Parlamentswahlen in Österreich: FPÖ laut Hochrechnung vorne

    Parlamentswahl in Österreich :Hochrechnung: FPÖ auf Platz eins

    Laura Meyer
    von Laura Meyer, Wien
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    Österreich hat ein neues Parlament gewählt. Hochrechnungen zufolge gewinnt die FPÖ mit dem besten Ergebnis jemals bei einer Nationalratswahl.

    Herbert Kickl (FPÖ) und Karl Nehammer (ÖVP) geben sich die Hand nach den ersten Hochrechnungen.
    Laut Hochrechnung vom ORF hat die rechtspopulistische FPÖ die Parlamentswahl in Österreich gewonnen. Die konservative ÖVP von Bundeskanzler Nehammer landet auf dem zweiten Platz.29.09.2024 | 1:42 min
    Österreich hat ein neues Parlament gewählt: einer Hochrechnung zufolge liegt die FPÖ mit 28,8 % auf Platz eins, gefolgt von der ÖVP mit 26,3 %. Die SPÖ erreichte 21,0 %, die NEOS erreichten 9,2 % und die Grünen 8,3 % der Wählerstimmen der Hochrechnung zufolge. Die beiden kleineren Parteien KPÖ und BIER-Partei haben den Einzug in den Nationalrat nicht geschafft.
    Insgesamt waren rund 6,3 Millionen Österreicherinnen und Österreicher wahlberechtigt. Die Wahlbeteiligung dürfte aktuellen Hochrechnungen zufolge höher sein als bei der letzten Nationalratswahl im Jahr 2019. Damals lag sie bei 75,59 %.

    Welche Koalitionen sind rechnerisch möglich?

    Rechnerisch ist neben den Koalitionsoptionen FPÖ mit ÖVP sowie ÖVP mit SPÖ nur eine Dreierkoalition möglich - das wäre ein politisches Novum in Österreich. Der ÖVP-Spitzenkandidat Karl Nehammer hat eine Regierungskoalition seiner Partei mit der FPÖ unter der Beteiligung Herbert Kickls allerdings ausgeschlossen - und dies auch am Wahlabend wiederholt.

    So lautet die Hochrechnung der Nationalratswahl 2024 im Detail

    • Freiheitliche Partei Österreichs (FPÖ): 28,8 % (+12,7 %)
    • Österreichische Volkspartei (ÖVP): 26,3 % (-11,2 %)
    • Sozialdemokratische Partei Österreichs (SPÖ): 21,0 % (-0,2%)
    • NEOS: 9,2 % (+1,1 %)
    • Grüne: 8,3% (-5,6 %)
    • BIER-Partei: 2,0 % (+1,9%)
    • Kommunistische Partei Österreichs (KPÖ): 2,4 % (+1,7%)
    Quelle: Foresight Institut für ORF und APA (Stand: 20:54 Uhr). Die maximale Schwankungsbreite der Hochrechnung beträgt rund 0,5 Prozent.

    Aktuelle Mandatsverteilung

    • FPÖ: 57 Sitze (+26)
    • ÖVP: 51 Sitze (-20)
    • SPÖ: 41 Sitze (+1)
    • Grüne: 16 Sitze (-10)
    • NEOS: 18 Sitze (+3)
    (Stand: 20:54 Uhr)

    Das bedeutet die Wahl politisch

    "Es ist ein historisches Ergebnis für die FPÖ - noch nie war sie so stark", so ZDF-Korrespondentin Britta Hilpert.
    Weiter analysiert sie: "Aber trotzdem kann Herbert Kickl nicht unbedingt damit rechnen, dass er wie er es nennt "Volkskanzler" wird. Denn die ÖVP hat zwar verloren, aber sie bleibt in der Rolle des Königsmachers. Eine Koalition gibt es nur mit der ÖVP und die hat Herbert Kickl als Partner ausgeschlossen.

    Die Verfassung gibt nur wenige Regeln für die Bildung der Regierung vor. Es ist gelebte Praxis, dass der Bundespräsident einer Person den Auftrag zur Bildung einer Regierung erteilt. Er orientiert sich in der Regel an der Person, dessen Partei die stärkste Kraft ist und die eine stabile Regierungsmehrheit aufstellen kann. In Ausnahmefällen, etwa weil der Wahlausgang zu unklaren Mehrheiten geführt hat, kann der Bundespräsident vor dem Auftrag zur Bildung eine Regierung die Parteien zunächst sondieren lassen. Kann die beauftragte Person eine mögliche Regierungs-Mannschaft stellen, wird sie vom Bundesspräsidenten vereidigt – in Österreich heißt das angelobt. Eine reguläre Legislaturperiode beträgt fünf Jahre. Anders als in Deutschland benötigen die Parteien vier Prozent der Stimmen, um ins Parlament einzuziehen.

    "Koalition nur ohne Kickl" - das hat die unterlegene ÖVP heute Abend noch mal betont. Und doch ist eine rechts-rechte Koalition in Österreich denkbar. Dafür allerdings müsste Herbert Kickl, der Macher des größten Wahlsieges der FPÖ, zurücktreten. Es ist unwahrscheinlich, dass er das tut."
    SGS Hilpert
    Die FPÖ gewinnt die Parlamentswahl in Österreich, knapp vor der ÖVP. Was das Wahlergebnis bedeutet, erläutert ZDF-Korrespondentin Britta Hilpert. 29.09.2024 | 1:15 min

    Das sagen die Parteien

    Die Spitzenkandidaten der Parteien trafen am Abend im ORF in einer Elefantenrunde zusammen und diskutierten sachlich miteinander. Wahlsieger Herbert Kickl (FPÖ) betonte, dass der Wähler ein Machtwort gesprochen habe - so wie jetzt könne es nicht weitergehen. Den Kanzlersessel reklamiert der FPÖ-Chef für sich.

    Wir sind bereit eine Regierung zu führen – eigentlich müssen sie die anderen fragen, wie sie‘s mit der Demokratie halten.

    Herbert Kickl, FPÖ

    Der amtierende Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) gratuliert den Siegern und spricht von einem bitteren Ergebnis für seine Partei. Zuvor hatte sich Nehammer bei einem Auftritt auf der Wahlparty seiner Partei betont zuversichtlich gezeigt und stellte das Positive für seine Partei in den Vordergrund.
    SPÖ-Parteichef Andreas Babler hat sich ebenfalls unzufrieden gezeigt. "Das Ergebnis der Sozialdemokratie ist nicht das, was man sich wünschen würde", sagte er im ORF.
    NEOS-Chefin Beate Meinl-Reisinger zeigte sich zufrieden - ihre Partei hatte als einzige neben der FPÖ Wählerstimmen hinzugewonnen. Sie sieht das Wahlergebnis als einen Auftrag an die NEOS.
    Der Grüne Werner Kogler äußerte sich enttäuscht und sagt, dass ihnen ein "besseres Ergebnis" lieber sei. Der Ansporn müsse nun sein, wieder stärker zu werden. "Allerdings bleibt die Frage: Wie soll das Land weiter regiert werden? Wir werden da unseren Beitrag leisten", sagte er im ORF.

    Eine Person hält ein Smartphone in der Hand. Darauf ist der WhatsApp-Channel der ZDFheute zu sehen.
    Quelle: ZDF

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