Wahrnehmung: Ist Regen mittlerweile "schönes Wetter"?

    Empfinden verändert sich:Ist Regen mittlerweile "schönes Wetter"?

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    Galten früher sonnige Temperaturen um die 30 Grad als schönes Wetter, scheint sich unser Empfinden verändert zu haben. Was jetzt als angenehm wahrgenommen wird und woran das liegt.

    Ein Regenbogen leuchtet nach einem Gewitter am Abendhimmel über der Landschaft im Osten des Landes Brandenburg.
    Ist Regen für uns mittlerweile "schönes Wetter"?
    Quelle: dpa

    Sonnenschein ist gutes Wetter, Regen schlechtes. Solche Aussagen sind kein Konsens mehr. 30 Grad, wolkenlos, trocken: Das erschien lange als Inbegriff von "schönem Wetter". Doch spätestens in diesem Jahr, in dem ständig von Wetterextremen und den Folgen des Klimawandels berichtet wird, scheint das passé. Angesichts der Trockenheit hierzulande scheinen Leute in Gesprächen auch öfter zu erwähnen, dass sie sich jetzt über Regen freuen und gleichzeitig darüber wundern, dass sie das so anders empfinden als früher.
    "Eines ändert sich spürbar: Das Wetter ist kein unverfängliches Thema mehr, das sich beim Small Talk anbietet, wenn man nicht über Politik, Geld, Sex oder Fußball reden möchte", sagt der Historiker und Arzt Ronald D. Gerste, der das Buch "Wie das Wetter Geschichte macht: Katastrophen und Klimawandel von der Antike bis heute" schrieb. Nach seiner Beobachtung sei es "besonders in Deutschland ideologisch aufgeladen" - und ein Politikum geworden.
    In Deutschland gab es in diesem Sommer nun erneut starke Unwetter:

    Regen wird positiver bewertet

    Das positivere Verhältnis zum Regen ist laut Gerste, der in Washington lebt, tatsächlich ein neues Phänomen: "Was wir traditionell als 'schlechtes Wetter' bezeichnen, war eigentlich noch nie, zumindest in unserem Kulturkreis, besonders beliebt."
    Doch es scheint zu gelten: neue Situation, angepasste Ansichten. "Hohe Temperaturen werden heute von vielen Menschen nicht mehr als 'schön' wahrgenommen, sondern als unangenehm, gefährlich und als Menetekel." Ob dies wirklich so empfunden werde oder ob das an der Dauerpräsenz des Themas Klimawandel liege, sei Interpretation.
    Bilanz zur bisherigen Reisesaison im Sommer:

    Frühere Hitzeperioden nicht mit aktueller Entwicklung zu vergleichen

    "Man muss kein Klimawandelleugner sein, um daran zu erinnern, dass es auch früher schon sehr heiße Sommer und Hitzetote gab", sagt Gerste. "Und dabei rede ich nicht von vor ein paar Jahren, sondern von Epochen wie der sogenannten Mittelalterlichen Wärmeperiode vom etwa 10. bis 14. Jahrhundert." Er betont jedoch:

    Die geografisch uneinheitliche Warmzeit damals ist keineswegs mit den weltweit stetig steigenden Temperaturen im frühen 21. Jahrhundert zu vergleichen.

    Ronald D. Gerste, Historiker

    "Schönes Wetter" bezog sich früher auf Ernte

    In der früheren Agrargesellschaft sei "schönes Wetter" weniger von der eigenen Befindlichkeit oder gar klimapolitischen Erwägungen abhängig gewesen. "Schön" sei stets ein Wetter gewesen, "das eine üppige oder zumindest normale Ernährungslage ermöglichte - wenn also die Ernte wortwörtlich nicht verhagelt wurde".
    Im Sommer wurden zahlreiche Hitzerekorde aufgestellt - vor allem in Südeuropa:
    Und: "Die meisten kannten keinen Urlaub, gingen nie auf Reisen. Es sorgte sich also kaum jemand, ob es woanders zu warm, zu kalt oder zu regnerisch war. Denn man war ja nicht unterwegs, sondern ortsgebunden."

    Bei welchen Temperaturen sich die Deutschen am wohlsten fühlen

    In einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur fühlten sich Erwachsene in Deutschland bei folgenden Temperaturen am wohlsten:
    • unter 20 Grad (7 Prozent)
    • 20 bis 24 Grad (54 Prozent)
    • 25 bis 29 Grad (30 Prozent)
    • 30 bis 35 Grad (5 Prozent)
    • mehr als 35 Grad (1 Prozent)
    Frankreich
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    In Frankreich verändert der Klimawandel auch den Tourismus:
    "Zu viel Trockenheit ist nicht gut für die Natur, das hat sich in den letzten Jahren schon in unser Verständnis eingebaut", sagt der Gesundheitsmeteorologe Andreas Matzarakis. Beim Reden übers Wetter zähle die eigene Wahrnehmung oft weniger als es vielleicht noch vor ein paar Jahren der Fall war.

    Da hat sich was verschoben. Viele denken heute öfter mal, etwa wenn es regnet, 'Es ist vielleicht nicht so, wie ich es gerne habe, aber es ist für andere Sachen gut.'

    Andreas Matzarakis, Gesundheitsmeteorologe

    Es gebe eher eine Akzeptanz, dass nach einer Hitzewelle kühlere Perioden nicht nur für den Menschen, sondern auch für die Natur besser seien.
    Das Bild ist ein Symbolbild und zeigt eine Deutschlandkarte, die die trockensten Region in Deutschland zeigt. Nebendran ein ausgetroknetes Kornfeld und Pictogramme zu Temperatur und Wind.
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    Quelle: Gregor Tholl, dpa

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