USA und Ecowas: Diplomatie statt Waffen im Niger

    Strategie von USA und Ecowas:Diplomatie statt Waffen im Niger

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    Trotz angedrohten militärischen Konsequenzen wird die westafrikanische Staatengemeinschaft im Niger wohl eher auf Diplomatie setzten. Die USA hatten damit jedoch keinen Erfolg.

    Eine Gruppe Männer kauft Lottotickets an einem kleinen Stand in Niger.
    In Niger haben die Putschisten den früheren Finanzminister Lamine Zeine zum Premier ernannt, so ein Militärsprecher. Die Staatengemeinschaft Ecowas will über das Vorgehen beraten.08.08.2023 | 0:26 min
    Die US-Spitzendiplomatin Victoria Nuland hat führende Köpfe der Militärjunta im Niger getroffen. Nuland sprach im Anschluss von einem "schwierigen" Gespräch. Fast zwei Wochen nach der Machtübernahme des Militärs in dem westafrikanischen Land haben die Putschisten einen Ministerpräsidenten benannt.
    Nuland kam im Niger mit dem neuen Stabschef der Streitkräfte, Moussa Salao Barmou, und drei weiteren Mitgliedern der Militärjunta zusammen. Die Diplomatin beschrieb das Gespräch als "sehr offen und bisweilen ziemlich schwierig".
    ZDF-Korrespondent Jan Fritsche berichtet in Nairobi.
    Die Putschisten im Niger haben das Ultimatum der Ecowas-Staaten auslaufen lassen. Wie gehen die Ecowas-Staaten nun weiter vor? ZDF-Korrespondent Jan Fritsche berichtet in Nairobi.07.08.2023 | 1:05 min
    Ihre Bitte, den entmachteten und festgesetzten Präsidenten Mohamed Bazoum zu treffen, sei abgelehnt worden, sagte Nuland. Man habe mit ihm aber telefonieren können. Auch den selbsternannten neuen Machthaber, General Abdourahamane Tiani, habe sie nicht sehen können.

    USA und Ecowas setzen auf Diplomatie

    "Ich hoffe, dass sie die Tür zur Diplomatie offen halten werden", sagte sie mit Blick auf die Putschisten. "Wir haben diesen Vorschlag gemacht." US-Außenminister Antony Blinken sagte dem französischen Senders RFI, Diplomatie sei der bevorzugte Weg, die Situation zu lösen. Und das sei auch der Ansatz der westafrikanischen Staatengemeinschaft Ecowas, so Blinken.
    Mohamed Toumba spricht zu Anhängern der nigrischen Junta.
    Die Putschisten im Niger haben den Luftraum über dem Land geschlossen. Ein Ultimatum, dass die westafrikanische Staatengemeinschaft militärisch eingreift, war zuvor abgelaufen.07.08.2023 | 0:26 min
    Nuland wies die Militärs auch auf die Konsequenzen für die Beziehungen zu den USA hin, sollte die demokratische Ordnung nicht wiederhergestellt werden. Sie verwies darauf, dass Hilfen für den Niger bereits eingefroren wurden.

    Putsch durch Mitglieder der Präsidialgarte

    Am 26. Juli hatten Offiziere der Präsidialgarde im Niger den demokratisch gewählten Präsidenten Bazoum entmachtet. Der Kommandeur der Eliteeinheit, Abdourahamane Tiani, ernannte sich im Anschluss zum neuen Machthaber.
    Kurz nach Tianis Machtübernahme setzten die Putschisten die Verfassung außer Kraft und lösten alle verfassungsmäßigen Institutionen auf.
    Simone Schnabel bei ZDFheute live
    Die Fragilität der Institutionen in Niger sei unterschätzt worden, so Afrika-Expertin Simone Schnabel. Dies sei auch ein Grund für den Putsch.01.08.2023 | 12:58 min

    Militärjunta ernennt Premierminister

    In einer am späten Montagabend im Fernsehen verlesenen Erklärung nannte ein Sprecher der Militärjunta den Ökonomen Ali Mahaman Lamine Zeine als neuen Premierminister.
    Lamine Zeine war früher mehrere Jahre im Kabinett des 2010 gestürzten Ex-Präsidenten Mamadou Tandja Wirtschafts- und Finanzminister und arbeitete zuletzt nach einem nigrischen Medienbericht als Ökonom für die Afrikanische Entwicklungsbank im Tschad.

    Ultimatum der Ecowas verstrichen

    Unklar ist weiter, wie die westafrikanische Staatengemeinschaft Ecowas gegen die Putschisten vorgehen wird. Ein Ultimatum der Ecowas, Bazoum wieder einzusetzen, war am Wochenende abgelaufen. Das Bündnis hatte mit Maßnahmen gedroht, die auch Gewalt beinhalten könnten.



    Die Staats- und Regierungschefs der Ecowas-Mitgliedsstaaten wollen nun am Donnerstag in Nigerias Hauptstadt Abuja über die Lage im Niger beraten.
    Jan Fritsche
    Es herrsche "durchaus noch Verhandlungsbereitschaft", es sei aber abzuwarten "wie nach Ablauf des Ultimatums die ECOWAS Staaten reagieren werden", so ZDF-Reporter Jan Fritsche.07.08.2023 | 3:30 min

    Experten: Militärisches Eingreifen unwahrscheinlich

    Nach Ansicht von Afrikaexperten hat die Ecowas trotz ihrer Drohungen kein Interesse an einem Militäreinsatz im Niger.

    Es ist nicht im Interesse irgendeines westafrikanischen Staates, einen Krieg gegen den Niger zu führen.

    Ben Hunter, Sicherheitsberatungsfirma Verisk Maplecroft.

    Ecowas hätte bei Militärinterventionen in anderen Teilen der Welt gesehen, wie schwierig und teuer solche Unterfangen werden könnten. Die Staaten hätten gehofft, dass die bloße Drohung Wirkung zeige. Zudem sei der Überraschungsmoment nun vorbei, erklärt Sahelexperte Ulf Laessing von der Konrad-Adenauer-Stiftung.

    Ecowas haben zu wenig Fähigkeiten und auch keine Einsatztruppe.

    Ulf Laessing, Sahelexperte

    "So eine Operation zu machen, wäre sehr riskant, und die Chance, dass es schiefgeht, sehr hoch - und die Frage ist, was danach kommt." Für wahrscheinlicher halte er, dass man sich mit den Putschisten auf baldige Neuwahlen einigen werde.

    Ultimatum an Junta im Niger
    :Was bei einer Militär-Intervention droht

    Die westafrikanische Staatengruppe Ecowas hat der Junta im Niger ein Ultimatum gesetzt: Was ein militärischer Konflikt für die Region und Europa bedeuten würde.
    Treffen der Staatsoberhäupter der Ecowas-Statten in Abuja, Nigeria
    FAQ
    Quelle: dpa

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