Machtkampf in Bolivien: Wenn Freunde zu Feinden werden
Machtkampf der Sozialisten:Bolivien: Wie Freunde zu Feinden wurden
von Tobias Käufer, Bogota
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In Bolivien tobt ein Machtkampf zwischen dem amtierenden Präsidenten Arce und Ex-Präsident Morales. Europa schaut mit Spannung zu, denn in Bolivien lagern besondere Rohstoffe.
Bis 2019 war Evo Morales das Staatsoberhaupt Boliviens. Jetzt führt er einen Machtkampf gegen seinen Nachfolger.
Quelle: epa
Immerhin 14 Jahre lang diente Alvaro Garcia Linera (61) treu seinem Präsidenten Evo Morales (64) im Amt des Vizepräsidenten. Vom 2006 bis 2019 galt das Duo als unzertrennliche Machtachse der bolivianischen Sozialisten. Von wo auch immer Morales kritisiert wurde, warf sich Garcia Linera schützend vor seinen Präsidenten.
Doch inzwischen hat es auch die ehemalige Nummer zwei auf die Liste der politischen Feinde von Morales geschafft. "Was mich beunruhigt, ist, wie Alvaro mit dem Imperium, der Rechten und der neuen Rechten übereinstimmen kann", sagte Morales vor wenigen Tagen in einem Interview mit einem lokalen Radiosender. Schon im vergangenen Jahr hatte Morales über Garcia Linera gesagt:
Er war Vizepräsident in der Regierung Evo Morales: Alvaro Garcia Linera.
Quelle: epa
Morales: Kompromissvorschlag als Verrat
Hinter dem Bruch des ehemals erfolgreichsten südamerikanischen Politik-Duos steckt ein brutaler interner Machtkampf. Garcia Linera hatte angesichts der offen ausgetragenen Rivalitäten zwischen dem amtierenden Präsident Luis Arce und Ex-Präsident Morales einen dritten Namen vorgeschlagen, um eine Spaltung der regierenden "Bewegung des Sozialismus" (MAS) zu verhindern.
Garcia Linera brachte deshalb den deutlich jüngeren Parlamentspräsidenten Andronico Rodriguez (35) und damit einen Generationswechsel ins Spiel: "Weil er das neue volkstümliche, indigene und professionelle Bolivien repräsentiert."
Morales betrachtet diesen Kompromissvorschlag wiederum als Verrat und erklärte seinen langjährigen Weggefährten Garcia Linera zum Feind. Ein Schicksal, das auch Arce widerfahren ist. Der war unter Morales bis zur Wahl 2019 Wirtschaftsminister.
Boliviens amtierender Präsident Luis Arce.
Quelle: epa
"Morales erinnert charakterlich an Trump"
"Charakterlich, nicht ideologisch, erinnert Evo Morales dabei an Donald Trump, der auch ehemalige enge Weggefährten zu Feinden erklärt, wenn sie ihn kritisieren", sagt Bolivien-Experte Dr. Georg Dufner von "Emerging Markets Advisors". Dufner beobachtete die Politik in dem südamerikanischen Land viele Jahre für die Konrad-Adenauer-Stiftung vor Ort in La Paz.
Der Ausgang dieses Machtkampfes im Land mit den größten Lithium-Vorkommen weltweit wird auch aus Europa interessiert verfolgt. Während Arce als der eher pragmatische Kandidat gilt, gilt Morales als erbitterter Gegner des Westens. "Um im Rohstoff-Bereich erfolgreich zu sein, braucht es sehr viel Fingerspitzengefühl für Politik, für lokale Befindlichkeiten - und auch strategische Geduld", sagt Dufner im Interview mit ZDFheute mit Blick auf die Verhältnisse in Bolivien.
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Morales akzeptierte Wahlniederlage nicht
Der Ursprung der heutigen Krise liegt im Februar 2016. Damals wollte Morales per Referendum die Verfassung ändern lassen, um eine erneute Präsidentschaftskandidatur zu ermöglichen. Doch als die Bolivianer "Nein" zur Verfassungsänderung sagten, brach Morales sein Wort, das Ergebnis zu respektieren und setzte gegen den Wählerwillen seine Kandidatur auf juristischem Wege durch.
Es folgten die hoch umstrittenen Wahlen 2019, die letztlich zur Flucht von Morales ins Ausland führten, nachdem Wahlbeobachter der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) aufgrund von Unregelmäßigkeiten Neuwahlen empfahlen. Heute spricht Morales von einem Putsch. Bei den Neuwahlen 2020 gelang den Sozialisten dann ein klarer Sieg - angeführt von Morales' ehemaligem Wirtschaftsminister Arce. Zuletzt organisierte Morales Straßenblockaden gegen Arce und strebt die rechtlich umstrittene erneute Präsidentschaftskandidatur innerhalb der MAS an.
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