ZDF-Doku: Baerbock bereut Aussage zu "Kriegserklärung"
Interview für ZDF-Doku:Baerbock bereut Aussage zu "Kriegserklärung"
von Andreas Kynast
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Bei den Dreharbeiten zu "Mensch Baerbock" verrät die Ministerin, welcher Kollege sie belogen hat, warum sie bei Blumensträußen die Krise kriegt und wie sie mit Versprechern umgeht.
Kann sie das? Diese Frage begleitet Annalena Baerbock im Dezember 2021 ins Amt der Außenministerin der Bundesrepublik Deutschland. Zwei Jahre später zieht "ZDFzeit" Zwischenbilanz.14.11.2023 | 43:41 min
Es gibt wenige Sätze, die so an Außenministerin Annalena Baerbock kleben, wie die Entgegnung, die sie am 24. Januar im Europarat einem konservativen britischen Politiker entgegenschleuderte: "Wir kämpfen einen Krieg gegen Russland und nicht gegeneinander." Der Brite hatte den Vorwurf erhoben, dass Deutschland der Ukraine nicht ausreichend helfe.
"Ich hatte vorher schon mehrfach erklärt, wie wichtig es ist, dass wir die Ukraine unterstützen", erinnert sich Baerbock an die kontroverse Sitzung, "und habe dann in dieser Reaktion gesagt, wir müssen aber aufpassen, auch in der Rhetorik, dass wir nicht in einem Krieg mit uns selbst sind, sondern mit Russland." Schon in dem Moment, als sie es ausgesprochen habe, habe sie gedacht: Die Formulierung, dass wir gegen Russland kämpfen, kann jetzt auch missverstanden werden.
Für die Dokumentation "Mensch Baerbock! Die undiplomatische Diplomatin" hat Autor und Regisseur Falko Korth die Politikerin der Grünen fast ein Jahr lang beobachtet, ist ihr nach Brasilien, in den Irak und die Ukraine gefolgt und hat zahlreiche Interviews über den "absoluten Sprung ins kalte Wasser" geführt, wie Baerbock ihre ersten zwei Jahre als Außenministerin bezeichnet.
Nicht alle Antworten haben es in den Film geschafft, aber im Gesamtprotokoll des Drehmaterials fällt auf, wie offen Baerbock mit Ablehnung, Hass und Häme hadert. Und manchmal mit sich selbst.
Wie stark Baerbock polarisiert, lässt sie nicht kalt
Baerbocks "Kriegserklärung" an Russland hat einen gewaltigen Shitstorm ausgelöst, bis heute sehen Kritiker die Formulierung als Beweis, dass die erste Frau an der Spitze des Auswärtigen Amts es eben einfach nicht könne.
Wie stark Baerbock polarisiert, wie sehr sie triggert, lässt die 42-Jährige nicht kalt. In einem der Interviews, die Filmemacher Korth geführt hat, räumt Baerbock unumwunden ein, dass es ein Balanceakt sei, schwierige Situationen zu ertragen, "ohne daran kaputt zu gehen und gleichzeitig empathisch und offen zu bleiben". Das sei ein Balanceakt, der ihr an manchen Tagen besser gelinge als an anderen.
Dass sie sich manchmal verspreche ("da muss man kein Geheimnis drum machen"), damit habe sie umzugehen gelernt. Bereits im Wahlkampf habe sie die Lehre gezogen: "Es wird sowieso nie perfekt sein." Obwohl Professionalität zu ihrem Job gehöre, müsse sie aufpassen, es nicht überprofessionell machen zu wollen und dann nicht mehr sie selbst zu sein.
Lawrow habe versucht, sie aufs Glatteis zu führen
In einem anderen Gespräch, das sich in den mehrere Stunden langen Aufzeichnungen findet, enthüllt Baerbock, dass der russische Außenminister Sergej Lawrow sie bei ihrem Besuch in Moskau im Januar 2022 angelogen habe.
Schon vor der Abreise nach Russland sei sie von ihren Diplomaten davor gewarnt worden, dass Lawrow häufig versuche, seine Gäste aufs Glatteis zu führen. Der Besuch sei "sehr, sehr gut vorbereitet" gewesen. Als Lawrow dann probiert habe, sie mit Äußerungen zu Nord Stream 2 bloßzustellen, sei ihm das nicht gelungen. "Da war ich sehr, sehr tief im Stoff. Das war das falsche Thema."
Keine Blumen als Willkommensgeschenk
Zu den zahlreichen Einblicken, die Baerbock dem Kamerateam während der Dreharbeiten gewährt, gehört ein Hinweis, den sie der Protokollabteilung des Auswärtigen Amts gegeben hat:
Natürlich seien Blumen etwas Schönes und Nettes, aber wenn sie auf einem Rollfeld ankomme und ein Außenstehender würde sich fragen, wer die deutsche Außenministerin ist, solle er nicht denken, dass sie das Blumenmädchen sei. Niemals würde man auf die Idee kommen, wenn ein Mann irgendwo eintrifft, ihm einen Blumenstrauß zu überreichen.
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"Ich habe Baerbock in den Interviews offen und zugleich nachdenklich erlebt", sagt Autor und Regisseur Falko Korth. "In der Doku musste ich mich auf bestimmte Aspekte konzentrieren, sodass viel gutes Material leider keinen Eingang in den Film finden konnte." Auch Baerbocks Aussage über die Blumensträuße habe nicht in die 45 Minuten gepasst: "Das ist für einen Filmemacher natürlich immer auch schmerzhaft."
"Ich finde, dass das genau das richtige Amt für mich ist", wird Baerbock ganz am Ende der ZDF-Dokumentation sagen. "Ob ich die richtige Außenministerin bin, zur richtigen Zeit, das müssen andere beurteilen."
Die ZDFzeit-Dokumentation "Mensch Baerbock! Die undiplomatische Diplomatin" von Falko Korth läuft am Dienstagabend um 20:15 Uhr im ZDF. Zu sehen ist sie schon vorab in der ZDFmediathek.