Gerüchte um "Putins Bluthund": Liegt Ramsan Kadyrow im Koma?

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    Gerüchte um "Putins Bluthund":Liegt Ramsan Kadyrow im Koma?

    Oliver Klein
    von Oliver Klein
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    Tschetschenenführer Kadyrow soll im Koma liegen. Nun soll ein Video diesen Spekulationen entgegentreten. Was ist bekannt? Und welche Rolle spielt Kadyrow im Ukraine-Krieg?

    Ramsan Kadyrow, Anführer der russischen Provinz Tschetschenien, aufgenommen am 19.05.2023 in Pjatigorsk (Russland)
    Über den Gesundheitszustand von Ramsan Kadyrow gibt es derzeit viele Spekulationen (Archivfoto).
    Quelle: Imago

    Boulevardmedien nennen ihn "Putins Bluthund" - im Krieg in der Ukraine kämpfen die Truppen Ramsan Kadyrows bisher an der Seite Russlands. Kürzlich berichteten ukrainische Medien unter Berufung auf Geheimdienstinformationen, der tschetschenische Staatschef liege im Koma. Was ist dran an den Gerüchten? Und welche Auswirkungen hätte Kadyrows Tod auf den Krieg in der Ukraine? ZDFheute klärt die wichtigsten Fragen.

    Welche Gerüchte gibt es zu Kadyrows Gesundheitszustand?

    Laut der Zeitung "Obozrevatel" liegt Kadyrow "seit mehreren Tagen" im Koma. Er sei zunächst nach Moskau geflogen, aber die Ärzte dort konnten offenbar nicht helfen. Kadyrow sei daraufhin nach Tschetschenien zurückgebracht worden. Nun sei geplant, ihn zur Behandlung ins Ausland zu verlegen, voraussichtlich in die Vereinigten Arabischen Emirate.
    Über den Gesundheitszustand Kadyrows gab es immer wieder Gerüchte - offenbar hat er ein schweres Nierenleiden. Das wurde auch in russischen Medien bereits thematisiert: "Das offensichtlichste Anzeichen für wahrscheinliche Gesundheitsprobleme war jedoch die plötzliche und aktive Beteiligung von Ramsans minderjährigen Söhnen an der Regierung", schrieb die Zeitung "Nowaja Gaseta" bereits Ende März.
    "Obozrevatel" wiederum beruft sich in der Berichterstattung auf den Sprecher des ukrainischen Militärgeheimdienstes Andriy Yusov. Seiner Aussage zufolge haben sich die Krankheiten Kadyrows verschlimmert. Das Newsportal "Daryo" aus Usbekistan zitiert den früheren Duma-Abgeordneten Gennady Gudkov - der behauptet, Kadyrow habe sich einer Nierentransplantation unterzogen. Sie sei aber nicht erfolgreich verlaufen.

    Ramsan Kadyrow (46) ist seit 2007 in der Teilrepublik Tschetschenien an der Macht. Putin machte sich für den Sohn des früheren tschetschenischen Präsidenten Achmat Kadyrow stark, der 2004 ermordet wurde. Menschenrechtler werfen Ramsan Kadyrow vor, für schwerwiegenden Missbrauch, Willkür und Übergriffe verantwortlich zu sein. Die USA hatten ihn schon vor Jahren mit Sanktionen belegt.

    Der Putin-treue Präsident Tschetscheniens schickte nach eigenen Angaben Zehntausende Freiwillige zum Kämpfen in die Ukraine. Kadyrows Einheiten sind für ihre Rücksichtslosigkeit und Brutalität berüchtigt.

    Welche Zweifel gibt es an den Gerüchten?

    Am Sonntag wurden Videoaufnahmen von Kadyrow veröffentlicht, bei denen er auf einem Spazierweg lächelnd in die Kamera schaut. Er trägt Kapuze, sein Gesicht ist erkennbar aufgedunsen. In dem Video erklärt Kadyow, er rate allen, "die im Internet nicht zwischen Wahrheit und Lüge unterscheiden können, frische Luft zu schnappen und ihre Gedanken zu ordnen". Jedoch ist unklar, wann das Video aufgezeichnet wurde.
    Zuvor hatte schon der Analyst Harold Chambers die Gerüchte angezweifelt. Er ist Autor bei dem amerikanischen Foreign Policy Research Institute und weist bei X (früher Twitter) darauf hin, dass selbst tschetschenische Oppositionskanäle die vielen Gerüchte als unbegründet betrachten. Es handele sich lediglich um einen Informationskrieg, die Quellenlage sei "absolut unzuverlässig", schreibt Chambers.

    Der Analyst Harold Chambers bei X

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    Gegenüber der Mediengruppe Ippen erklärte Chambers, es könnte lediglich gesagt werden, dass sich Kadyrows Gesundheitszustand offenbar verschlechtert habe. Ein Nierenleiden würde er als bestätigt ansehen. Aber: Seinen Recherchen zufolge hat der angebliche Flug nach Moskau wohl nicht stattgefunden. Kadyrows Jet sei am fraglichen Tag nicht bewegt worden. Auch anderen Flüge, die Kadyrow hätten nach Moskau bringen können, habe es nicht gegeben, zitieren die Ippen-Zeitungen Chambers.
    Der tschetschenische Dichter Apti Bisultanow und die Schwester des in Berlin ermordeten Militäroffiziers Selimchan Changoschwili stehen neben einem Panzer, der durch ein Dorf fährt.
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    Welche Rolle spielen Kadyrows Kämpfer in der Ukraine?

    Putin setzt im Angriffskrieg gegen die Ukraine auch Einheiten aus Tschetschenien ein. Sie gehören formal zu Polizei und Nationalgarde, folgen aber faktisch vor allem Kadyrows Kommando: Dessen Spezialeinheit "Achmat" ist eine Art Privatarmee. Kadyrow trat von Beginn an als einer der glühendsten Kriegsbefürworter hervor, feiert sich und seine Truppen für militärische Erfolge mit Fotos und Videos beim Kurznachrichtendienst Telegram, beispielsweise bei der Eroberung von Mariupol.
    Experten bezweifeln jedoch, dass seine Kämpfer tatsächlich so entscheidend sind im Ukraine-Krieg: "Die paramilitärische Formation 'Achmat' von Kadyrow hat trotz der eigenen verklärten Leistung keine große Rolle gespielt. Das gilt bis jetzt", erklärt Gerhard Mangott, Russland-Experte der Universität Innsbruck gegenüber ZDFheute.

    Welche Folgen hätte ein Tod Kadyrows?

    Mangott bezeichnet einen Tod Kadyrows als "ein nicht unerhebliches Stabilitätsrisiko für Tschetschenien".

    Putin und Kadyrow sind in einer symbiotischen Beziehung. Kadyrow hat in Tschetschenien die radikalen Islamisten eliminiert, Putin ihn dafür finanziell massiv subventioniert und damit dessen Herrschaft abgesichert.

    Gerhard Mangott, Russland-Experte der Universität Innsbruck

    Kadyrows Tod würde also zunächst ein Macht-Vakuum bedeuten, denn ein Nachfolger für ihn ist nicht in Sicht. "Seine Söhne sind zu jung für die Übernahme des Präsidentenamtes", so Mangott.
    mit Material von Reuters und AFP
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