Abzug der UN-Soldaten: In Mali nimmt die Gewalt weiter zu

    Während Abzug der UN-Soldaten:Im Norden von Mali nimmt die Gewalt zu

    |

    Die UN-Mission Minusma sollte helfen, Mali zu befrieden und die Zivilbevölkerung vor islamistischen Terrorgruppen zu schützen. Mit dem Abzug nimmt nun die Gewalt weiter zu.

    Angriff auf Passagierboot in Mali
    Einer der jüngsten Anschläge in Mali richtete sich gegen ein Passagierschiff. 49 Menschen wurden getötet.
    Quelle: AP

    Bei einem Flugzeugabsturz in Mali sind mutmaßlich mehrere malische Soldaten und russische Wagner-Söldner getötet worden. Ein Vertreter des im Rahmen der UN-Mission Minusma in Mali vertretenen Einsatzkommandos der Bundeswehr bestätigte der Nachrichtenagentur AFP den Vorfall. Nach derzeitigem Kenntnisstand war am Samstagmorgen in der Stadt Gao ein Flugzeug des russischen Typs IL-76 über die Landebahn hinausgeschossen.
    Ein Flughafenbediensteter erklärte, das abgestürzte Flugzeug sei "überladen" gewesen. Genauere Erkenntnisse zur Absturzursache liegen noch nicht vor. Der Flughafen von Gao wird derzeit sowohl von malischen Soldaten und ihren russischen Verbündeten als auch von der UN-Friedensmission Minusma genutzt.
    Militärhubschrauber
    Nach zehn Jahren zieht die Bundeswehr aus Mali ab. Die dortige UN-Mission gilt als gescheitert. Profitieren könnten davon ausgerechnet Russland und die Wagner-Söldner.30.06.2023 | 2:35 min

    Im Norden von Mali nimmt die Gewalt zu

    Mali ist seit Jahren Schauplatz einer Rebellion islamistischer Extremisten. Sie begann 2012 im Norden des Landes griff später auch auf die Nachbarländer Niger und Burkina Faso über. Seit 2013 sollte die Minusma helfen, das Land zu befrieden und die Zivilbevölkerung zu schützen. Die 2021 durch einen Putsch an die Macht gelangte Militärregierung in Mali hatte im Juni jedoch den sofortigen Abzug der Blauhelme aus dem westafrikanischen Land gefordert.
    Seitdem hat sich die Zahl der Angriffe im Norden von Mali mehr als verdoppelt. Mehr als 150 Menschen wurden getötet. Flüchtende Malier und Malierinnen befürchten eine weitere Zunahme der Gewalt. "Aus Timbuktu fliehen alle", sagt Fatouma Harber aus der mit am schwersten betroffenen Stadt.

    Vor ein paar Wochen ist die Stadt von einer Rakete getroffen worden, und ein Kind wurde getötet. Alle denken, dass auch sie oder ihre Kinder getroffen werden könnten.

    Fatouma Harber

    Eine der jüngsten Attacken richtete sich gegen ein dreistöckiges Passagierboot. 49 Zivilisten wurden getötet. Vor wenigen Tagen griff eine Rebellengruppe Lager des malischen Heeres in der Ortschaft Lere an der Grenze zu Mauretanien an.

    Bundeswehr will bis Ende des Jahres abgezogen sein

    Der laufende Rückzug der UN-Truppe hinterlässt nach Ansicht von Fachleuten Lücken in der überforderten Sicherheitsarchitektur des Landes. Das Ergebnis seien zunehmende tödliche Angriffe sowohl von dschihadistischen Gruppen als auch ehemaligen Rebellen. Beide Seiten wittern demnach die Chance, größere Gebiete unter ihre Kontrolle zu bringen. An der Bekämpfung der Gewalt in Mali war nach Angaben aus Diplomaten- und Sicherheitskreisen auch die russische Söldnergruppe Wagner beteiligt. Nach Ansicht von Experten kann diese jedoch keineswegs die Sicherheitslücke schließen, die durch den Minusma-Abzug entsteht.
    Die Bundesregierung hatte den Abzug der Bundeswehr aus Mali beschlossen, bis Ende des Jahres soll er abgeschlossen sein. Derzeit befinden sich noch mehrere Hundert Bundeswehrsoldatinnen und -soldaten in Mali.

    Fast die Hälfte der Bevölkerung lebt unterhalb der Armutsgrenze

    Obwohl Mali zu den größten Goldproduzenten Afrikas gehört, steht es in der Liste der am wenigsten entwickelten Länder der Welt auf Platz sechs. Fast die Hälfte der insgesamt 22 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner lebt unterhalb der nationalen Armutsgrenze. Viele weitere stehen vor einer humanitären Krise als Folge der Gewalt.
    Mehr als ein Drittel der Bevölkerung ist wegen der Kämpfe bereits auf humanitäre Hilfe angewiesen, wie die Hilfsorganisation Mercy Corps erklärt. Eine steigende Zahl von Bewohnerinnen und Bewohnern in den besonders betroffenen Gebieten stehe vor der Entscheidung zur Flucht. Das UN-Nothilfebüro OCHA hat bereits mehr als 33.000 Menschen registriert, die wegen der Gewalt aus den nordmalischen Regionen Timbuktu und Taoudeni in Richtung Mauretanien und Algerien geflohen sind.
    Quelle: AFP, AP