KI-Wettrennen: So will Frankreich an die KI-Spitze

    Künstliche Intelligenz-Gipfel:So will Frankreich an die KI-Spitze

    von Lukas Nickel, Paris
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    Zum KI-Gipfel in Paris sind zahlreiche ranghohe Gäste aus Politik und Wirtschaft eingeladen. Die Botschaft: Europa kann Künstliche Intelligenz, und Frankreich ist Vorreiter.

    France's President Emmanuel Macron (C) delivers a speech during a closing event for the first day of the Artificial Intelligence (AI) Action Summit, at the Grand Palais, in Paris
    Der internationale Aktionsgipfel zur Künstlichen Intelligenz startet in Paris. Frankreichs Präsident Macron möchte dabei sein Land als Vorreiter im KI-Bereich präsentieren.10.02.2025 | 1:43 min
    Macron tanzt im 80er Look zum Klassiker "Voyage Voyage". Macron gibt mit langen Haaren Tipps für das Richten der Frisur. Macron lobt Technomusik im Kapuzenpullover. Echt? Nein, aber in Frankreich ist Künstliche Intelligenz Chefsache. Und dafür scheut sich Staatspräsident Emmanuel Macron auch nicht, auf Instagram mit einem von einer Künstlichen Intelligenz (KI) erschaffenen Video Werbung für seinen KI-Gipfel zu machen.
    Was nach Spaß aussieht, ist dem Staatsmann ziemlich ernst.

    Frankreich will bei KI ganz nach oben

    "Mit KI können wir sehr große Dinge tun, die die Gesundheit, die Energie und das Leben in unserer Gesellschaft verändern", so Macron in dem Video. Und weiter:

    Deshalb sollten Frankreich und Europa im Zentrum dieser Revolution stehen, um alle ihre Chancen zu nutzen und unsere Prinzipien durchzusetzen.

    Emmanuel Macron, Präsident Frankreichs

    Schaltgespräch zwischen Christopher Wehrmann und Aljoscha Burchardt
    Deutschland solle versuchen, KI-Anwendungen "in die Breite" zu bringen, fordert KI-Experte Aljoscha Burchardt. Regulierungen sollten dabei nicht "über Bord geschmissen" werden. 29.01.2025 | 4:14 min
    Dafür hat Frankreich heute und morgen zu einem Aktionsgipfel zur Künstlichen Intelligenz geladen. Die Veranstaltung wird neben Frankreich von Indien geleitet, Premierminister Narendra Modi ist vor Ort. Außerdem erwartet werden Bundeskanzler Olaf Scholz, EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. Auch der US-Vizepräsident J.D. Vance und der chinesische Vizepremier Zhang Guoqing sind vertreten. Dazu hochrangige Geschäftsleute aus der Tech-Welt, etwa die Chefs der US-Riesen OpenAI, Sam Altman, und Google, Sundar Pichai.

    Paris hofft auf "massive" Investitionen

    Insgesamt sollen in den kommenden Jahren 109 Milliarden Euro aus dem Privatsektor in KI in Frankreich investiert werden, kündigte Macron gestern in einem Fernsehinterview an. Im Vorfeld wurde in Regierungskreisen von "massiven" Investitionen gesprochen. Gleichzeitig soll es auch um die ethischen und gesellschaftlichen Perspektiven von KI sowie den hohen Energiebedarf der Technologie gehen. KI, so Macron in dem Interview, benötige internationale Regulierung.
    Illustration: KI - ChatBot - ChatGPT - Mobile Apps
    Mithilfe großer KI-Anbieter können Fake-Bilder von EU-Abgeordneten erzeugt werden. Dabei hatten einige Betreiber versprochen, das während des Europawahlkampfs zu unterbinden.29.05.2024 | 2:22 min
    Den ersten Aufschlag haben am Donnerstag vergangene Woche die Vereinigten Arabischen Emirate gemacht. Der Plan: Einen KI-Campus mit dazugehörigem Rechenzentrum in Frankreich bauen. Die Investitionen sollen sich auf 30 bis 50 Milliarden Euro belaufen. Der Campus soll der größte werden, der in Europa der Künstlichen Intelligenz gewidmet ist.
    Mit der Veranstaltung will Frankreich seinen Anspruch auf eine Führungsposition im Bereich der KI untermauern. "Wir sind im Rennen, und wir wollen es bleiben. Frankreich spielt in diesem KI-Rennen eine gewichtige Rolle", sagte die beigeordnete Ministerin für Künstliche Intelligenz und Digitales, Clara Chappaz, zum ZDF.
    Dabei geht es auch um Unabhängigkeit bei der Nutzung von Künstlicher Intelligenz. So hat das französische Verteidigungsministerium im vergangenen Jahr eine Behörde zur Anwendung von KI im Verteidigungsbereich gegründet. Diese will eng mit dem privaten Sektor zusammenarbeiten will, etwa dem französischen KI-Unternehmen Mistral.
    US-Präsident Trump hat ein gigantisches KI-Projekt angekündigt. Geplant sind Milliarden-Investitionen für das Projekt „Stargate“. Damit setzt Trump Europa unter Zugzwang.
    US-Präsident Trump hat ein gigantisches KI-Projekt angekündigt. Geplant sind Milliarden-Investitionen für das Projekt „Stargate“. Damit setzt Trump Europa unter Zugzwang. 22.01.2025 | 1:13 min
    Bertrand Rondepierre, Direktor der Agentur für Künstliche Intelligenz in der Verteidigung, warnt: "Was passiert morgen, wenn das Ökosystem geschlossen wird, wenn die Modelle aus dem einen oder anderen Grund in Europa oder Frankreich nicht mehr zugänglich sind?" Und weiter:

    Und wir nicht mehr in der Lage sind, auf Modelle zuzugreifen, die von anderen gemacht wurden? Das bedeutet, dass wir in der Lage sein müssen, die Dinge selbst zu tun.

    Bertrand Rondepierre, Agentur für Künstliche Intelligenz in der Verteidigung

    Konkurrenz aus China und den USA bleibt groß

    Europa hat schwergewichtige Konkurrenz: Gerade hat US-Präsident Trump unter dem Namen Stargate ein KI-Infrastrukturprojekt angekündigt, für das in den kommenden Jahren 500 Milliarden Dollar investiert werden sollen. Und in China wurde der KI-Chatbot DeepSeek vorgestellt, der mit deutlich geringeren Kosten als seine Konkurrenz funktionieren soll.
    Das Logo des chinesischen KI-Unternehmens DeepSeek.
    Cybersicherheitsfachleute und Behörden äußern gravierende Sicherheitsbedenken gegen die KI des chinesischen Unternehmens DeepSeek. Dabei geht es offenbar um mehrere Punkte. 12.02.2025 | 0:23 min
    Es gebe auf jeden Fall einen starken internationalen Konkurrenzkampf, sagt Professor Daniel Cremers von der Technischen Universität München. Er forscht im Bereich KI. Europa sieht er zwar stark in der Forschung. Doch sei es auch "oft so, dass bei Firmen und Startups auch schon die Investments auf chinesischer und amerikanischer Seite viel größer sind, dass sie also viel schnelleres Wachstum ermöglichen können", so Cremers.
    So viel ist durch den Gipfel klar: Macron dürfte Europa in jedem Fall als international konkurrenzfähig sehen - gerne mit Frankreich an der Spitze.

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