Politikwissenschaftler: "Hisbollah in strategischem Dilemma"

    Interview

    Politologe Fathollah-Nejad:Experte: "Hisbollah in strategischem Dilemma"

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    Die Hisbollah müsse die "Abschreckung wiederherstellen", so der Politikwissenschaftler Fathollah-Nejad. Aber mit einer zu starken Reaktion würde man "einen großen Krieg" riskieren.

    sgs Fathollah-Nejad
    Sehen Sie hier das Interview mit Fathollah-Nejad in voller Länge. 20.09.2024 | 4:25 min
    Im Süden des Libanons intensiviert Israel seine Angriffe auf Ziele der Hisbollah. Nach den Explosionen von Kommunikationsgeräten droht Hisbollah-Führer Hassan Nasrallah mit Vergeltung.
    Wie stark die Hisbollah geschwächt ist und wie eine Vergeltung aussehen könnte, darauf hat Politikwissenschaftler Ali Fathollah-Nejad Antworten.
    Sehen Sie das Interview oben in voller Länge oder lesen Sie es unten in Auszügen.
    Im Interview mit dem ZDF heute journal update stellt Fathollah-Nejad fest, dass ...

    ... die Hisbollah geschwächt ist

    Hisbollah-Anführer Hassan Nasrallah räumte am Donnerstag einen "schweren Schlag" gegen seine Miliz ein. Israel habe mit den Explosionen "alle roten Linien überschritten", erklärte er in einer Fernsehansprache. 
    Die Hisbollah werde darauf reagieren, über Ort und Zeitpunkt werde die Hisbollah aber noch entscheiden, sagt Fathollah-Nejad im ZDF. Die Hisbollah untersuche wohl aktuell, was genau in der Lieferkette passiert ist. Von der Produktion der Pager und Walkie-Talkies bis hin zum Abnehmer laufe die Untersuchung. Sobald diese Untersuchung abgeschlossen sei, so Nasrallah, werde die Hisbollah entscheiden, was zu tun ist.

    X-Post von Ali Fathollah-Nejad

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    ... sich die Hisbollah in einem strategischen Dilemma befindet

    Einerseits seien die Pager-Explosionen eine beispiellose Demütigung für die Hisbollah, die sich als politisch äußerst robust darstellt, sagt Fathollah-Nejad. "Es ist eine geheimdienstliche Blöße."
    Auf der anderen Seite befinde sich die Hisbollah in einem strategischen Dilemma. Das könne man seit dem Ausbruch des Krieges im Gazastreifen schon beobachten. Die Hisbollah stehe unter Handlungsdruck, die Abschreckung gegen Israel widerherzustellen.

    Aber verkalkuliert man sich und wird diese Reaktion zu stark, dann würde man einen großen Krieg gegen Israel und womöglich die USA im Schlepptau riskieren.

    Ali Fathollah-Nejad, Politikwissenschaftler

    Das wäre nicht im Interesse der Hisbollah und auch nicht im Interesse der Schutzmacht der Hisbollah, der Islamischen Republik Iran. Auch die iranische Seite halte sich zurück, Staatsmedien sprechen davon, dass der iranische Botschafter nur leicht verletzt sei. Die "New York Times" berichtet jedoch, dass er ein Auge verloren habe könnte.
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    Aber auch die iranische Seite müsse aufpassen, dass "sein militärisches Kronjuwel, die Hisbollah, nicht zu sehr das Pulver verschießt". Die Hisbollah verfüge über ein Arsenal von mehr als 150.000 Raketen, die man gegen Israel einsetzen könne. Diese könnten auch "die israelischen Raketen-Abwehrschirme übermannen".
    Falls die Hisbollah dieses Maximal-Szenario verfolgen sollte, dann würde Israel zurückschlagen, sagt der Politikwissenschaftler. "Also ein großer Krieg würde folgen, was für die israelische Seite und auch für die Hisbollah-Seite sicherlich mit sehr großen Risiken verbunden ist."
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    ... die Hisbollah ein großes Raketen-Arsenal besitzt

    Im Libanon herrscht die Sorge vor einer möglichen Bodenoffensive Israels im Süden des Nachbarlands. Israel will die Hisbollah wieder aus dem Grenzgebiet verdrängen, um die Sicherheit seiner Bürger im Norden zu gewährleisten. Einen Teil ihrer Truppen hat die israelische Armee bereits in den Norden verlegt.
    Deutet das auf eine Bodenoffensive hin? Das sei schwierig zu beantworten, sagt Fathollah-Nejad. Der israelische Verteidigungsminister Joav Galant sprach von einer neuen Phase des Krieges". Die Hisbollah stelle mit ihrem Raketen-Arsenal eine sicherheitspolitische Herausforderung für die israelische Seite dar.
    Und das gelte unabhängig vom Ausgang und Fortverlauf des Gaza-Krieges, so der Politikwissenschaftler. "Gehen wir davon aus, dass wir im Gaza-Krieg einen Waffenstillstand bekommen - früher oder später. Dann bedeutet das nicht, dass sich die Konfliktlinie zwischen Israel und der Hisbollah und zwischen Israel und der Islamischen Republik Iran auflöst."
    Das Interview führte ZDF-Moderatorin Nazan Gökdemir. Zusammengefasst hat es ZDF-Redakteurin Katharina Schuster.

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