Unkrautvernichter: Warum die EU Glyphosat unkritisch sieht

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    Umstrittener Unkrautvernichter:Warum die EU Glyphosat unkritisch sieht

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    Die für Lebensmittelsicherheit zuständige EU-Behörde sieht eine Verlängerung der Zulassung von Glyphosat unkritisch. Was zu dem umstrittenen Unkrautvernichter bekannt ist.

    Eine weitere Zulassung des umstrittenen Unkrautvernichters Glyphosat in der EU steht zur Debatte. Die zuständige Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (Efsa) sieht keine inakzeptablen Gefahren bei der Verwendung des Mittels. Allerdings gebe es Datenlücken in mehreren Bereichen.

    Wie begründet die EU-Behörde ihre Einschätzung?

    Zu den Fragen, die nicht abschließend von der Efsa beantwortet werden konnten, gehören ernährungsbedingte Risiken für Verbraucher und die Bewertung der Risiken für Wasserpflanzen, wie die Efsa am Donnerstag mitteilte. Auch mit Blick auf den Artenschutz ließen die verfügbaren Informationen keine eindeutigen Schlussfolgerungen zu.
    Davon abgesehen teilte die Behörde mit Sitz im italienischen Parma mit, dass sie keine sogenannten kritischen Problembereiche in Bezug auf das Risiko für Mensch und Tier oder die Umwelt ermittelt habe. Die Efsa betonte, dass ein Problem als "kritisch" definiert werde, wenn alle vorgeschlagenen Verwendungen von Glyphosat "betroffen" seien und dabei etwa schädliche Auswirkungen auf die Gesundheit von Menschen oder Tieren haben könnte.
    Bislang ist das Mittel bis zum 15. Dezember zugelassen, final müssen die EU-Agrarminister nun entscheiden, ob Glyphosat weiter in der EU eingesetzt werden darf. Einzelne Mitgliedstaaten stehen dem Mittel aber höchst kritisch gegenüber. Österreich etwa hatte 2019 ein gänzliches Glyphosat-Verbot beschlossen, auch Frankreich würde Glyphosat gerne verbieten.
    Fotomontage: Fallende Aktienkurve. Und das Bayer-Kreuz.
    Der Jahrhundert-Deal: 2016 kauft Bayer-Konzern den US-Saatguthersteller Monsanto und damit den Unkrautvernichter Glyphosat. 60 Milliarden zahlte Bayer. Eine teure Fehlentscheidung?22.12.2022 | 44:06 min

    Was ist Glyphosat?

    Der Wirkstoff wurde in den 70er Jahren vom US-Unternehmen Monsanto entwickelt und ist heute der am meisten verwendete Inhaltsstoff in Unkrautbekämpfungsmitteln weltweit. Er kommt vor allem in sogenannten Breitbandherbiziden wie Monsantos Roundup vor, die von jeglichen grünen Pflanzenteilen wie Blättern und Stängeln aufgenommen werden und die Pflanze töten. Monsanto, das seit 2018 zum Leverkusener Bayer-Konzern gehört, vertreibt Roundup in vielen Ländern etwa in Süd- und Nordamerika in Kombination mit Saatgut gentechnisch veränderter Pflanzen, die gegen Glyphosat resistent sind.

    Ist Glyphosat krebserregend?

    Um diese Frage kreist insbesondere in der EU seit Jahren die Debatte, wenn es um die Zulassung des Mittels geht. 2015 hatte die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC), ein Gremium der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Glyphosat als "wahrscheinlich krebserregend" eingestuft. Allerdings schränkten die Experten selbst ein, dass diese Feststellung noch nicht besagt, dass die tatsächliche Anwendung zu Krebskrankheiten führt.

    Hierzulande ist Glyphosat seit 1974 zugelassen und wird von Landwirten und Gartenbauern intensiv genutzt. Auch im privaten Bereich und in öffentlichen Parkanlagen war der Einsatz des Unkrautvernichters lange Zeit üblich, was jedoch 2021 verboten wurde. Die entsprechende Verordnung setzte auch der Verwendung im landwirtschaftlichen Bereich engere Grenzen. Die Deutsche Bahn setzte Glyphosat lange zur "Vegetationskontrolle" entlang des Schienennetzes ein, 2019 erklärte der Konzern, künftig darauf zu verzichten.

    Monsanto-Eigentümer Bayer führt zahlreiche Studien an, denen zufolge das Pflanzenschutzmittel "bei sachgemäßer Verwendung sicher" ist. In den USA landeten mutmaßlich durch Glyphosat verursachte Krebserkrankungen dennoch in mehreren Fällen vor Gericht und Bayer wurde teils rechtskräftig zur Zahlung von Schadenersatz verurteilt oder zahlte im Rahmen von Vergleichen. Einige Verfahren laufen noch, in einigen Fällen entschieden Gerichte auch zugunsten des Konzerns.
    Die Europäische Chemikalienagentur (ECHA) kam außerdem im vergangenen Jahr zu dem Schluss, dass Glyphosat nach derzeitigem Stand der Wissenschaft nicht als krebserregend und auch nicht als erbgutverändernd oder fortpflanzungsgefährdend eingestuft werden kann. Dieses Ergebnis floss nach Angaben der Efsa auch in ihre Schlussfolgerungen mit Blick auf eine mögliche Zulassungsverlängerung ein.

    Wie wirkt sich Glyphosat auf die Umwelt aus?

    Umweltschützer kritisieren auch die Auswirkungen des weltweit massiven Einsatzes von Glyphosat auf die Artenvielfalt.

    Das Breitbandherbizid vernichtet auf den Feldern nahezu alle wild wachsenden Pflanzen und entzieht damit die Nahrungsgrundlage für Insekten und Feldvögel

    Foodwatch

    Foodwatch fordert deshalb ein Verbot des Mittels. Politisches Ziel müsse insgesamt eine deutliche Reduzierung des Einsatzes von Pestiziden sein. Entsprechende Vorhaben der EU-Kommission mit verpflichtenden Reduktionszielen sind heftig umstritten.
    Die Efsa hat insbesondere zu den Umweltwirkungen von Glyphosat keine abschließende Meinung. So hätten die Auswirkungen auf die Artenvielfalt wegen fehlender Daten noch nicht abschließend bewertet werden können, erklärte die Behörde. Dass Glyphosat Schäden verursachen kann, steht hingegen fest: Bei mehr als der Hälfte der untersuchten Anwendungsweisen von Glyphosat sei "ein hohes langfristiges Risiko für Säugetiere" festgestellt worden.
    Quelle: dpa, AFP
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