Andrea González, eine langjährige Verbündete des ermordeten Villavicencio, setzte sich bisher vor allem für Umweltthemen ein.
Quelle: Cesar Pasaca, AFP
Nach der
Ermordung des Präsidentschaftskandidaten Fernando Villavicencio in
Ecuador soll nun die bisherige Vize-Kandidatin bei der Wahl am 20. August antreten. Die zentristische Partei Construye teilte am Samstag mit, statt Villavicencio solle nun Andrea Gonzáles kandidieren. Wer als neuer Kandidat für die Vizepräsidentschaft antrete, werde bald verkündet.
Die 36-jährige González, eine langjährige Verbündete von Villavicencio, soll am Sonntag an einer Wahlkampfdebatte in Quito teilnehmen. Sie setzte sich bisher vor allem für Umweltthemen wie den Schutz der Ozeane und Mangrovenwälder ein, sowie für den Kampf gegen den Schmuggel mit Wildtieren und die Abholzung von Wäldern.
Ausnahmezustand in Ecuador verhängt
Der ehemalige Journalist und Abgeordnete Villavicencio, der sich dem Kampf gegen die Korruption verschrieben hatte, kandidierte zum ersten Mal für das Amt des Präsidenten in
Ecuador und galt als aussichtsreich.
Er war am Mittwoch nach einer Wahlkampfveranstaltung in Quito erschossen worden. Mindestens neun Menschen wurden bei dem Vorfall verletzt, ein Verdächtiger erlag nach einem Schusswechsel mit den Sicherheitskräften seinen Verletzungen. Sechs Verdächtige, allesamt Männer aus dem Nachbarland Kolumbien, kamen in Untersuchungshaft.
Präsident Guillermo Lasso verhängte für 60 Tage den Ausnahmezustand und mobilisierte die Streitkräfte. Lasso machte Mitglieder der "organisierten Kriminalität" für den Mord verantwortlich.
Großeinsatz der Armee in Gefängnis in Guayaquil
Am Samstag beteiligten sich rund 4.000 Angehörige von Armee und Polizei an einem Einsatz in einem Gefängnis in Guayaquil im Südwesten des Landes. Der Einsatz galt nach Behördenangaben dem einflussreichen Bandenchef José Adolfo Macías alias "Fito". Der Anführer der kriminellen Bande "Los Choneros" soll Villavicencio vor seiner Ermordung bedroht haben.
Auf der Plattform X, früher Twitter, veröffentlichte Lasso Bilder, die einen bärtigen Mann zeigen, der von Sicherheitskräften abgeführt wird. Auf anderen Bildern ist zu sehen, wie der Mann in Unterwäsche und mit dem Gesicht nach unten auf dem Boden liegt. Die Strafvollzugsbehörde (Snai) bestätigte der Nachrichtenagentur AFP, dass es sich bei dem Mann um den seit 2011 inhaftierten "Fito" handele. Er war wegen organisierter Kriminalität, Drogenhandels und Mordes zu 34 Jahren Gefängnis verurteilt worden.
Gewalt in Ecuador nimmt zu
Das einst friedliche Ecuador leidet derzeit unter einer Welle der Gewalt. Die Mordrate von 25 Tötungsdelikten je 100.000 Einwohnern im vergangenen Jahr war die höchste in der Geschichte des südamerikanischen Landes. Die Regierung macht vor allem Drogenhändler verantwortlich.
Der tödliche Anschlag auf Präsidentschaftskandidat Fernando Villavicencio zeigt, wie dramatisch die Lage in Ecuador ist. Gewalttaten erschüttern das südamerikanische Land.
von Tobias Käufer
Quelle: AFP, dpa