Pestizide: Öko-Test findet Glyphosat in Schwarzem Tee

    Öko-Test:Ein "Cocktail an Pestiziden" im Schwarzen Tee

    Florence-Anne Kälble
    von Florence-Anne Kälble
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    Schwarzer Tee ist für viele eine Alternative zum Kaffee: Bei Öko-Test haben aber nur zwei Produkte mit "sehr gut" abgeschnitten. In vielen Sorten fand sich Glyphosat.

    Ein Teeproduzent bereitet Teeblätter von schwarzem Tee vor
    Teeherstellung: Ein Teeproduzent bereitet Teeblätter vor, um Schwarztee daraus herzustellen (Symbolbild).
    Quelle: dpa

    Wenn die Tage kürzer und vor allem kälter werden, ist der Griff zu einer wärmenden Tasse Tee fast schon obligatorisch. Seit Ende des 19. Jahrhunderts gibt es ihn in Deutschland.
    Öko-Test hat sich in der Oktober-Ausgabe den durch Oxidation schwarz gefärbten Teeblättern gewidmet. Das Fazit: In manchen Produkten steckt laut den Testern ein "ganzer Cocktail an Pestiziden". Glyphosat beispielsweise ist in allen konventionellen Tees enthalten. Von 24 Marken-Produkten sind nur zwei mit "sehr gut" und fünf mit "ungenügend" bewertet worden.

    Aldi nimmt beanstandeten Tee aus Sortiment

    Mit den meisten verschiedenen Spritzgiften belastet ist ein Norma-Produkt, der Cornwall Ceylon-Assam Schwarzer Tee. Hier sind sieben verschiedenen Pestizide nachgewiesen worden, weswegen der Tee mit "ungenügend" bewertet wurde. Auch die Westminster Tea Schwarztee-Mischung von Aldi Nord wurde mit "ungenügend" benotet.
    Das Labor fand einen Gehalt an Chlorat, der den gesetzlichen Grenzwert deutlich überschreitet. Chlorat kann, über einen längeren Zeitraum in zu hohen Gehalten aufgenommen, die Aufnahme von Jod hemmen und die Schilddrüse schädigen. Aldi Nord reagierte auf die Ergebnisse von Öko-Test und teilte mit, diesen Tee ab sofort nicht mehr anzubieten.
    Schwarzteeplantage
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    Mit "gut" hat aus dem konventionellen Bereich nur ein Tee abgeschnitten: Teekanne Bio Schwarzer Tee Klassik feinaromatisch, 20 Beutel.

    Öko-Test findet Pestizide auch in Bio-Tee

    Der schwarze Tee von dm Bio verfügt über das Bio-Siegel von Naturland und eines von Fairtrade. Der Befund aus dem Labor zeigt, dass in dem Tee aus biologischem Anbau das Pestizid Dicofol enthalten ist. Das ist ein Kontaktgift gegen Spinnmilben, das in der EU im Anbau seit vielen Jahren verboten ist. Dicofol fällt unter die "Stockholm Convention" - eine Liste von international hoch geächteten persistenten Schadstoffen.
    dm schickte Öko-Test ein eigenes Laborgutachten, laut dem der Tee kein Dicofol enthält. Öko-Test hat daraufhin das Ergebnis mit einer neuen Mischprobe überprüfen lassen, und auch hier gab es wieder einen positiven Befund. Das dm-Produkt ist der einzige Bio-Tee aus dem Test mit einem Pestizidrückstand und wurde mit "ausreichend" bewertet.

    Bio verbietet synthetische Pestizide. Das ist auch ein erster wichtiger Schritt zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen.

    Birgit Hinsch, Öko-Test-Projektleiterin

    Zwölf Spritzgifte in Tees nachgewiesen

    Das Bizarre laut Öko-Test sei, dass Rückstände von verbotenen Pestiziden erlaubt sind, denn die Pestizide sind in der EU nur im Anbau verboten. Von insgesamt zwölf Spritzgiften, die das beauftragte Labor in den 24 Tees nachgewiesen hat, sind fast alle vom Pestizid-Aktions-Netzwerk (PAN) als "hochgefährlich" eingestuft. Sechs davon sind in Deutschland verboten oder nicht mehr zugelassen.
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    Erschreckend fanden die Tester von Öko-Test, dass in jedem geprüften konventionell angebauten Tee Glyphosat gefunden wurde. Alle gemessenen Pestizidrückstände bewegen sich jedoch weit unter den gesetzlich zugelassenen Mengen, so dass sie von Öko-Test als "Spuren" bewertet werden. Akut giftig sind sie nicht.

    Probleme vor allem beim Spritzen der Pestizide

    Öko-Test prangert den Einsatz der Pestizide aber an, weil die Giftstoffe für die Menschen, die sie in den Anbauländern spritzen - Indien, Sri Lanka oder Malawi - viel fataler und toxischer sind. Gerade weil diese Arbeiter meist nicht mit entsprechender Schutzkleidung ausgestattet sind.
    Die Folgen können laut Ökotest Vergiftungserscheinungen bis hin zum Tod sein.

    In einer früheren Version war unter Bezugnahme auf Ökotest von jährlich 11.000 Toten durch Pestizidvergiftungen die Rede. Diese Zahl geht auf eine 2020 im Magazin BMC Public Health veröffentlichte Studie des Pestizid Aktions-Netzwerks (PAN) zurück. Nach teils heftiger Kritik, die sich vor allem gegen die Methodik richtete, zog die Zeitschrift den Artikel zu einem Zeitpunkt nach Veröffentlichung unseres Artikels zurück - unter anderem mit der Begründung, dass die Herkunft eines Teils der zugrundeliegenden Zahlen nicht verlässlich sei. Die Autoren der Studie weisen die Kritik zurück. Bei der Zahl handele es sich um eine Schätzung auf Basis unterschiedlicher Daten.

    Fakt ist: Die Weltgesundheitsorganisation stuft Pestizide als "potenziell giftig für Menschen" ein. Diese könnten "akute und chronische" Erkrankungen auslösen. Das UNO-Umweltprogramm UNEP weist 2022 in einem Report darauf hin, dass globale Erhebungen zwar bisher fehlen. Aber: Zahlreiche Studien würden belegen: Der Kontakt mit Pestiziden könne zu "ernsthaften Auswirkungen auf die Gesundheit führen - wie etwa Krebs, Beeinträchtigungen der Reproduktion und des Immun- und Nervensystems."

    Bestnote für komplett sauberen Bio-Tee

    Überzeugt haben die Tester zwei Bio-Anbieter - sowohl was den Teeanbau als auch die Transparenz angeht. Einer davon ist der Lebensbaum Assam Schwarztee Broken kräftig- malzig, lose. Und da dieser Tee auch ansonsten komplett sauber ist, kommt er im Gesamturteil auf die Bestnote.

    Getestet wurden 24 Schwarztees, darunter zehn Bio-Produkte. Im Labor sind die Tees auf ein breites Spektrum an Pestiziden getestet worden, unter anderem Anthrachinon und Nikotin. Beide waren ursprünglich als Pestizide zugelassen, gelangen nach aktueller Studienlage aber über andere Wege auf die Teeblätter. Bei den Untersuchungen sind allenfalls Spuren der Kontaminanten gefunden worden.

    Auch auf Pyrrolizidinalkaloide wurde getestet. Diese natürlichen Pflanzengifte können die Leber schädigen und sind zudem potenziell krebserregend und erbgutschädigend. Ebenfalls auf dem Testplan stand Chlorat. Die Verpackungen sind auf PVC/PVDC/chlorierte Verbindungen geprüft worden.

    Darüber hinaus haben die Unternehmen umfangreiche Fragenbögen zu den Arbeits- und Lebensbedingungen der Menschen auf den Plantagen sowie zur Offenlegung der Lieferkette und Zertifizierungen gestellt bekommen. Die Antworten und Belege sind nach einem Punktesystem bewertet worden.

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