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Parlamentswahl in Frankreich:Poltergeist Mélenchon ist am Ziel
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Jean-Luc Mélenchon ist so etwas wie der Poltergeist der französischen Politik. Mit dem Sieg seines linken Wahlbündnisses bei der Parlamentswahl hat er nun sein Ziel erreicht.
Überraschung in Frankreich: Bei der Parlamentswahl ist ein Sieg der extremen Rechten verhindert worden. Hinter dem Linksbündnis landet Präsident Macrons Mitte-Lager auf Platz zwei.08.07.2024 | 1:49 min
In der neu gewählten französischen Nationalversammlung ist das Linksbündnis stärkste Kraft geworden. Der Chef der Linkspopulisten, Jean-Luc Mélenchon, erhob noch am Wahlabend Anspruch auf die Regierungsbildung für sein Wahlbündnis. Einen Favoriten für das Amt des Regierungschefs hat das Bündnis noch nicht - Mélenchon ist dabei weiter im Rennen.
Doch wer ist der bekennende EU-Gegner, Gründer der linkspopulistischen Partei "La France Insoumise" und Spitzenkandidat des Linksbündnisses?
Mélenchon ist in Marokko geboren
Mélenchon gehört in Frankreich seit Jahren zum politischen Personal. Mit 72 Jahren ist er nun vermutlich auf dem Höhepunkt seiner Karriere angekommen.
Der in Marokko geborene Mélenchon war im Alter von elf Jahren nach Frankreich gekommen. Seine Familie zählt zu den pieds-noirs, den europäischen Siedlern in Nordafrika. Schon als Literatur- und Philosophiestudent engagierte er sich in einer trotzkistischen Organisation. Später trat er in die sozialistische Partei PS ein, deren Gründer François Mitterrand er bis heute verehrt. Er wurde Senator und Minister für Berufsausbildung. 2008 verließ er die Sozialisten, weil sie ihm nicht links genug waren.
Bei den vergangenen Präsidentschaftswahlen schnitt Mélenchon jedes Mal besser ab: 2012 kam er auf elf Prozent, 2017 lag er bei knapp 20 Prozent, 2022 bei 22 Prozent. Mit der Gründung seiner eigenen Partei "La France Insoumise" (Das unbeugsame Frankreich) 2017 schuf Mélenchon sich eine Bühne, von der aus er immer wieder soziale Missstände anprangerte.
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Seitenhiebe gegen Deutschlands Sparpolitik
Besonders gerne teilte er Seitenhiebe in Richtung Deutschland aus, um die Spar- und Reformpolitik von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) zu kritisieren. 2014 veröffentlichte er eine Streitschrift mit dem Titel "Der Bismarckhering - das deutsche Gift", wobei sich die Wörter Fisch (poisson) und Gift (poison) nur durch einen Buchstaben unterscheiden. Lob dafür gab es von Oskar Lafontaine, damals noch bei der Linkspartei.
Während Mélenchon mit Blick auf Frankreich eine ausgabenfreudige Sozialpolitik vertritt, zeigt er sich außenpolitisch vor allem EU- und Nato-skeptisch. Er erregte zudem immer wieder Aufsehen durch seine unkritische Haltung zu südamerikanischen Machthabern wie dem früheren venezolanischen Staatschef Hugo Chavez und zum russischen Präsidenten Wladimir Putin.
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Quelle: AFP, Reuters
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