Syrien: "Es wird noch Terror und heftige Machtkämpfe geben"
Nahost-Experte Gerlach bei Lanz:Syrien: "Wird Terror und Machtkämpfe geben"
von Bernd Bachran
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Wie sicher und stabil ist die Lage in Syrien? Nahost-Experte Daniel Gerlach warnt bei Markus Lanz vor zu hohen Erwartungen - auch vor dem Hintergrund der Migrationsdebatte.
Sehen Sie hier die Sendung vom 10. Dezember 2024.10.12.2024 | 76:19 min
Mehr als 50 Jahre regierte die Familie Assad Syrien. Dann brauchte es weniger als zwei Wochen, um diese Terrorherrschaft zu beenden. Rebellengruppen unter dem Kommando der Islamisten-Miliz Haiat Tahrir al-Sham (HTS) brauchten überraschend wenige Tage, um die Städte Aleppo, Hama, Homs und schließlich die Hauptstadt Damaskus einzunehmen.
Ausschlaggebend für den schnellen Sturz der Assad-Regierung war für den Nahost-Experten Daniel Gerlach, "dass diejenigen, die für dieses Regime gekämpft haben, nicht mehr kämpfen wollten". Das sagte Gerlach im Gespräch mit Markus Lanz. Der Journalist Nikolaus Blome ergänzte in der Sendung:
Rebellenanführer Al-Dschulani hat versichert, dass Syrien kein weiterer Krieg bevorsteht. Nach dem Sturz des Assad-Regimes ist die Zukunft des Landes weiter ungewiss. 11.12.2024 | 1:31 min
Nahost-Experte prognostiziert weiteren Terror in Syrien
Aber wie geht es weiter in Syrien? Kommt nach dem Feiern die große Desillusionierung? Was will die HTS-Miliz? Daniel Gerlach prognostizierte:
Nur wenige Stunden nach dem Sturz Baschar al-Assads in Syrien ist in Deutschland die Diskussion entbrannt, wie es mit den syrischen Geflüchteten in Deutschland weitergehen soll.
Der CDU-Politiker Jens Spahn hat sich bei n-tv dafür ausgesprochen, syrische Geflüchtete zu unterstützen, die in ihr Heimatland zurückkehren wollen: "Jeder, der zurückwill nach Syrien, für den chartern wir Maschinen, der bekommt ein Startgeld von 1.000 Euro." Kritiker sprechen von Abschiebung.
Über 900.000 Menschen aus Syrien leben aktuell in Deutschland. Sollte sich die Lage in Syrien verbessern, müssten Einzelfallprüfungen durchgeführt werden, so Asylexperte Thym.09.12.2024 | 10:11 min
Throm: "Flüchtlingsschutz ist Schutz auf Zeit"
Der innenpolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Alexander Throm, sagte: "Flüchtlingsschutz ist Schutz auf Zeit." Er forderte aufgrund der aktuellen Veränderung in Syrien daher auch, sogar den Widerruf bereits gewährter Schutztitel vorzubereiten.
Das Bundesamt für Migration hat mittlerweile erste Konsequenzen gezogen und stoppt aktuell die Entscheidungen über Asylanträge von Syrern - 47.000 Anträge liegen auf Eis.
Verstrickt in die Diskussion über die Lage in Syrien: Steffi Lemke, Markus Lanz, Alexander Throm, Nikolaus Blome, Gerald Knaus und Daniel Gerlach.
Quelle: ZDF/Markus Hertrich
Lemke: "Mich hat das ein Stück weit abgestoßen"
Grundsätzlich hatte Bundesumweltministerin Steffi Lemke (B‘90/Die Grünen) kein Verständnis dafür, dass bereits jetzt schon darüber diskutiert wird, was nun mit den Hunderttausenden syrischen Flüchtlingen passieren soll.
Lemke weiter: "Wenn sich die Lage in Syrien tatsächlich geändert hat, haben wir doch ein Interesse daran, den Menschen, die in ihre Heimat zurückkehren wollen, zu helfen."
Nach dem Sturz einer der brutalsten Diktaturen der Welt sei die Hoffnung jetzt groß, dass in Syrien alles besser werde, so Migrationsforscher Gerald Knaus. 09.12.2024 | 3:23 min
Nahost-Experte: Lage in Syrien nicht stabil
Dass die aktuelle Lage in Syrien jedoch alles andere als stabil und sicher ist, erläuterte Daniel Gerlach:
Im Norden gebe "es Krieg zwischen den Syrischen Demokratischen Kräften und der von den Türken ausgebildeten, finanzierten, unterstützten sogenannten Syrischen Nationalarmee", so Gerlach weiter.
ZDF-Korrespondentin Phoebe Gaa berichtet über ihre ersten Eindrücke in Syrien, nach dem Sturz des Assad-Regimes. Sie ist von der Türkei aus in Syrien eingereist. 11.12.2024 | 0:51 min
Migrationsforscher: Chance auf Wandel in Migrationsdebatte
Der Migrationsforscher Gerald Knaus sah bei aller Problematik aber auch die Chance auf einen positiven Wandel in der deutschen Migrationsdebatte.
Da dadurch nicht mehr jedes Jahr bis zu 80.000 Syrer "in Deutschland einen Antrag stellen müssen. Weil sie sicher sind."
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