Terrorismus-Experte: Woher die Hisbollah ihre Geldmengen hat
Terrorismus-Experte erklärt:Woher die Hisbollah ihre Geldmengen hat
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Die Hisbollah generiert hunderte Millionen Euro pro Jahr. Woher das Geld kommt und wie es um den weltweiten Kampf gegen Terrorfinanzierung steht, erklärt ein Terrorismus-Experte.
Die Hisbollah-Miliz hat einen riesigen Finanzbedarf. Doch das Geld kommt längst nicht nur aus dem Iran, erklärt Terrorismus-Experte Hand-Jakob Schindler.21.10.2024 | 19:43 min
Das israelische Militär hat nach eigenen Angaben bei Luftangriffen im Libanon weitere Einrichtungen und Standorte der Hisbollah getroffen. Dabei seien gezielt mehrere Zweigstellen der Vereinigung "Al-Kard Al-Hassan" attackiert worden und damit eine von der Hisbollah gegründete Schattenbank. Auch von unterirdischen Bunkern mit Millionen berichtet das Militär.
Wie sich die Terrororganisation finanziert, wie viel Geld die Hisbollah braucht und was die internationale Weltgemeinschaft bislang gegen die Terrorfinanzierung getan hat, erklärt Terrorismusexperte Hans-Jakob Schindler vom transatlantischen Thinktank Counter Extremism Project (CDP) bei ZDFheute live.
Sehen Sie das Interview in voller Länge oben im Video und lesen Sie hier eine Zusammenfassung.
Der Finanzbedarf der Hisbollah werde vor allem durch drei Aspekte gedeckt. Ein Großteil der finanziellen Unterstützung komme vom Iran sowohl in Form von Geld als auch durch Waffen, so Schindler.
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Iranische Hilfe, Erpressung, Geldwäsche, Drogen
Weitere kriminelle Einnahmequellen der Hisbollah seien die Erpressung libanesischer Geschäftsleute im Ausland. Gerade in den letzten 15 Jahren sei aber auch ein weiteres Geschäft sehr relevant geworden:
Außerdem betreibe die Hisbollah eine große Geldwäschemaschinerie. Hierbei würden viele Gelder, gerade auch in Deutschland, mit südamerikanischem Kokain und Haschisch verdient.
Der dritte große Topf sei alles, was an Finanzaktivitäten in Libanon stattfindet. Da gebe es Firmen, die der Hisbollah gehören, aber auch Finanzinstitute, die von ihr kontrolliert werden. Eines dieser Finanzinstitute, ein wichtiges, wurde jetzt durch Israel bombardiert, so Terrorismusforscher Schindler.
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Das getroffene Institut sei eine Bank mit einem sogenannten angegliederten "Hawala" gewesen. Einem Geldtransfer-Mechanismus, der im Nahen Osten und Afrika oft genutzt werde. Dieser spiele eine zentrale Rolle bei den Transfers von Hisbollah-Geldern aus dem Ausland in den Libanon und umgekehrt. Das Institut sei eines der zentralen Knotenpunkte gewesen, so der Experte.
Experte: Hisbollah braucht 700 Millionen Euro im Jahr
Die Hisbollah hat enorme Finanzbedarfe. So habe die Hisbollah nicht nur das Raketenprogramm und ihre Kämpfer, die bezahlt werden müssen, sondern verwalte auch Schulen im Libanon, baue Straßen und Krankenhäuser und besitze Finanzinstitute wofür sie Geld brauche.
Rund die Hälfte des Geldes komme aus Iran, genau bestimmen lasse sich der Anteil aus Teheran nicht. Den Rest müsse die Hisbollah selbst finanzieren. Darin zeige sich auch der Erfolg der Iran-Sanktionen, so Schindler.
Dies sei auch einer der Gründe, warum die Hisbollah in den letzten 15 Jahren ihr Drogennetzwerk so weit ausgebaut habe.
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Hisbollah nutzt Lücken beim Kampf gegen Terrorfinanzierung aus
Weltweit sei viel geschehen, was Terrorismusfinanzierung angeht, jedoch hätte der Schwerpunkt bei anderen Terrororganisationen gelegen, etwa dem sogenannten Islamischen Staat und Al-Qaida.
Dementsprechend hätte die Hisbollah jetzt mehrere Jahre gehabt, in denen sie ihr Finanznetzwerk weiter ausbauen, verfeinern und effektiver gestalten konnte, während sich die westlichen Staaten auf andere global agierende Terrornetzwerke konzentriert haben, so Schindler.
Somit habe es keinen wirklichen weltweiten Effort gegeben, bei dem sich die Staaten zusammenschließen und dezidiert gegen die Hisbollah-Finanzierung vorgehen, erklärt Terrorismusexperte Schindler.
Das Interview führte ZDF-Moderatorin Alica Jung. Zusammengefasst hat es ZDF-Redakteurin Caroline Kleine-Besten.
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