Mega-Wahl in größter Demokratie:Indien wählt: Eine Milliarde Wahlberechtigte
von Hannah Mosbach
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Sechs Wochen lang, über eine Million Wahllokale: Ab heute wählt Indien ein neues Parlament und mit ihm einen neuen Premierminister. Ein Mega-Projekt.
Fast eine Milliarde Wahlberechtigte sind in Indien zum Urnengang aufgerufen. 19.04.2024 | 2:57 min
Die Wahl in Indien ist ein logistisches Mega-Projekt: Fast eine Milliarde Wahlberechtigte sind aufgerufen, ihre Stimme abzugeben. Ab dem 19. April wählen die Bürger sechs Wochen lang in sieben Phasen ein neues Parlament und den Premierminister. Bis in die entlegensten Provinzen müssen fünfeinhalb Millionen Wahlmaschinen transportiert werden. Wahlhelfer werden dazu Wüsten, Flüsse und Gletscher durchqueren. Laut indischen Medien werden über eine Million Wahllokale eingerichtet. Allein 18 Million Jungwähler haben zum ersten Mal die Möglichkeit, die Zukunft Indiens mitzubestimmen.
Modis Politik des "Hindus First" sei in der Bevölkerung Indiens sehr beliebt, sagt sein Biograf Nilanjan Mukhopadhyay in einem Gespräch mit dem ZDF. Modi sei der Ansicht, dass es in einem Land mit einer Hindu-Mehrheit den Hindus vorbehalten sei, die politische und kulturelle Realität zu gestalten, so Mukhopadhyay. Moslems und Christen seien zwar willkommen, müssten sich aber der hinduistischen Kultur unterordnen.
Unter der Regierung des indischen Premierministers Narendra Modi und seiner BJP-Partei geraten Andersgläubige und Andersdenkende unter Druck. Nur Hindus sollen in Indien herrschen.13.05.2022 | 43:56 min
Kurs von Premier Modi: "Hindus First"
Die Partei des amtierenden Premierministers Narendra Modi, die BJP, setzt auf einen stark hindu-nationalistischen Kurs. Oppositionspolitiker befürchten, dass die BJP nach einer Wiederwahl sogar die Verfassung ändern könnte, um diesen auch dort zu verankern. Über 80 Prozent der Inder sind Hindus.
Religiöse Minderheiten fühlen sich zunehmend an den Rand drängt. Mehr als 200 Millionen Muslime leben in Indien. Erst Anfang des Jahres weihte Modi mit pompösen Feierlichkeiten in Ayodhya einen hinduistischen Tempel ein - errichtet auf den Ruinen einer fast 500 Jahre alten Moschee, die 1990 von Hindunationalisten gestürmt und zerstört worden war. Den "heiligen Boden" widmete er dem Hindu-Gott Ram. Es sind Aktionen wie diese, die das Unbehagen und die Ängste in der muslimischen Bevölkerung nähren.
Der indische Premierminister Modi persönlich hat den Tempel in der Stadt Ayodhya eingeweiht – auf den Ruinen einer historischen Moschee, die von radikalen Hindus zerstört wurde.22.01.2024 | 1:35 min
Modi punktet mit starker Wirtschaft
Wirtschaftlich kann Modi punkten: In seinen letzten beiden Amtsperioden verzeichnete das Land ein starkes Wirtschaftswachstum. 2022 wuchs Indiens Bruttoinlandsprodukt laut Weltbank um 7,2 Prozent. Zum Vergleich: In China waren es im gleichen Jahr nur 3,0 Prozent.
Laut Prognose der Investmentbank Morgan Stanley wird Indiens Wirtschaft weiter rapide wachsen und 2027 als weltweit drittgrößte Wirtschaftsmacht Japan und Deutschland überholen. An diese Erfolge will Modis BJP anknüpfen. Sie verspricht, neue Arbeitsplätze zu schaffen und Startups zu fördern sowie die Infrastruktur und Sozialhilfe auszubauen..
Indien steht heute in der Top drei der Länder mit den meisten Milliardären weltweit - überholt nur von China und den USA.23.08.2020 | 44:11 min
Korruptionsvorwürfe gegen Opposition
Die größte nationale Oppositionspartei, der Indian National Congress, wird angeführt von Rahul Ghandi, Familienmitglied der politischen Nehru-Ghandi-Dynastie. Seit der Unabhängigkeit des Landes stellte die liberal ausgerichtete Partei sechs der vierzehn Premierminister.
Nachdem sie bereits die letzten zwei Wahlen deutlich gegen die BJP verloren hatte, tritt sie auch bei dieser Wahl geschwächt an. Die Steuerbehörden hatten die Partei zu einer Strafzahlung von umgerechnet knapp 15 Millionen Euro aufgefordert und sämtliche Konten über Monate eingefroren - angeblich weil die Partei Steuererklärungen zu spät eingereicht hat.
In rund zwei Wochen wählt Indien ein neues Parlament. Nach der Festnahme eines beliebten Politikers sind viele dem Aufruf der Opposition gefolgt, für Demokratie zu protestieren.31.03.2024 | 44:14 min
Arvind Kejriwal, Chef der Aam Aadmi Partei, die ein Wahlbündnis mit dem Indian National Congress eingegangen ist, wurde kurz vor der Wahl wegen Korruptionsvorwürfen verhaftet. Die Opposition wirft der BJP vor, die Vorwürfe erfunden zu haben.
Modi gilt als klarer Favorit bei der Wahl, deren Ergebnisse am 4. Juni bekanntgegeben werden sollen. Klar ist, es wird eine Richtungswahl, die Indiens Zukunft nachhaltig beeinflussen wird. Und damit das auch das Geschehen über Indiens Landesgrenzen hinaus.
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