Massa gegen Milei: Argentinien wählt neuen Präsidenten

    Abstimmung für Präsidentenamt:Massa gegen Milei: Stichwahl in Argentinien

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    Weiter so oder Kurswechsel? Argentinien wählt einen Präsidenten. Bei der Stichwahl tritt Wirtschaftsminister Massa gegen Rechtspopulisten Milei an. Ein enges Rennen deutet sich an.

    Inmitten einer schweren Wirtschaftskrise wählen die Argentinier einen neuen Präsidenten. Rund 35 Millionen Menschen sind zur Wahl aufgerufen. Die Wahllokale sind seit 12 Uhr mitteleuropäischer Zeit geöffnet. Erste Ergebnisse werden erst nach Mitternacht erwartet.
    Bei der Stichwahl am Sonntag tritt zum einen Wirtschaftsminister Sergio Massa von den regierenden Peronisten an. Er lag im ersten Wahlgang überraschend ein paar Prozentpunkte vorn. "Wir entscheiden darüber, in welchem Land wir in den kommenden Jahren leben werden", sagte Sergio Massa nach seiner Stimmabgabe am Sonntag - wohl auch mit Blick auf seinen Gegner, dem libertären Populisten Javier Milei. In den jüngsten Umfragen lagen die beiden fast gleichauf.

    "Anarchokapitalist" Milei verspricht radikale Kehrtwende

    Der selbst ernannte "Anarchokapitalist" Milei verspricht eine radikale Kehrtwende: Er will den US-Dollar als gesetzliches Zahlungsmittel einführen, die Zentralbank sowie viele Ministerien abschaffen und die Sozialausgaben radikal kürzen.

    Niemand mit so extremen Ansichten in Wirtschaftsfragen ist je zum Präsidenten eines südamerikanischen Landes gewählt worden.

    Ökonom Mark Weisbrot

    "Er erkennt kaum eine legitime Rolle der Regierung in einigen der wichtigsten Politikbereiche an, die die meisten Menschen als notwendig für eine demokratische, humane und stabile Gesellschaft ansehen", sagte der Ökonom Mark Weisbrot vom US-Forschungsinstitut Center for Economic and Policy Research.
    Javier Milei mit einer Kettensäge und seinen Anhängern
    Der rechte Ökonom Javier Milei will öffentliche Ausgaben "mit der Kettensäge" kürzen (Archivbild)
    Quelle: AFP/Marcos Gomez

    Die von Milei geplante Radikalkur kommt vor allem bei jungen Leuten gut an. Viele kennen nur ein Leben im ständigen Krisenmodus, sind vom politischen Establishment enttäuscht und wollen endlich einen Neuanfang.

    Massa: Milliarden Euro in Wirtschaft gepumpt

    Regierungskandidat Massa hingegen dürfte die bisherige Politik mit massiven Eingriffen des Staates in die Wirtschaft und umfangreichen Sozialprogrammen grundsätzlich fortsetzen.
    Zuletzt griff er tief in die Staatskasse, um die Wähler bei Laune zu halten. Er ordnete massenhafte Neueinstellungen im öffentlichen Dienst an, genehmigte höhere Freibeträge bei der Einkommensteuer und gewährte Einmalzahlungen für Angestellte und Pensionäre.
    Obdachloser auf aregentinischer Straße
    Argentiniens Bevölkerung leidet unter der hohen Inflation. Bei den Wahlen am 22. Oktober könnte der rechtspopulistische Kandidat Javier Milei gewinnen.18.10.2023 | 6:34 min
    Medienberichten zufolge pumpte Massa in den vergangenen Monaten umgerechnet mehrere Milliarden Euro in die Wirtschaft, rund 1,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Der gemäßigte Peronist schürte zuletzt die Angst vor einem sozialen Kahlschlag, sollte sein Rivale Milei die Wahl gewinnen.

    Argentinien steckt in tiefer Wirtschaftskrise

    Die zweitgrößte Volkswirtschaft Südamerikas steckt in einer tiefen Wirtschaftskrise. Die Inflationsrate liegt bei über 140 Prozent, rund 40 Prozent der Menschen in dem einst reichen Land leben unterhalb der Armutsgrenze.
    Argentinien leidet unter einem aufgeblähten Staatsapparat, geringer Produktivität der Industrie und einer großen Schattenwirtschaft, die dem Staat viele Steuereinnahmen entzieht. Die Landeswährung Peso verliert gegenüber dem US-Dollar immer weiter an Wert, der Schuldenberg wächst ständig.

    Argentiniens tiefe Krise
    :Die Wahl der Verzweiflung

    Seit Jahrzehnten wechseln sich in Argentinien Links und Rechts ab, ohne große Veränderungen. Nun mischt ein radikaler Quereinsteiger das politische Feld auf - Javier Milei.
    von Christoph Röckerath
    Eine Person überreicht Pesos an eine andere Person an einem Marktstand in Buenos Aires.
    mit Video
    Quelle: dpa