mit Video
Schweigegeld-Prozess:Trump-Anwalt nimmt Cohen ins Kreuzverhör
|
Im Schweigegeld-Prozess gegen Donald Trump versucht die Verteidigung, den Kronzeugen Michael Cohen als rachsüchtigen Lügner darzustellen. Das Kreuzverhör wird zum Schlagabtausch.
Schweigegeld-Prozess gegen Donald Trump: Kronzeuge Michael Cohen im Kreuzverhör. (Gerichtszeichnung)
Quelle: Reuters
"Herr Cohen, mein Name ist Todd Blanche", begann Donald Trumps Anwalt die Befragung vor Gericht und stellte sofort die erste konfrontative Frage:
Cohen entgegnete: "Klingt nach etwas, das ich sagen würde". Später räumte Cohen zudem ein, er wolle Trump hinter Gittern sehen, wie im New Yorker Gericht anwesende Journalisten übereinstimmend berichteten.
Im Schweigegeldprozess gegen Trump hat ihn sein ehemaliger Anwalt Cohen schwer belastet.14.05.2024 | 0:24 min
Kronzeuge Cohen gilt als problematischer Zeuge
Der Kronzeuge hatte bei seiner vorherigen Befragung durch die Anklage eine direkte Verbindung zwischen Trump und einer Zahlung an Pornostar Stormy Daniels hergestellt, die der Republikaner unrechtmäßig verbucht haben soll.
Cohen gilt wegen wiederholter Lügen in seiner Vergangenheit als problematischer Zeuge. Bekannt wurde er als Trumps "Ausputzer" mit enger Beziehung und direktem Zugang zu seinem Chef, für den er juristische Scherereien abräumte. Einst sagte Cohen, er würde gar eine Kugel für Trump abfangen.
Die Staatsanwaltschaft beschuldigt Donald Trump, er habe seine Aussichten auf einen Erfolg bei der Präsidentschaftswahl 2016 durch die Zahlung von 130.000 Dollar an die Pornodarstellerin Stormy Daniels verbessern wollen. Zwar war die von keiner Seite bestrittene Transaktion selbst nicht illegal. Der heute 77-Jährige soll aber bei der Erstattung des von Michael Cohen ausgelegten Betrags Unterlagen manipuliert haben, um den wahren Grund der Zahlung zu verbergen. Aus Sicht der Anklage handelte es sich deshalb um illegale Wahlkampffinanzierung.
Es handelt sich um den ersten Strafprozess gegen einen ehemaligen Präsidenten in der Geschichte der Vereinigten Staaten. Trump droht eine mehrjährige Freiheitsstrafe, die auch zur Bewährung ausgesetzt werden könnte, oder eine Geldstrafe. Das Verfahren könnte sich auch auf den Wahlkampf in den USA auswirken. Trump, der im November erneut zum US-Präsidenten gewählt werden will, hat auf nicht schuldig plädiert.
Es handelt sich um den ersten Strafprozess gegen einen ehemaligen Präsidenten in der Geschichte der Vereinigten Staaten. Trump droht eine mehrjährige Freiheitsstrafe, die auch zur Bewährung ausgesetzt werden könnte, oder eine Geldstrafe. Das Verfahren könnte sich auch auf den Wahlkampf in den USA auswirken. Trump, der im November erneut zum US-Präsidenten gewählt werden will, hat auf nicht schuldig plädiert.
Die Schweigegeldzahlungen an Daniels beschäftigen die US-Justiz schon seit Jahren. Michael Cohen wurde in diesem Zusammenhang bereits 2018 schuldig gesprochen und saß unter anderem wegen Falschaussage eine Haftstrafe ab. Damals war Trump noch Präsident und wurde von der Staatsanwaltschaft nicht strafrechtlich verfolgt. Der aktuelle Prozess wurde im April eröffnet.
Quelle: dpa
Quelle: dpa
US-Kommentatoren: Kreuzverhör misslungen
Blanche konfrontierte Cohen immer wieder mit dessen scharfen Angriffen auf Donald Trump. Er zeichnete das Bild eines Mannes, der von Rachegedanken gegen seinen früheren Boss besessen ist, seitdem dieser ihn fallen ließ. Auf Blanches Fragen dazu, dass die Staatsanwaltschaft Cohen in mehreren Gesprächen dazu aufgefordert hatte, sich nicht in TV-Shows zu dem Fall zu äußern, antwortete Cohen, er könne sich an mehrere Gespräche zu diesem Thema nicht erinnern. Diese angebliche Gedächtnislücke nahm Blanche zum Anlass, Cohens detaillierte Erinnerungen an Telefonate mit Trump vor acht Jahren infrage zu stellen.
Einige US-Kommentatoren vertraten die Meinung, dass es Anwalt Blanche zumindest im ersten Teil des Kreuzverhörs nicht gelungen sei, Cohens Vorwürfe zu diskreditieren. Teils sei er während der Befragung so schnell von einem Thema zum nächsten gesprungen, dass es nicht leicht gewesen sei, ihm zu folgen.
Die teilweise sehr unverblümten Antworten Cohens, der mehrmals "Klingt nach etwas, das ich sagen würde" antwortete, hätten amüsant gewirkt. Die "New York Times" bemerkte, die Geschworenen seine offensichtlich belustigt gewesen.
Cohen ist letzter Zeuge der Staatsanwaltschaft
Das Kreuzverhör soll am Donnerstag weitergehen, am Mittwoch pausiert der Prozess. Die Staatsanwaltschaft ließ wissen, dass Cohen ihr letzter Zeuge gewesen sei. Trumps Anwälte könnten bereits am Donnerstag mit dem Kreuzverhör fertig sein.
Im Prozess gegen Trump um die mutmaßliche Vertuschung einer Schweigegeldzahlung hat Stormy Daniels ausgesagt.08.05.2024 | 2:14 min
Danach wäre es an der Verteidigung, entlastende Zeugen aufzurufen, bevor es zu den Schlussplädoyers kommt. Die zwölf Geschworenen müssen in der Folge eine einstimmige Entscheidung treffen. Richter Juan Merchan würde im Falle einer Verurteilung das Strafmaß festlegen.
Quelle: dpa
Thema
Mehr zu dem Prozess
mit Video
Strafverfahren um Schweigegeld:Trump-Prozess: Pornostar geht ins Detail
mit Video
Schweigegeld-Prozess:Trump-Vertraute sagt zu sexistischem Video aus
mit Video
Historischer Prozess:Sex, Schweigegeld, Finanzbetrug und Trump
Susanne Lingemann, New York