Festnahme in Thailand :Band Bi-2 fürchtet Abschiebung nach Russland
|
Die russische Rockband Bi-2 ist auch für ihre Kritik am Ukraine-Krieg bekannt. Nun wurden ihre Mitglieder in Thailand festgenommen - und fürchten die Abschiebung nach Russland.
Die sieben Bandmitglieder waren festgenommen worden, nachdem die Gruppe ein Konzert auf Phuket gespielt hatte. (Archivfoto)
Quelle: dpa
Die thailändischen Behörden planen offenbar die Abschiebung einer regimekritischen russischen Rockband - aber wohin, ist derzeit unklar.
Die sieben Musiker von Bi-2 - von denen mehrere auch einen israelischen Pass haben und zwei gar keine russischen Staatsbürger mehr sind - waren eigenen Angaben zufolge in der vergangenen Woche nach einem Konzert auf der Urlaubsinsel Phuket festgenommen und in Einwanderungshaft gebracht worden. Phuket ist ein beliebtes Reiseziel für russische Auswanderer und Touristen.
Der russische Oppositionsführer Nawalny gilt als größter innenpolitischer Gegner von Präsident Putin. Mitte Januar hat er sich erstmals per Video aus dem Straflager in der Polarregion gemeldet. 10.01.2024 | 1:37 min
Bandmitglieder offenbar in Einwanderungshaft
Während Medien zunächst berichtet hatten, dass die Musiker nach Russland abgeschoben werden sollten, wurde nun am Dienstagabend einer der Bandgründer - Jegor "Ljowa" Bortnik - nach Israel ausgeflogen, das berichten die Künstler. Bortnik, der unter dem Künstlernamen Ljowa auftritt, verfügt zusätzlich über einen australischen Pass. "Der Rest der Gruppe sitzt immer noch in einem Migrationsgefängnis in einer engen Zelle mit 80 Personen", schrieb Bi-2 auf Facebook.
Der progressiven Rockband wird vorgeworfen, nicht über die gültigen Dokumente für den Auftritt auf Phuket verfügt zu haben. Bi-2 teilte auf mehreren sozialen Netzwerken mit:
Auch in Russland gibt es Kritik am Angriffskrieg gegen die Ukraine. Das ZDF hat eine Soldatenfrau getroffen, die um das Leben ihres Mannes fürchtet.14.12.2023 | 6:23 min
Menschenrechtler warnen vor Verhaftung und Folter
Der russische Botschafter in Thailand, Jewgeny Tomichin, sagte, russische Diplomaten seien nicht für die Festnahme der Männer verantwortlich. "Es ist nicht unsere Praxis, jemandem etwas zu diktieren. Die Amerikaner können das tun. Wir verhalten uns nicht so und stellen keine solchen Forderungen", wurde er von der russischen Zeitung "Komsomolskaja Prawda" zitiert. Von thailändischen Behördenvertretern lagen zunächst keine Stellungnahmen zu der Situation vor.
Menschenrechtler warnten, dass der im Exil lebenden Gruppe im Falle einer Abschiebung nach Moskau wegen ihrer öffentlichen Kritik an der russischen Regierung Verfolgung drohe. Die thailändischen Behörden sollten die inhaftierten Mitglieder von Bi-2 sofort freilassen und ihnen die Weiterreise ermöglichen", sagte Elaine Pearson, Asien-Direktorin von Human Rights Watch (HRW).
Human Rights Watch: Thailand sollte Bandmitglieder nicht abschieben
Die russische Regierung betrachte die Gruppe als Bedrohung für die nationale Sicherheit. Der Youtube-Kanal von Bi-2 hat etwa eine Million Abonnenten. Auf Spotify verzeichnet die Gruppe 376.000 monatliche Hörer.
"Nach ihrer Inhaftierung in Thailand sagte Maria Sacharowa, die Sprecherin des russischen Außenministeriums, dass die Gruppe angeblich 'Terrorismus gesponsert' habe, indem sie Russland verurteilt und die Ukraine öffentlich unterstützt habe", erklärte HRW.
Die thailändische Regierung sollte keines der Bandmitglieder nach Russland abschieben, forderte die Organisation. Bei einer gewaltsamen Rückführung drohten ihnen "höchstwahrscheinlich willkürliche Festnahmen und Inhaftierungen, mögliche Misshandlungen in der Haft, politisch motivierte Strafanzeigen und unfaire Gerichtsverfahren".
Unterhaus-Mitglied bezeichnet Bi-2 als "Abschaum"
Andrej Lugowoi, ein Mitglied des Unterhauses des russischen Parlaments, bezeichnete die Bandmitglieder wegen ihrer Kritik am russischen Militäreinsatz in der Ukraine als Abschaum. "Lasst die Jungs sich bereit machen: Bald werden sie auf Löffeln und Metalltellern spielen und singen und vor ihren Zellengenossen steppen", schrieb Lugowoi auf Telegram. "Ich persönlich würde mich sehr freuen, das zu sehen."
Quelle: dpa, AP
Mehr zu Kremlkritikern
Harte Strafe gegen Kara-Mursa:Wie der Kreml die Opposition einschüchtert
von Thomas Dudek
25 Jahre Haft für Kara-Mursa:Gericht bestätigt Urteil gegen Kreml-Kritiker
1:44 min
Nachrichten | heute 19:00 Uhr:Herausforderer für Putin
von Armin Coerper