Die stetige Quelle russischer Desinformation

    Fake News aus Moskau:Die stetige Quelle russischer Desinformation

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    Geleakte Dokumente der russischen Firma "SDA" gewähren einen Einblick in die großangelegte Desinformationskampagne des Kremls. Deutschland steht dabei besonders im Fokus.

    Typical: Desinformation
    Das Smartphone ist das Einfallstor für russische Propaganda.
    Quelle: epa

    Russische Desinformations-Kampagnen - wie das sogenannte "Doppelgänger"-Netzwerk - werden direkt aus dem Kreml gesteuert. Das belegen laut Recherchen von NDR, WDR und "Süddeutscher Zeitung" interne Unterlagen der Moskauer Firma Social Design Agency (SDA). Eines der Ziele ist demnach die Stärkung der AfD in Umfragen.

    Was ist über die Desinformationskampagne bekannt?

    Den Recherchen zufolge betrachtet der Kreml Deutschland als ein bevorzugtes Ziel für die Verbreitung von Desinformationen. So sollen Falschinformationen in Deutschland "die Zukunftsangst erhöhen" und rechte Parteien stärken. Die AfD, heißt es in einem zitierten russischen Dokument, soll eine Zustimmung von 20 Prozent erreichen - und zwar bei einem Umfrageinstitut, dessen Ergebnisse in ganz Europa veröffentlicht werden und das als vertrauenswürdig gilt.
    Eines der Hauptnarrative der russischen Kampagnen sei die Behauptung, die deutsche Unterstützung für die Ukraine sei schuld an der "tiefsten wirtschaftlichen und sozialen Krise der jüngeren Geschichte". Es solle der Eindruck erzeugt werden, Deutschland stehe wirtschaftlich am Abgrund.
    Auch ZDFheute hat schon mehrfach über die weitreichende Desinformationskampagne berichtet:
    Die Tastatur eines Laptops spiegelt sich in dessen Bildschirm.
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    Wie arbeitet die Social Design Agency?

    SDA verbreitet laut den Rechercheergebnissen rund um die Uhr in den sozialen Netzwerken Narrative, die der russischen Staatsführung nutzen sollen. Dies geschehe offenbar in enger Abstimmung mit der Präsidialverwaltung von Wladimir Putin. Die beteiligten Medien berufen sich auf die Auswertung interner Präsentationen, Tabellen, Listen, Grafiken und Protokolle von SDA, die ihnen von einer anonymen Quelle zugespielt worden seien.
    In diesen Listen finden sich auch einige der erstellten Inhalte mit Anmerkungen, welche Fakes besonders gut funktioniert haben. Die SDA verbreitete zum Beispiel die Falschnachricht, dass angeblich ukrainische Kinder sowie deren Organe im Darknet zum Kauf angeboten würden. Diese und andere Fake News über die Ukraine wurden unter anderem von der republikanischen US-Kongressabgeordneten Marjorie Taylor Green aufgegriffen, die sich gegen Hilfen für die Ukraine ausspricht. Bei einer Sitzung der SDA wurde das laut Protokoll kommentiert mit den Worten: "Das neue Team hat eine Kindesentführung vorgetäuscht. Die Amerikaner haben es ernsthaft veröffentlicht. Erfolg!"
    Lutz Güller im Schaltgespräch mit Nazan Görkdemir
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    Reichweitenstarker Mulitplikator für die russischen Fakes ist auch Tech-Milliardär Elon Musk in seinem eigenen Kurznachrichtendienst X. Er teilte ein von der ASD erstelltes Meme mit dem Bild des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj

    Elon Musk auf X

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    Verbreitet würden von SDA neben pro-russischen Kommentaren bei Facebook, X, Telegram oder Instagram vor allem sogenannte Memes und Karikaturen. Bereits seit der russischen Annexion der ukrainischen Krim im Jahr 2014 solle durch gezielte Interventionen versucht werden, die Bundesrepublik aus dem westlichen Bündnis herauszulösen und Fürsprecher Moskaus hierzulande zu stärken.

    SDA wirkt als zentrales Instrument von Propaganda und hybrider Kriegsführung

    Die Firma SDA gilt schon länger als ein zentrales Instrument von Propaganda und hybrider Kriegsführung Russlands. Sie soll auch ein Urheber der sogenannten Doppelgänger-Kampagne sein, bei der die Nachrichtenseiten großer Medienhäuser täuschend echt nachgebaut und mit Fake-News gefüllt worden waren. Von der EU wurde SDA im Juli 2023 mit Sanktionen belegt.
    Als Parteien, die russische Narrative übernehmen und vertreten, gelten in Deutschland vor allem die AfD und das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW), aber auch andere politische und gesellschaftliche Akteure.



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    Quelle: AFP, ZDF

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