Außenminister in Rio de Janeiro:Krisen bestimmen G20-Treffen
von Thomas Reichart, Rio de Janeiro
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Brasilien wollte beim G20-Gipfel in Rio eigentlich über Armutsbekämpfung reden. Aber der eigene Präsident und Russlands Außenminister sorgen dafür, dass es um ganz anderes geht.
Die zentralen Themen, über die die Außenministerinnen und Außenminister der G20-Länder im brasilianischen Rio de Janeiro beraten sind der Ukraine-Krieg und die Lage in Nahost.
22.02.2024 | 2:09 min
Als Russlands Außenminister Sergej Lawrow im brasilianischen Rio de Janeiro den Saal der G20 betritt, da gehen bei vielen die Warnlampen an. Lawrow bleibt auffällig allein. Besonders die Außenminister der USA, Großbritanniens und Deutschlands auf der anderen Seite des Tisches sind tief ins Gespräch vertieft, wollen Lawrow ebenso auffällig nicht wahrnehmen.
Das Ziel Russland zu isolieren, das ist eines der Ziele der Deutschen. Auch zwei Jahre nach dem brutalen Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine, so Außenministerin Annalena Baerbock, "ist das gemeinsame Einstehen der G20 für das internationale Recht, für die Charta der Vereinten Nationen wichtig."
Aus deutscher Sicht sei Russland nicht gesprächsbereit, so ZDF-Korrespondent Reichart. Baerbock mahnte, der Krieg müsse beendet werden, wenn die Menschen Russland am Herzen liegen.22.02.2024 | 2:54 min
Brasilien hat Russland noch nicht klar verurteilt
Gastgeber Brasilien hat Russland für seinen Angriff bislang nicht eindeutig verurteilt. Glaubt gar Verhandlungen anschieben zu können. Die Ankündigung blieb bislang allerdings nur eine Ankündigung. Doch Brasiliens Außenminister Mauro Vieira erklärt, sein Land akzeptiere es nicht, wenn in der Welt Differenzen auf militärischem Weg gelöst werden.
Brasilien würde gerne mehr über die globale Armutsbekämpfung sprechen. Über eine Reform internationaler Organisationen wie den UN-Sicherheitsrat, der sich selbst blockiere.
Baerbock zu Vergleich von Lula: Holocaust mit nichts zu vergleichen
Doch die Krisen dominieren. Und dann ist da noch Brasiliens Präsident Lula, der den Einsatz des israelischen Militärs in Gaza mit dem Holocaust verglich. Die deutsche Außenministerin ist da kurz angebunden. "Der Holocaust ist mit nichts zu vergleichen", sagt Baerbock und wendet sich zum Gehen. Das Statement ist beendet.
So schroff Baerbocks Reaktion. So wenig Chancen gibt die deutsche Seite Verhandlungen. Sie hält Russland für nicht gesprächsbereit. Ein Treffen zwischen Baerbock und Lawrow wird es in Rio deshalb nicht geben.
Baerbock will Länder auf eigene Seite ziehen
Der Gipfel ist aus deutscher Sicht vor allem eine Gelegenheit, Russland nicht die Bühne zu überlassen. Baerbock will unentschiedene Staaten, Länder des globalen Südens überzeugen und auf die eigene Seite ziehen. Der Gipfel ist da auch ein Ringen um Gefolgschaft in einer Welt, die sich zunehmend in Lager teilt.
Es wird kein Familienfoto der G20 geben, dafür ein Diner an getrennten Tischen. Russlands Krieg in der Ukraine, der Krieg in Nahost überlagern alles - selbst weit weg in Rio.