Afghanistan: Der Krieg der Geheimdienste gegen die Taliban
Vor Machtübernahme in Kabul:Der Krieg der Geheimdienste gegen die Taliban
von Alexander Bühler, Marcus Weller und Christian Rohde
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Ex-Agenten und afghanische Generäle berichten gegenüber ZDF frontal erstmals über den Schattenkrieg der Geheimdienste gegen die Taliban - und das Scheitern des Westens.
"Jahre des Terrors" - Teil 1 der ZDF-frontal-Doku-Reihe "Krieg der Agenten - der geheime Kampf gegen die Taliban"12.08.2024 | 27:54 min
Die Taliban setzten in ihrem letztlich erfolgreichen Guerillakrieg auf Terror durch Selbstmordanschläge. Auch die Deutschen waren Ziel. Ein ehemaliger Agent des afghanischen Geheimdienstes schildert, wie seine Einheit einen Bombenanschlag auf die deutsche Botschaft in Kabul verhindert habe. "Drei Angreifer sollten ihr Auto vor der Botschaft sprengen, danach in die Botschaft eindringen und so viele Deutsche töten wie möglich." Man habe die Terrorpläne durchkreuzt.
In fast allen Terrorgruppen hatten wir Spitzel, die für Geld oder aus anderen Gründen mit uns gearbeitet haben.
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Ex-Agent des afghanischen Geheimdienstes
Die damalige Bundeskanzlerin Angela Merkel habe sich persönlich bedankt.
Ex-BND-Chef: Afghanische Agenten waren "mutig"
Gegenüber ZDF frontal bestätigt der ehemalige Chef des Bundesnachrichtendienst BND, Gerhard Schindler, die Zusammenarbeit mit afghanischen Agenten. Sie seien "mutig, ausdauernd, tapfer" gewesen. "Das waren keine Dampfplauderer."
Quelle: ZDF
Die TV-Doku zur Recherche von ZDF frontal - "Krieg der Agenten - der geheime Kampf gegen die Taliban" - sendet das ZDF am 13. August um 21 Uhr.
Im Laufe des 20-jährigen Kriegs in Afghanistan verübten die Taliban Tausende Anschläge mit unzähligen Opfern. Nach anfänglichen Verlusten eroberten die selbsternannten "Gotteskrieger" immer mehr Orte und Provinzen zurück und fügten den Koalitionstruppen und der afghanischen Armee schwere Verluste zu.
Eine Antwort darauf sollten geheime Nachteinsätze von Spezialeinheiten des afghanischen Geheimdienstes NDS sein - mit vier sogenannten "Zero Units".
"Zero-Units" - ausgebildet, um zu töten
Der ehemalige Direktor des afghanischen Geheimdienstes NDS, Mohammed Masoom Stanekzai, bestätigte gegenüber ZDF frontal den Einsatz "irregulärer militärischer Einheiten für Spezialoperationen, die von der CIA aufgebaut wurden".
Diese sogenannten "Zero-Units" werden für Hunderte gezielter Tötungen von Zivilisten in Afghanistan verantwortlich gemacht. Der Ex-NDS-Chef räumt ein:
Auf dem Land wurden viele Fehler gemacht. Einige Menschen wurden unschuldig getötet, einige auf brutale Art und Weise festgehalten. Daran gibt es keinen Zweifel. Es war Krieg.
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Mohammed Masoom Stanekzai, Ex-Direktor Afghanischer Geheimdienst
"Zeit der Qualen" - Teil 2 der ZDF-frontal-Doku-Reihe "Krieg der Agenten - der geheime Kampf gegen die Taliban"12.08.2024 | 30:33 min
"Capture or kill": Einsätze der Kommandos umstritten
Diese Kommandos kooperierten eng mit der CIA, erklärt Ex-CIA-Mann Gary Harrington gegenüber ZDF frontal: "Bei diesen Operationen trugen die Afghanen die Hauptlast der Kämpfe, aber die CIA-Berater waren beratend und koordinierend dabei."
"Capture or kill" lautete demnach ihre Devise, gefangen nehmen oder töten. Harrington rechtfertigt diese hochumstrittenen Einsätze.
Bei den Taliban gibt es einige, die Du von deinem Weg überzeugen kannst. Und dann gibt es welche, die muss man einfach töten.
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Ex-CIA-Agent
Trotz westlicher Unterstützung waren die regulären afghanischen Streitkräfte im Laufe des Krieges immer weniger in der Lage, sich gegen die Taliban zu behaupten. Und die machten Jagd auf die, die in ihren Augen Verräter waren und sind. Bis heute.
So schildert es Qari Mujahid, ein Taliban-Kämpfer, im Gespräch mit ZDF frontal: "In unserem Dorf gab es einen Baum, der keine Früchte trug. Wenn ein Verräter gefangen genommen wurde, haben wir ihn an diesen Baum gehängt."
"Tage des Verrats": Teil 3 der ZDF-frontal-Doku-Reihe "Krieg der Agenten - der geheime Kampf gegen die Taliban"12.08.2024 | 29:11 min
Taliban nehmen Kabul binnen weniger Tage ein
Am 14. August 2021 stehen die Taliban vor den Toren Kabuls, innerhalb weniger Tage haben sie die Stadt kampflos eingenommen. Tausende versuchen, über den Flughafen - den letzten Posten der westlichen Alliierten - zu fliehen.
Am 30. August 2021 verlässt der letzte amerikanische Soldat Afghanistan. Die Taliban sind wieder an der Macht, kontrollieren Kabul und das ganze Land. Der Abzug der Amerikaner markiert das endgültige Scheitern des Westens nach 20 Jahren Krieg in Afghanistan.
Seit August 2021 sind die Taliban in Afghanistan wieder an der Macht. ZDF-Reporterin Katrin Eigendorf reiste im Sommer 2023 in das weitgehend isolierte Land.09.08.2023 | 28:50 min
Verbitterte Agenten und machtbewusste Taliban
Der ehemalige Geheimdienstoffizier der Zero-Unit 2, Azim S., hat den Fall Kabuls miterlebt. Er kämpfte über Jahre an der Seite der westlichen Alliierten. Auf der Flucht vor den Taliban strandete er in Ruanda und er ist verbittert:
Ich möchte die Europäer fragen, die ihre Kinder in Afghanistan in den Kampf geschickt haben und die gefallen sind: Wofür sind sie gestorben?
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Azim S., Ex-Geheimdienstoffizier Afghanistans
Die Flucht der vermeintlich stärksten Streitmacht der Welt - der Nato - vor einer Guerillatruppe macht den letzten General der afghanischen Spezialeinheiten, Haibatullah Alizai, bis heute fassungslos: "Ich glaube, die westliche Welt, besonders Amerika, muss ihre Politik überdenken."
Zumindest aber sollte einer von der Regierung kommen und sagen: Wir haben es vergeigt. Und wir fühlen uns schlecht deswegen. Aber ich habe nichts in der Art von ihnen gehört.
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Haibatullah Alizai, Ex-General der afghanischen Spezialeinheiten
Das Fazit aus Sicht der Sieger ist ein anderes. Scheich Mohammed Qasem Khaled, Gouverneur von Kabul, schildert seine Sicht: "Es ist eine der süßesten Erinnerungen meines Lebens, nach 20 Jahren Kampf dieses Ziel erreicht zu haben. Die Besatzung endete. Ein islamisches System wurde etabliert, Sicherheit wurde gewährleistet."
Im August 2021 übernahmen die Taliban in Windeseile die afghanische Hauptstadt Kabul. Jetzt gab BND-Präsident Kahl zu, dass das Tempo der Taliban falsch eingeschätzt wurde.
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