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Mehrere Verdächtige in U-Haft:Massengräber mit Migranten in Libyen entdeckt
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Libyen ist das wichtigste Transitland für Migranten aus Afrika. Immer wieder werden sie von Bewaffneten ausgebeutet und interniert. Und offenbar auch getötet.
Schon mehrfach wurden Massengräber von Migranten in Libyen entdeckt.
Quelle: dpa
In Massengräbern im Südosten von Libyen sind die sterblichen Überreste von fast 50 Migranten entdeckt worden. Die Behörden teilten an diesem Sonntag mit, ein Grab mit mindestens 19 Leichen und ein weiteres mit mindestens 30 Toten seien in der Stadt Kufra gefunden worden. Die Nachrichtenagentur dpa meldete unter Berufung auf die libysche Staatsanwaltschaft ein Massengrab mit mindestens 28 Toten nördlich von Kufra.
Autopsien sollen die Todesursache der Menschen klären. Die Durchsuchung der Gebiete dauerte an.
Das erste Massengrab mit 19 Leichen sei am Freitag auf einem Bauernhof in Kufra entdeckt worden, teilte die Sicherheitsdirektion mit. Die Behörden veröffentlichten auf ihrer Facebook-Seite Bilder, die zeigten, wie Polizisten und Mediziner im Sand graben und die in Decken eingewickelten Leichen bergen. Die Hilfsorganisation al-Abrin, die Migranten in Ost- und Südlibyen unterstützt, teilte mit, einige der Opfer seien offenbar erschossen und dann in dem Massengrab verscharrt wurden.
Drei Verdächtige in Untersuchungshaft
Ein weiteres Grab mit mindestens 30 Toten wurde nach einem Polizeieinsatz in einem Lager für Migranten in Kufra gefunden, sagte der Sicherheitschef der Stadt, Mohamed al-Fadeil. Überlebende hätten angegeben, dass fast 70 Menschen dort begraben worden seien.
Später teilten die Behörden mit, sie hätten 76 Menschen aus dem Lager befreit und drei Verdächtige festgenommen, einen Libyer und zwei Ausländer. Sie stünden unter dem Verdacht, Migranten interniert und gefoltert zu haben. Für die drei Verdächtigen wurde bis zum Abschluss der Ermittlungen Untersuchungshaft angeordnet.
Bereits mehrfach Massengräber von Migranten entdeckt
Massengräber von Migranten sind in Libyen keine Seltenheit. Im vergangenen Jahr entdeckten die Behörden die Leichen von mindestens 65 Migranten in der Region Schuajrif, 350 Kilometer südlich der Hauptstadt Tripolis.
Libyen ist das wichtigste Transitland für Migranten aus Afrika und dem Nahen Osten, die versuchen, nach Europa zu gelangen. Nach einem von der Nato unterstützten Aufstand, bei dem der langjährige Autokrat Muammar al-Gaddafi 2011 gestürzt und getötet wurde, stürzte das Land ins Chaos. Das ölreiche Libyen wird von rivalisierenden Regierungen in Ost- und Westlibyen beherrscht, die jeweils von Milizen und ausländischen Regierungen unterstützt wurden.
Schlepper bringen Migranten aus den Nachbarländern Libyens, wie dem Tschad, Niger, Ägypten und Tunesien, ins Land. Von dort fahren die Migranten in Booten über das Mittelmeer in Richtung Europa - eine gefährliche Fahrt, die viele nicht überleben. Menschenrechtsgruppen und UN-Organisationen dokumentieren seit Jahren systematische Misshandlungen von Migranten in Libyen, darunter Zwangsarbeit, Schläge, Vergewaltigungen und Folter.
Quelle: dpa
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Quelle: AP, dpa
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