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Seit 13 Tagen verschwunden:Wo ist Kremlkritiker Alexej Nawalny?
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Der bekannte Putin-Kritiker Alexej Nawalny ist erneut nicht vor Gericht aufgetaucht. Seit fast zwei Wochen hat ihn niemand mehr gesehen. Seine Anhänger befürchten das Schlimmste.
Es wirkt inzwischen wie ein gut einstudiertes Schauspiel. Schon zum fünften Mal treffen sich Richter, Anwälte und Mitarbeitende der Strafvollzugsanstalt in einem Gerichtssaal im Gebiet Wladimir, knapp 250 Kilometer außerhalb von Moskau. Der Richter fragt, wo der Kläger sei, keiner der Anwesenden hat eine Antwort darauf, es heißt einzig, man habe "keine Informationen". Der Prozess wird vertagt.
Der Kläger, der seit 13 Tagen vermisst wird, ist Alexej Nawalny. Der ganze Vorgang wirkt mehr als skurril. Wie kann es sein, dass der Richter nicht weiß, wo Nawalny ist? Seine Anwälte nicht? Die Strafanstalt nicht? Darüber lässt sich in Russland dieser Tage nur spekulieren.
Nicht mehr im Straflager
Am 5. Dezember hatten Nawalnys Anwälte ihn zum letzten Mal gesehen. Zwei Tage später sollte er eigentlich in den Gerichtssaal zugeschaltet werden. Persönlich darf er an den vielen Prozessen, die mit ihm und gegen ihn geführt werden, schon lange nicht mehr teilnehmen. Diesmal sollten diverse Beschwerden Nawalnys verhandelt werden, der seine strengen Haftbedingungen beklagt hatte.
Klar scheint nur: Nawalny ist nicht mehr in der Strafkolonie IK-6 in Melechowo, wo er seit etwa 18 Monaten seine Strafe verbüßt. Das ließ ein Mitarbeiter der Haftanstalt vergangene Woche mitteilen. Und die Sprecherin des Nawalny-Teams, Kira Jarmysch, bestätigte auf X: Sein Anwalt habe mitgeteilt, dass er "die Region Wladimir verlassen" habe. "Es ist nicht klar, wohin genau."
Doch welche Möglichkeiten gibt es? Mehrere Szenarien sind denkbar:
Szenario 1: Nawalny wird verlegt
Seine Anhänger befürchten schon länger, dass Nawalny in ein Straflager verlegt werden soll, das weiter von Moskau entfernt ist. Obwohl er längst weggesperrt wurde, ist der Kremlkritiker dem Putin-Regime ein Dorn im Auge. Über sein gut vernetztes Team gelingt es ihm immer wieder, sich politisch zu äußern - gegen den Krieg, gegen Korruption, gegen Putin.
Der Tag, an dem Nawalny erstmals nicht vor Gericht auftauchte, fiel mit dem Start einer Kampagne gegen Wladimir Putins Präsidentschaftskandidatur zusammen. Darin werden die Russinnen und Russen aufgerufen, für einen der anderen Kandidaten zu stimmen. Die Wahlen seien zwar eine Parodie, heißt es auf der Website nawalny.com. Trotzdem müssten sie für ein Zeichen gegen Putin genutzt werden.
Für Putin sind die Wahlen 2024 ein Referendum über die Zustimmung zu seinem Vorgehen, über die Zustimmung zum Krieg.
Internetseite Nawalny.com
Möglich, dass er mit einer Verlegung für mehrere Wochen oder Monate von der Bildfläche verschwinden sollte. Und zukünftig in einem weit entfernten Gefängnis noch weniger Öffentlichkeit bekommt. Solche Fälle gab es bereits in der Vergangenheit. Nur wohin er verlegt werden soll, konnten Nawalnys Anwälte bislang nicht rausfinden.
Am Wochenende haben die Anwälte Anfragen in mehr als 200 Untersuchungsgefängnissen gestellt. Wir warten auf Antworten.
Kira Jarmysch, Sprecherin Nawalnys
Szenario 2: Nawalny ist krank
Seit Monaten gibt es immer wieder Berichte, Nawalny habe schwere gesundheitliche Probleme. Von seiner Nowitschok-Vergiftung 2020 soll er sich nie ganz erholt haben. Jarmysch hatte am 8. Dezember erklärt, dass Nawalny jüngst erkrankt und offenbar aus Hunger ohnmächtig geworden sei.
Die strengen Haftbedingungen dürften seinem Gesundheitszustand kaum zuträglich sein. Regelmäßig wird er in eine enge Isolationszelle gesperrt, in der er sich nur nachts hinlegen darf. Seine Anwälte berichteten außerdem wiederholt, dass ihm gesundheitliche Versorgung verwehrt wird.
Szenario 3: Nawalny ist tot
Auch das ist im Russland Putins immer eine Möglichkeit, wo Gegner des Regimes gefährlich leben. Entweder ihm wurde gezielt etwas angetan, oder seine Gesundheit hat versagt, und die Behörden wollen es schlicht noch nicht öffentlich machen.
Wir haben nicht die Fähigkeit, das Recht oder den Wunsch, das Schicksal der Gefangenen zu verfolgen, die auf Entscheidung eines Gerichtes hin eine Strafe verbüßen.
Dmitri Peskow, Kreml-Sprecher
Der Kreml erklärte vergangene Woche, es sei nichts über Nawalnys Aufenthaltsort bekannt. Es gibt aktuell keine konkreten Hinweise auf Nawalnys Tod, ausgeschlossen ist es jedoch nicht.
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