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Milliarden für das Militär:Das bezahlt Israel für den Krieg
von Julian Vulturius
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Angriffe aus dem Libanon, dem Gaza-Streifen, Jemen und Iran: Israel kämpft an vielen Fronten, startete unlängst eine neue Bodenoffensive. Was bedeutet das finanziell für das Land?
Mit dem Luftabwehrsystem Iron Dome fängt Israel Kurzstreckenraketen ab.
Quelle: dpa
Tote, Verletzte, Geiseln, Geflüchtete - nichts wiegt schwerer als die Schicksale der Menschen im Nahen Osten seit dem Terrorangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023. Was deshalb in den Hintergrund tritt: Israels Verteidigung kostet das Land immense Summen und schwächt gleichzeitig die Wirtschaft des Landes.
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Die direkten Kriegskosten bis August taxiert das israelische Finanzministerium auf 100 Milliarden Schekel (26,5 Milliarden US-Dollar). Bereits im Mai schätzte der Chef der israelischen Zentralbank Amir Yaron die Kosten des Krieges bis Ende 2025 auf bis zu 250 Milliarden Schekel (66,3 Milliarden US-Dollar). Das war lange vor Israels Bodenoffensive im Südlibanon und Irans zweitem Großangriff Anfang Oktober.
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Bis zu 3 Millionen Dollar für einen Abfangversuch
Wenn Israel aus dem Libanon, dem Gaza-Streifen, Jemen oder dem Iran mit Raketen beschossen wird, dann kostet kein Abfangversuch weniger als 40.000 US-Dollar. Das ist der Mindestpreis, den Experten für eine "Tamir"-Geschoss des Luftverteidigungssystems "Iron Dome" schätzen, mit dem sich Israel gegen Kurzstreckenraketen schützt.
Kommen wie bei dem großen Angriff Irans vor gut einer Woche Raketen mit einer größeren Reichweite zum Einsatz, kostet die Luftverteidigung mit den Systemen David’s Sling und Arrow das Land deutlich mehr.
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Wenn keine größeren Schäden zu erwarten seien, nehme Israel deshalb auch bewusst den Einschlag von Raketen in Kauf, erklärt Nahost-Experte Jan Busse von der Universität der Bundeswehr in München.
Auf zwei Millionen US-Dollar schätzt Busse den Stückpreis eines Abwehrgeschosses des Systems Arrow 2. Beim älteren Abwehrsystem Arrow 3 sollen es sogar drei Millionen US-Dollar je Abfangrakete sein.
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Seit Kriegsausbruch mehr als 26.000 Raketen auf Israel
Wie viel Israel alleine für seine Luftverteidigung ausgeben muss lässt sich erahnen, wenn man Zahlen betrachtet, die das israelische Militär (IDF) am Montag veröffentlichte. Demnach wurde Israel seit dem Massaker der Hamas am 7. Oktober 2023 mit mehr als 26.000 Raketen beschossen.
Allein am Dienstag feuerte die Hisbollah nach Militärangaben erneut mehr als 130 Geschosse auf Israel, am Mittwoch sollen es laut IDF mehr als 200 gewesen sein.
Raketenangriffe auf Israel seit Kriegsausbruch
ZDFheute Infografik
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"Die Raketenabwehr ist seit Kriegsbeginn vermutlich einer der größten Kostenpunkte", sagt auch Busse. Allein Israels Verteidigung gegen den jüngsten iranischen Luftangriff soll umgerechnet etwa 450 Millionen US-Dollar gekostet haben, die Abwehr des Angriffs im April sogar mindestens eine Milliarde US-Dollar.
Lange aufgebaute Ressourcen an Rüstungsgütern
Doch nicht nur die Luftverteidigung kostet Israel viel Geld. Auch andere Rüstungsgüter sind teuer. Viele der Ressourcen, die jetzt eingesetzt werden, habe Israel jedoch in den letzten Jahren in Vorbereitung auf so eine Krisensituation langfristig aufgebaut, erklärt Busse.
Auf umgerechnet 27,5 Milliarden US-Dollar stiegen die israelischen Militärausgaben 2023 - ein Plus um 24 Prozent zum Vorjahr. Seit dem Terrorangriff der Hamas und Israels Reaktion darauf wuchsen die Ausgaben massiv: allein im Dezember waren es 4,7 Milliarden US-Dollar, so die Schätzung des Stockholmer Friedensforschungsinstituts Sipri.
Seit Kriegsausbruch im Oktober 2023 hätten sich die israelischen Militärausgaben schon in den ersten Monaten um 16 Milliarden US-Dollar erhöht, sagt Nahostexperte Busse.
Seit Kriegsausbruch im Oktober 2023 hätten sich die israelischen Militärausgaben schon in den ersten Monaten um 16 Milliarden US-Dollar erhöht, sagt Nahostexperte Busse.
Israels Militärausgaben im Verhältnis zur Wirtschaftsleistung waren im weltweiten Vergleich schon vor Kriegsbeginn sehr hoch. Teilweise wird momentan ein Anstieg der Militärausgaben auf bis zu zehn Prozent des Bruttoinlandsprodukts prognostiziert.
Quellen: Sipri, Jan Busse
Quellen: Sipri, Jan Busse
Außerdem hätten die USA ihre Militärhilfe seit dem Angriff der Hamas extrem aufgestockt. "In den vergangenen 12 Monaten waren es knapp 18 Milliarden, wobei auch hier gut 5 Milliarden in die Systeme zur Raketenabwehr geflossen sind", so Busse.
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Einzug von Reservisten hat wirtschaftliche Folgen
Trotzdem belasten die Kosten der Konflikte mit Iran und seinen Verbündeten Israels Haushalt massiv, so Busse. Dazu trägt auch bei, dass Israel seit dem Massaker der Hamas zeitweise mehr als 300.000 Reservisten eingezogen hat. Wer der Armee dient, fehlt aber an seinem Arbeitsplatz.
Das lähme die Wirtschaft in Israel und bedeute Produktivitätseinbußen für das Land, erklärt Busse. Auch Zentralbankchef Yaron sprach auf einer Pressekonferenz am Mittwoch von einer großen geopolitischen Unsicherheit und "beträchtlichen ökonomischen Auswirkungen" des Krieges.
In ihrer jüngsten Prognose geht die Zentralbank für 2024 von einem Haushaltsdefizit in Höhe von 7,2 Prozent des israelischen Bruttoinlandsprodukts aus; für 2025 erwartet sie ein Minus von knapp 5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Auch die Staatsschuldenquote steigt: Betrug sie 2023 noch 61,4 Prozent, erwartet die Zentralbank bis Ende 2024 einen Anstieg auf 68 Prozent.
Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) gilt als wichtigste Größe, um die Wirtschaftsleistung eines Landes und seine Entwicklung abzubilden. Das BIP ist deshalb auch ein wichtiger Vergleichswert, um das staatliche Haushaltsdefizit in einzelnen Jahren zu beschreiben. Auch für die Einschätzung der Staatsverschuldung wird das BIP genutzt: Als Vergleichswert für die Berechnung der Staatsschuldenquote.
Quelle: ZDF
Quelle: ZDF
Negative Auswirkungen für Israels Kreditwürdigkeit
Auch die Ratingagenturen Standard & Poor’s und Moody’s sind skeptisch. Beide setzten kürzlich die Bewertung von Israels langfristiger Kreditwürdigkeit herab. Nahost-Experte Busse hält weitere Herabstufungen für möglich und skizziert aktuelle Probleme der israelischen Wirtschaft:
Israel macht sich Sorgen um die hohen Kosten des Krieges - auch wenn Zentralbankchef Yaron am Mittwoch betonte, das Land besitze "eine Geschichte der Widerstandsfähigkeit in schwierigen Zeiten". Doch ein Ende der Konflikte im Nahen Osten, die diese Widerstandsfähigkeit auf die Probe stellen, ist nicht absehbar.
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