Sportwetten in Großbritannien gefährden Fußballer und Fans
Spielsucht im Fußball:Großbritannien: Die Macht der Sportwetten
von Wolf-Christian Ulrich
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In Großbritannien erkranken immer wieder Fußballer und Fans an Spielsucht. Die britische Premier League strotzt dennoch vor Wettwerbung. Aktivisten wollen das ändern.
Von Spielsucht im Fußball sind Fans und auch Profispieler betroffen. Großbritannien macht mit Fußballwetten den größten Umsatz in Europa.
Quelle: imago
Auf den Trikots, in den Stadien, online: Experten zählen an jedem Spieltag tausendfach Werbung für Wettanbieter in Großbritannien. Und das, obwohl die Spielsucht Fans und Sportler in den Ruin treibt - und manchmal sogar in den Tod.
Karriere beschädigt, Freundschaften zerstört
Selbst Profispieler sind von Spielsucht betroffen - wie Steven Caulker. Seine Karriere begann bei Tottenham Hotspur, die Sucht holte ihn schon als Teenager ein. "Ich war 19, spielte in der Premier League und war bis drei Uhr morgens im Casino, obwohl ich am nächsten Tag Training hatte", so Caulker im ZDF-Interview.
Heute besucht der 32-Jährige wöchentlich eine Selbsthilfegruppe, um die Sucht in Schach zu halten. Denn überall lockt die Werbung. "Wenn Wetten beworben werden, vermittelt das den Eindruck, das sei okay," sagt er. Die Sucht habe seine Karriere beschädigt, Freundschaften zerstört und ihn fast umgebracht. Jetzt wolle er vor allem seinen Sohn vor den Gefahren schützen, so Caulker.
Sportwetten für Profispieler verboten
Profispieler dürfen eigentlich nicht wetten, das verbietet der Englische Fußballverband. Trotzdem wird der britische Fußball immer wieder von Wettskandalen erschüttert. Ivan Toney etwa war zuletzt acht Monate gesperrt, auch er ist spielsüchtig. Fernsehspots sollen zwar für verantwortungsvolles Spielen werben - doch die Wetten treiben Spieler und Fans in existentielle Krisen.
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Fußballfan Luke Ashton aus Leicester zum Beispiel nahm sich vor zwei Jahren das Leben, weil er seine Spielschulden nicht mehr zahlen konnte und keinen Ausweg aus der Sucht fand. "Er hat 120 Mal am Tag gewettet. Er hatte völlig die Kontrolle verloren", erinnert sich seine Witwe Annie Ashton.
Jetzt engagiert sie sich in der Organisation "Gambling for Lives". Ihr Ziel: Die Werbung aus den britischen Stadien verbannen. "Ich habe mit Leicester City gesprochen. Aber die haben gesagt, sie verdienen viel Geld damit", so Annie Ashton. Luke war Fan des Vereins, auch ihr Sohn geht dort ins Stadion. Annie Ashton sorgt sich um die jungen Fans: "Da wird eine neue Generation zum Wetten verführt."
Großbritannien größter Wettmarkt in Europa
Das Vereinigte Königreich ist mit 18 Milliarden Euro Umsatz Europas größter Wettmarkt. Studien zufolge machen die Anbieter den meisten Umsatz mit Personen, die auffälliges Spielverhalten zeigen. Der Wettanbieter Flutter, bei dem Luke Ashton gespielt hatte, sagt auf ZDF-Anfrage, man habe aus dem Fall gelernt und Systeme sowie Kontrollen geändert. Der britische Betting & Gaming Council verweist auf Maßnahmen zur Förderung von verantwortungsbewusstem Spiel.
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Politisch gibt es in Großbritannien bisher keine Mehrheit gegen Wettwerbung in Stadien. Der Fußballverein Dulwich Hamlet im Londoner Süden hat deshalb selbst die Initiative ergriffen und ist Teil einer Initiative von über 30 meist semiprofessionellen Vereinen, die Werbung aus ihren Stadien und Vereinen verbannen. "Eine Reihe von Clubs hat verstanden, dass es hier um Existenzen geht", sagt Manager Hakan Hayrettin.
Profifußballer Steven Caulker begrüßt die Initiative - findet aber, dass sich mehr Profis in der Öffentlichkeit engagieren sollten: "Wir Athleten haben eine Plattform, um etwas zu verändern." Doch solange die Top-Clubs und der Staat am Glücksspiel mitverdienen, haben Versuche, Wettwerbung zu verbannen, wenig Aussicht auf Erfolg.