menschen, die er seit mindestens 30 Jahren oder länger kennt. Diese Leute führen Clans in Putins Machtsystem an.
Belkowski weiter: "Jede Person in seinem Team repräsentiert einen Clan, und die Treue dieser Person wird durch seinen Clan garantiert. Mit zunehmendem Alter Putins altert auch sein Team. Die nun nominierten jungen Leute sind Vertreter derselben Clans."
Putin will sich damit absichern. Seit dem versuchten Putsch von Jewgenij Prigoschin ist er noch vorsichtiger geworden. Er tut dies auf archaische Art, nach dem Motto: Blut ist dicker als Wasser. Sein Ziel aber bleibt das gleiche: Die volle Kontrolle über den Kreml und über Russland.
Sebastian Ehm berichtet als Korrespondent über Russland, den Kaukasus und Zentralasien.
Ob Wagner-Chef Prigoschin ermordet wurde, wird sich womöglich nie klären lassen. Sein Tod fügt sich in eine Liste ominöser Todesfälle von Oligarchen, die Putin in die Quere kamen.
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