Sigmar Gabriel bei "Lanz": USA treten als Ordnungsmacht ab
Ex-Außenminister bei "Lanz":Gabriel: USA treten als Ordnungsmacht ab
von Bernd Bachran
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Sigmar Gabriel sieht in Trumps Präsidentschaft nicht das "Ende des Abendlandes". Aber das SPD-Urgestein fragt sich, welche Rolle Amerika in Zukunft in der Welt einnehmen wird.
Sehen Sie hier die Sendung "Markus Lanz" vom 21. Januar 2025.21.01.2025 | 76:29 min
Noch keine 24 Stunden ist Donald Trump im Amt und schon hat er mit der "kompletten Restauration Amerikas", wie er es nennt, begonnen.
Kurz nach seiner Amtseinführung trat der 47. Präsident wieder aus dem Pariser Klimaabkommen aus, rief den Notstand an der Grenze zu Mexiko aus und kündigte unter anderem an, dass er rund 1.500 Personen, die im Zusammenhang mit dem Anschlag auf das Kapitol angeklagt sind, begnadigen werde.
Seine Anhänger sind begeistert vom Tatendrang und der gewohnt scharfen Rhetorik des 78-Jährigen. Weltweit blicken viele Menschen der zweiten Amtszeit Trumps' jedoch skeptisch bis ängstlich entgegen.
An seinem ersten Amtstag hat US-Präsident Trump per Dekret den nationalen Notstand an der südlichen Grenze zu Mexiko ausgerufen. Dadurch wird ein Einsatz der US-Armee möglich. 21.01.2025 | 1:30 min
Gabriel: Trump ist nicht Ende des Abendlandes
Der ehemalige SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel gehört nach eigenen Worten nicht zu den "Untergangspropheten, die mit Trump das Ende des Abendlandes kommen sehen". Der frühere Außenminister, der derzeit Vorsitzender der "Atlantik-Brücke" ist, sagt über den US-Präsidenten:
Gabriel betonte zugleich: "Was für mich viel bedeutender ist, ist die Frage, welche Rolle Amerika in Zukunft in der Welt einnehmen wird. Und da glaube ich, (…) verabschiedet sich eine globale Ordnungsmacht aus ihrer Rolle."
Der ehemalige SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel übte im heute journal auch scharfe Kritik an der Regierung von Kanzler Scholz.21.01.2025 | 6:22 min
Linken-Politiker Ramelow: Oligarchen der Welt bei Trumps Amtseinführung
Der ehemalige Ministerpräsident des Freistaates Thüringen, Bodo Ramelow (Die Linke), sah in und bei der Amtseinführung eine Art der Globalisierung, die ihm sichtlich missfiel.
Dieser habe noch eine Woche vorher auf der Verbotsliste gestanden, so Ramelow. Und er verwies auf das Verhältnis zwischen Trump und dem Chef des Facebook-Konzerns Meta: "Mark Zuckerberg, da hat Herr Trump noch vor sechs Monaten gesagt: Wenn er Präsident wird, kommt er in den Knast. Gestern war er da und hat gefeiert."
Ramelow fragte sich: "Was bedeutet es, wenn diese reichsten Männer der Welt tatsächlich darüber entscheiden, wo unsere Daten alle gesammelt werden?" Er sehe darin nur eine "Freiheit für die Mächtigen".
Unter anderem will Trump aus dem Pariser Klimaabkommen und der WHO austreten. Zusätzlich begnadigte er hunderte Menschen, die 2021 das Kapitol gestürmt hatten.21.01.2025 | 1:17 min
Gabriel plädiert für starke EU als Gegenpol
Sigmar Gabriel zeigte sich überzeugt, dass Trump "als einer der ersten gemerkt hat, dass nicht Amerika schwächer wird, aber andere Länder stärker, dass sozusagen die relative Macht Amerikas sinkt".
Als Gegenpol zu einer wieder erstarkenden USA wünschte sich der ehemalige Bundesaußenminister ein geeintes Europa. Allerdings sehe er dieses momentan nicht. Er befürchtete stattdessen "die Bilateralisierung von Beziehungen zur größten Supermacht der Welt".
Einige fänden das gut: "Einer sitzt in Moskau, einer in Peking. Aber wir als Europäer, was machen wir damit? (…) Wenn Europa jetzt zerfällt oder jede Regierung versucht, noch etwas für sich rauszuholen, dann sind wir Provinz der Weltpolitik und da wird mit uns gespielt."
Neben der Uneinigkeit des Westens sieht Gabriel für Europa auch ein Herausforderungen im Umgang mit dem sogenannten globalen Süden:
Auch in Berlin beschäftigt man sich mit möglichen Folgen der Trump-Politik. Beim Weltwirtschaftsforum in Davos betonte Kanzler Scholz die engen Beziehungen zu den USA. 21.01.2025 | 1:35 min
Gabriel: Lafontaine hat SPD hingerichtet, Wagenknecht die Linke
Bodo Ramelow sprach in der Sendung auch über die "Mission Silberlocke": Gemeinsam mit Gregor Gysi und Dietmar Bartsch will er dafür sorgen, dass die Linke bei der Bundestagswahl drei Direktmandate holt und so in den Bundestag einzieht, auch wenn die Partei beim Zweitstimmenergebnis an der Fünf-Prozent-Hürde scheitern sollte.
Angesprochen auf die momentan schlechten Umfragewerte der Linken für die kommende Bundestagswahl räumte Ramelow ein:
Worauf Sigmar Gabriel einwarf: "Aber er ist doch Opfer von Frau Wagenknecht." Zu Sahra Wagenknecht und Oskar Lafontaine, früherer Chef der SPD und danach der Linken, bemerkte Gabriel spitz: "Die beiden können später einmal von sich behaupten: Jeder hat eine sozialdemokratische Partei hingerichtet. Oskar, die SPD und Frau Wagenknecht die Linkspartei."
Donald Trump ist erneut US-Präsident. In einem seiner ersten Schritte entließ er Regierungsmitarbeiter, über 1.000 weitere sollen folgen. Die Entwicklungen im Liveticker.
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Quelle: ZDF
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