Corona: Wie Astra Zeneca einen Corona-Impfstoff entwickelte

Fünf Jahre Corona-Pandemie:Wie britische Forscher Impfstoff entwickelten

von Marlene Jacobsen, London
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Vom Ausbruch der Corona-Pandemie bis zur ersten Impfung dauerte die Entwicklung nur ein Jahr. Oxford-Professorin Catherine Green war dabei. So erlebte sie das Jahr 2020 im Labor.

Impfdosen des Corona-Impfstoffs von AstraZeneca
Der Coronaimpfstoff Astra Zeneca rettete unzählige Leben. Ein Einblick in die Entwicklung des Impfstoffes zum Schutz vor Corona.
Quelle: AP

Fünf Jahre ist es her, dass sich das Coronavirus in Europa ausbreitete. Während Großbritannien wie viele andere Länder einen Lockdown verhängte und die Menschen zu Hause blieben, arbeiteten Wissenschaftler an der Oxford Universität auf Hochtouren.
Dr. Catherine Green war Teil des Teams, das zusammen mit dem britisch-schwedischen Unternehmen AstraZeneca den gleichnamigen Impfstoff entwickelte. Damit angefangen hatten die Forscherinnen und Forscher bereits im Januar 2020, als das neuartige Virus aus China den meisten Briten noch kein Grund zur Sorge schien.
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Hoher Druck, einen Corona-Impfstoff zu finden

Je weiter sich das Virus ausbreitete, desto größer wurde der Druck, schnell zu Ergebnissen zu kommen.
"Wir mussten die gleiche Arbeit, die normalerweise Jahre dauert, innerhalb von Monaten hinbekommen. Die Arbeitszeiten waren sehr intensiv. Wenn wir nach einem langen Tag im Labor nach Hause kamen, hatten die Supermärkte schon zu", erinnert sich Catherine Green. Ihr Team forscht normalerweise an mehreren globalen Krankheiten gleichzeitig. Aber während der Corona-Pandemie konzentrierten sie sich nur auf den Impfstoff, auf den die Welt sehnsüchtig wartete.
Impfdosen des Corona-Impfstoffs von AstraZeneca
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Silvester verbrachten sie im Labor

Der erste Durchbruch gelang ihnen im März 2020, als Catherine Green erstmals einen Impfstoff unter ihrem Mikroskop hatte. "Wir wussten damals nicht, ob es funktioniert. Aber wir hatten Hoffnung, etwas wichtiges geschafft zu haben", sagt Green. Dass der Impfstoff wirksam ist, bestätigten die Ergebnisse klinischer Studien im November 2020. Für Catherine Green und ihr Team war das nur ein kurzer Moment des Aufatmens. "Wir haben nicht gefeiert, so wie die Welt damals war. Aber wir waren erleichtert, weil wir wussten, diese Impfung wird die Pandemie mitbeenden."
Schulen, Kitas, Geschäfte, Gastronomie, Freizeiteinrichtungen – vor allem während der Lockdowns musste viel in Deutschland schließen. Es gab Abstands- und Kontaktregeln, Quarantäne, Besuchsverbote in Krankenhäusern und Heimen sowie Einreiseverbote.
Die weltweit erste zugelassene Impfung, ein Impfstoff von Pfizer/BioNTech, erhielt eine neunzigjährige Britin im Dezember 2020. Nur wenige Wochen später, im Januar 2021, kam auch der AstraZeneca-Impfstoff, den Green mitentwickelt hatte, auf den Markt. "An Silvester hat unser Team gearbeitet, um noch die letzten erforderlichen Daten zu beschaffen", erinnert sich die Wissenschaftlerin. Der AstraZeneca-Impfstoff hat dem Daten- und Analyseunternehmen Airfinity zufolge allein im Jahr 2021 über sechs Millionen Menschen das Leben gerettet. Als Anerkennung für diesen Erfolg erhielt Catherine Green einen der höchsten britischen Orden.

Neues Ziel: Impfstoff in 100 Tagen

Doch für Green ist klar: Dass sie den Impfstoff in nur einem Jahr entwickeln und herstellen konnten, lag an den dafür bereitgestellten Ressourcen. In Greens Labor arbeiteten Wissenschaftler auch an einem Impfstoff gegen Malaria. Bis zu dessen Einführung habe es zum Vergleich acht Jahre gedauert. "Wenn nur genug Geld und Personal da ist, kommt man natürlich schneller voran", sagt Green. "Aber es könnte sogar noch schneller gehen als in 2020." Dabei komme es nicht nur auf die Forschung an, sondern auch auf ganz praktische Dinge, wie die Rekrutierung von freiwilligen Studienteilnehmern.
Eine Illustration des Coronavirus "SARS-Cov-2".
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Um mögliche Pandemien in Zukunft frühzeitig abzubremsen, riefen die G7-Staaten bei ihrem Treffen in Großbritannien 2021 zur sogenannten 100-Tage-Mission auf. Das Ziel: Nur 100 Tage nach dem Ausbruch eines neuen Erregers soll ein Impfstoff dagegen einsetzbar sein. "Das ist sehr schwierig, aber nicht unerreichbar", findet Catherine Green. Dafür werden sie und ihr Team an der Oxford Universität auch zukünftig jeden Tag ins Labor gehen.

Deutschland/USA: Das deutsche Unternehmen BioNtech entwickelte den Impfstoff "Comirnaty" zusammen mit dem US-amerikanischen Pharmaunternehmen Pfizer. Der Impfstoff wurde im Dezember 2020 als erster in der EU zugelassen.

Niederlande/Belgien/USA: Der "Jcovden" Impfstoff wurde von einer niederländischen und einer belgischen Tochterfirma des US-amerikanischen Konzerns Johnson & Johnson in den Niederlanden entwickelt und hergestellt.

Frankreich/Großbritannien: Der "VidPrevtyn Beta" Impfstoff wurde von dem französischen Pharmaunternehmen Sanofi und der britischen GSK entwickelt und im November 2022 EU-weit zugelassen.

Spanien: Die spanische Firma HIPRA entwickelte den Booster-Impfstoff "Bimervax", der frühestens sechs Monate nach einer Impfung gegen Corona verabreicht wird. Er ist seit März 2023 in der EU zugelassen.

Tschechien/USA: Der "Nuvaxovid" Impfstoff und zwei an die Omikron-Virusvariante angepasste Impfstoffe wurden von der US-amerikanischen Firma Novavax in Tschechien hergestellt, seit Dezember 2024 Besitz des dänische Unternehmen Novo Nordisk.

Schweiz/USA: Den "Spikevax" Impfstoff entwickelte die US-amerikanische Firma Moderna, wird von der schweizerischen Firma Lonza in Visp hergestellt.

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Quelle: dpa

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