Manipulierte Ausschnitte aus dem Weißen Haus auf X
Faktencheck
Manipuliertes Video bei X:Gefälschter Ausschnitt von PK im Weißen Haus
von Jan Schneider
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Ein gefälschter Ausschnitt einer Pressekonferenz im Weißen Haus wird auf X tausendfach geteilt und angesehen. Doch statt um Nazis in der Ukraine ging es um Hilfe für Gaza.
Die Pressesprecherin des Weißen Hauses Karine Jean-Pierre bei der PK am 7. Mai 2024.
Quelle: AFP
Der Krieg in der Ukraine wird nicht nur auf den Schlachtfeldern im Donbass oder mit Marschflugkörpern und Luftabwehrraketen geführt, auch im Netz tobt ein Kampf um Narrative, Deutungshoheit und am Ende auch: die Wahrheit.
Wie leicht es mittlerweile ist, diese zu verzerren, zeigt ein verfälschter Ausschnitt aus einer Pressekonferenz des Weißen Hauses, der seit Mittwoch bei X (ehemals Twitter) und auf anderen Plattformen verbreitet wird.
In dem Video sieht man, wie der Journalist Andrew Feinberg die Pressesprecherin des Weißen Hauses, Karine Jean-Pierre, fragt, warum die USA "die ukrainische Manifestation der Nazis" nicht verurteilen und warum man Kiew weiterhin unterstütze. Jean-Pierre antwortet darauf in dem Fake-Video mit den Worten: "Vor 79 Jahren schlossen sich die Vereinigten Staaten und unsere ukrainischen Verbündeten zusammen, um das Unterdrückungsregime von Hitler und Stalin zu bekämpfen. Während Berlin jetzt ein Verbündeter ist, bleibt die Bedrohung aus dem Osten bestehen. Deshalb sind wir verpflichtet, der Ukraine zur Seite zu stehen und unser Bestes zu geben um sie zu unterstützen auf jede erdenkliche Weise."
Eine von Künstlicher Intelligenz geschaffene Wirklichkeit wird unsere Gesellschaft in wenigen Jahren von Grund auf verändern. Der Kampf gegen Deep Fakes wird unseren Alltag bestimmen.15.12.2023 | 5:28 min
Originalvideo handelt von der Situation in Gaza
Abgesehen davon, dass diese Aussage von Jean-Pierre historisch nicht korrekt ist, sie hat so auch nie stattgefunden. Der Wortwechsel ist gefälscht. Das Video stammt aus der Pressekonferenz des Weißen Hauses vom 7. April, die Tonspur wurde allerdings - höchstwahrscheinlich mit einer KI-Software - verändert. In der Aufzeichnung der echten PK ist zu hören, dass Feinberg und Jean-Pierre über die Situation in Gaza sprechen und welche Möglichkeiten die USA haben, die humanitäre Hilfe für die Palästinenser zu unterstützen.
Die Programme, die für die Erstellung von solchen, sogenannten Voiceover-Fakes genutzt werden, gibt es teilweise kostenlos im Netz oder sind für wenige Dollar im Monat zu haben.
Häufig sieht man Bilder im Internet, die von einer Künstlichen Intelligenz geschaffen wurden. Manche Fälschungen sind offensichtlich. Aber es entstehen immer mehr gefährliche Fakes.27.12.2023 | 1:50 min
EU-Kommission warnt X
Die EU-Kommission hat den Onlinedienst X wegen Sparmaßnahmen bei der Kontrolle von Falschinformationen bereits verwarnt. Brüssel forderte das Unternehmen von US-Milliardär Elon Musk auf, "detaillierte Informationen und interne Dokumente über seine Ressourcen für die Moderation von Inhalten vorzulegen". X habe im vergangenen halben Jahr knapp ein Fünftel der Stellen in der zuständigen Abteilung gestrichen.
Die Kapazitäten des Onlinedienstes seien damit von bislang elf auf sieben offizielle Sprachen in der EU geschrumpft. Das Unternehmen setze bei der Kontrolle von Inhalten auf etwa Falschinformationen oder Gewaltdarstellungen nun verstärkt auf Künstliche Intelligenz. Das könnte nach Einschätzung der Kommission Auswirkungen auf "Wahlprozesse, die Verbreitung illegaler Inhalte und den Schutz der Grundrechte" haben.
Online-Plattformen wie X müssen sich seit dem vergangenen Jahr an das EU-Gesetz für digitale Dienste (Digital Services Act - DSA) halten. Es verpflichtet die Unternehmen, Falschinformationen und Gewaltdarstellungen schneller zu löschen und Algorithmen hinter personalisierter Werbung offenzulegen. Bei Verstößen gegen das Gesetz drohen Strafen in Milliardenhöhe.
Das Unternehmen hat neun Tage Zeit, um auf die Vorwürfe aus Brüssel zu reagieren und die geforderten Informationen zur Moderation von Inhalten und zu Künstlicher Intelligenz zu liefern. Hält die Kommission die Antworten für unvollständig oder irreführend, kann sie Strafen verhängen. Die Verwarnung vom Mittwoch sei "ein weiterer Schritt" in einem bereits laufenden Verfahren gegen X wegen der Verbreitung von Falschinformationen, erklärte sie.
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Seit Februar 2022 führt Russland einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Kiew hat eine Gegenoffensive gestartet, die Kämpfe dauern an. News und Hintergründe im Ticker.