Weltwirtschaftsforum beginnt in Davos

    Weltwirtschaftsforum beginnt :Was kann das Treffen in Davos bewirken?

    Susanne Biedenkopf
    von Susanne Biedenkopf, Davos
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    Das Weltwirtschaftsforum beginnt in Davos und steht wie jedes Jahr vor neuen und alten Herausforderungen. Lösen kann es nichts - aber wenigstens spricht hier die Welt miteinander.

    Vor dem Jahrestreffen des Weltwirtschaftsforums (WEF) in Davos, Schweiz, am 15. 01. 2024 wehen Flaggen im Kongresszentrum Davos.
    Beim Weltwirtschaftsforum (WEF) in Davos treffen sich allein 60 Staats- und Regierungschefs.
    Quelle: Reuters

    Davos und das Weltwirtschaftsforum (WEF), das ist ein wenig wie ein altes Ehepaar. Seit 54 Jahren beisammen, allen Widrigkeiten zum Trotz, da weiß man, was man aneinander hat: Davos ist ein jährliches Aufgebot an Prominenz mit einem unbezahlbaren Aufmerksamkeitswert - weltweit. Und das WEF eine atemberaubende Kulisse in der Abgeschiedenheit der Schweizer Bergwelt.
    Und man weiß, was nervt. Das WEF beklagt alljährlich die unverschämten Wohnungspreise, die während des Forums verlangt werden - 1.000 Schweizer Franken pro Nacht und bis zu 20.000 Franken pro Ferienwohnung.

    Davos wird für eine Woche eine Festung

    Und die Davoser beklagen, dass ihr Davos in dieser Woche nicht ihr Davos ist - sondern eine elitäre Schaubühne für die Reichen und Mächtigen und: eine Festung. Schon Tage vor der Eröffnung wird gehämmert und geschraubt, in diesem Jahr besonders hektisch.
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    Denn das Forum findet eine Woche früher statt als in den Vorjahren. Um den Ferientourismus nicht zu sehr zu beeinträchtigen, wurde die Aufbauzeit verkürzt. An die 5.000 Soldaten des Bundesheeres sichern Davos, der Luftraum ist in den nächsten Tagen gesperrt, auf den Zufahrtswegen finden Kontrollen statt.

    Die Bereitschaft zur Kooperation auf der Welt sinkt

    250 Kilometer Schutzzaun wurden rund um den Ort errichtet. Polizistinnen und Polizisten aus der ganzen Schweiz sind im Einsatz. Die Kosten für den Einsatz betragen nach Angaben der Schweizer Regierung rund neuen Millionen Franken. Sie werden anteilig vom WEF (3/8), dem Bund (2/8), dem Kanton Graubünden (2/8) und der Gemeinde Davos (1/8) getragen.
    Mancher hochrangige Gast könnte sich angesichts dieser transparenten Ordnungsstruktur wünschen, es gäbe auch im Rest der Welt mehr davon. Dabei ist eher das Gegenteil der Fall. Die Weltordnung nach dem Kalten Krieg ist endgültig vorbei, wie sich die Welt neu sortieren wird, so der Präsident des WEF, Borge Brende, ist völlig ungewiss.
    Geopolitische Fragmentierung und Polarisierungen, der Krieg in der Ukraine und in Nahost zwischen Israel und der radikalislamischen Hamas prägen das Weltgeschehen, nationale Interessen und eine sinkende Bereitschaft zur Kooperation.

    Das WEF will "Vertrauen wieder aufbauen"

    "Rebuilding Trust" - "Vertrauen wieder aufbauen", so lautet das diesjährige Motto des WEF. In einer Welt, in der das wechselseitige Vertrauen auf der politischen Ebene so markant schwindet, wie in den letzten Jahren, wachse die Bedeutung starker internationaler Organisationen - zu denen das WEF sich zählt.
    3.000 Gäste aus aller Welt werden erwartet, darunter 60 Staats- und Regierungschefs und zahlreiche ranghohe UN-Vertreter. Der chinesische Ministerpräsident Li Qiang wird das Forum eröffnen. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj wird erstmals persönlich anwesend sein.

    Künstliche Intelligenz ist großes Thema

    Auch EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, der französische Präsident Emmanuel Macron und der israelische Präsident Isaac Herzog haben ihr Kommen zugesagt. Der neue argentinische Präsident Milei wird in Davos seinen ersten Auftritt vor internationalem Publikum haben.
    Die Auswirkungen der rasanten Entwicklungen im Bereich Künstliche Intelligenz sind ein weiteres großes Thema in Davos. Dass sich die Wirtschaftslenker um den möglichen Missbrauch sorgen, zeigt der im Vorfeld veröffentlichte "Welt Risiko Report" des WEF, einer Befragung von 1.400 Fachleuten, Politikern und Wirtschaftslenkern.
    Als größte kurzfristiges Risiko sahen sie in den nächsten zwei Jahren die Gefahr von Desinformationskampagnen. Als größtes langfristiges Risiko die Folgen des Klimawandels.
    Symbolbild: Künstliche Intelligenz (KI)
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    Forum für Dialog, kein Labor für Lösungen

    Der Schritt von der Diagnose der Weltprobleme zu einer Lösung wird in Davos kaum gelingen. Aber das gehört auch nicht zum Selbstverständnis des Weltwirtschaftsforums.
    Hier kommen hochrangige Entscheider aus der ganzen Welt zusammen, um sich im informellen Rahmen miteinander auszutauschen.
    Susanne Biedenkopf leitet die ZDF-Hauptredaktion Wirtschaft, Soziales, Recht und Umwelt.

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