Linke Kandidatin vorn: Stichwahl in Ecuador zeichnet sich ab

    Linke Kandidatin liegt vorn :Ecuador nach Mord im Wahlkampf vor Stichwahl

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    Die Präsidentenwahl in Ecuador wird wohl in einer zweiten Runde entschieden. Nach dem Mord an einem Kandidaten fand die Abstimmung unter massiven Sicherheitsvorkehrungen statt.

    Luisa González
    Die linke Kandidatin Luisa González lag ersten Prognose zufolge bei der Präsidentenwahl vorn.
    Quelle: AP

    Überschattet von dem Mord an einem Kandidaten und unter erhöhten Sicherheitsvorkehrungen hat Ecuador über einen neuen Präsidenten abgestimmt.
    Nach Auszählung von mehr als 75 Prozent der Stimmen lag die Linkspolitikerin Luisa González mit rund 33 Prozent der Stimmen vorn. Der Ex-Abgeordnete Daniel Noboa kam mit rund 24 Prozent auf Platz zwei.
    Damit zeichnet sich eine Stichwahl zwischen González und Noboa ab, die am 15. Oktober ansteht, sollte keiner der Präsidentschaftskandidaten auf die absolute Mehrheit oder mindestens 40 Prozent der Stimmen mit zehn Prozentpunkten Vorsprung auf den Zweitplatzierten kommen.

    Kandidat kurz vor Wahl ermordet

    Überschattet wurde die Wahl vom Mord am Kandidaten Fernando Villavicencio, der keine zwei Wochen vor der Abstimmung am Rande einer Kundgebung erschossen worden war.
    Der 59-Jährige zählte zwar nicht zu den Favoriten, hatte sich aber als Korruptionsgegner profiliert, vor allem was Missstände während der Amtszeit des früheren Präsidenten Rafael Correas von 2007 bis 2017 anbelangte.
    Der Mord an Fernando Villavicencio hat Angst und Unsicherheit in Ecuador ausgelöst:
    Die nun erstplatzierte Kandidatin González gehört Correas Partei Revolución Ciudadana an. Die 45-Jährige hatte schon die Umfragen angeführt. Als Überraschung galt hingegen das Abschneiden von Noboa, dem mit 35 Jahren jüngsten der acht Kandidaten.
    In Umfragen vor der Wahl war er nie über den fünften Platz hinausgekommen. Für den ermordeten Villavicencio übernahm Christian Zurita die Spitzenkandidatur der Partei Movimiento Construye. Er kam mit 16 Prozent der Stimmen auf Platz drei.

    Massive Sicherheitsvorkehrungen

    Am Tag der Wahl sei die Lage zwar ruhig, aber sehr angespannt gewesen, wie der politische Analyst Andrés González sagte.

    Die Wahlen sind jetzt plötzlich eine gefährliche Veranstaltung, es herrscht ein Klima der Angst. Für uns ist diese Situation fremd. Es war noch nie so, dass man sich fürchten musste, wenn man in ein Wahllokal geht.

    Andrés González

    Wählende würden sich unsicher umschauen, verdächtige Autos kontrolliert. Kandidaten gingen mit kugelsicheren Westen und umringt von Sicherheitskräften zum Wählen, das Militär zeigte mit Zehntausenden Soldaten in den Straßen und in Wahllokalen verstärkte Präsenz.
    Das Attentat steht sinnbildlich für die Verschlechterung der Sicherheitslage in Ecuador:

    Neuwahl nach Auflösung des Parlaments

    Die außerordentliche Neuwahl war nötig geworden, nachdem Präsident Guillermo Lasso das Parlament aufgelöst hatte, das ihn wegen Veruntreuung des Amtes entheben wollte. Dabei griff er auf eine Verfassungsregel zurück, nach der in einem solchen Fall Präsident und Parlament für den Rest der Legislaturperiode neu gewählt werden. Der Konservative Lasso trat nicht wieder an.
    Neben dem Staatsoberhaupt standen auch die Abgeordneten der Nationalversammlung des 17 Millionen-Einwohner-Landes zur Wahl. Zudem standen zwei Volksentscheide zu Ölförderung im Amazonasgebiet und Bergbau in den Nebelwäldern in der Nähe von Quito zur Abstimmung.

    Attentate, Drogen, Mafia
    :Ecuador: Wahlen im Schatten der Gewalt

    Ecuador wählt einen neuen Präsidenten. Der Wahlkampf wurde durch einen Mord erschüttert - Drogenhandel und Gewalt beschäftigen das Land.
    Unterstützer schwenken Fahnen für  Präsidentschaftskandidat Jan Topic am 17.08.2023 in Guayaquil, Ecuador.
    Quelle: dpa, AP

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