In der Silvesternacht ist es zu weniger heftigen Ausschreitungen gekommen als erwartet. Dennoch gab es tödliche Unfälle mit Silvesterkrachern und Angriffe auf Einsatzkräfte.01.01.2024 | 1:47 min
Mit viel Feuerwerk haben die Menschen überall in Deutschland
das neue Jahr begrüßt. In Berlin feierten Zehntausende bei der großen Silvesterparty am Brandenburger Tor, wo es erstmals seit mehreren Jahren auch wieder ein Höhenfeuerwerk gab.
Nach den Krawallen im vergangenen Jahr fanden die Feiern in der Hauptstadt unter verschärften Sicherheitsvorkehrungen statt. Zwar blieben größere Ausschreitungen aus, dennoch meldete die Polizei erneut Angriffe auf Beamte und Rettungskräfte.
Weltweit haben Menschen den Start ins neue Jahr gefeiert. Auf dem Times Square in New York kamen Hunderttausende Menschen zusammen.01.01.2024 | 1:06 min
Berliner Polizei meldet 390 Festnahmen
Nach jüngsten Zahlen der Polizei sind in Berlin in der Silvesternacht rund 390 Menschen vorläufig festgenommen worden - viele wegen Verstößen gegen das Waffen- und Sprengstoffgesetz. Es seien 54 Einsatzkräfte verletzt worden, 30 davon durch Pyrotechnik, sagte Polizeisprecherin Anja Dierschke am Montagmittag.
Acht der verletzten Polizisten hätten ihren Dienst nicht fortsetzen können. Insgesamt seien zum Jahreswechsel 720 Ermittlungsverfahren zu Vorfällen im gesamten Stadtgebiet in der Zeit von Silvester 18.00 Uhr bis 6.00 Uhr am Neujahrstag eingeleitet worden.
Am Neptunbrunnen unweit des Alexanderplatzes bewarfen sich bereits vor Mitternacht 500 Menschen mit Pyrotechnik. Als Beamte der Polizei einschritten, wurden sie eigenen Angaben zufolge von einer 200-köpfigen Gruppe mit Feuerwerkskörpern beschossen. Mehrere Menschen wurden laut der Berliner Polizei festgenommen.
Polizei mit Einsatzgeschehen zufrieden - trotz zahlreicher Angriffe
In Gropiusstadt im Bezirk Neukölln wurde Polizeiangaben zufolge ein geparkter Einsatzwagen mit einer Kugelbombe beschossen und so stark beschädigt, dass er aus dem Einsatz genommen werden musste. Ebenfalls in Neukölln kam es zu neun Festnahmen, nachdem Menschen versucht hatten, aus Glasflaschen, Stofffetzen und Benzin Molotow-Cocktails zu basteln.
Insgesamt sei die Polizei aber zufrieden mit dem Einsatzgeschehen, erklärte Sprecherin Dierschke. Durch "konsequentes und niedrigschwelliges Einschreiten" sei es gelungen, Brennpunkte zu vermeiden. Die Sprecherin betonte, dass es sich bei den Angaben um vorläufige Zahlen zum Silvestereinsatz handele. Das Geschehen werde weiter ausgewertet, so dass noch Veränderungen möglich seien.
Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) wertete den massiven Einsatz von Polizeikräften in der Silvesternacht ebenfalls als Erfolg. "In Berlin und auch in anderen Städten hat sich gezeigt, dass ein starker Einsatz mit deutlich verstärkten Kräften und ein frühes Durchgreifen die richtigen Mittel sind gegen Krawalle und Gewalt", erklärte sie.
Neujahrsfeiern weltweit zum Durchklicken:
Traditionelle Sause in Berlin
Silvester in Berlin: Tausende feiern auf der Partymeile vor dem Brandenburger Tor.
Quelle: dpa
Berliner Feuerwehr im Dauereinsatz
Auch die Berliner Feuerwehr war im Dauereinsatz: Innerhalb weniger Stunden wurden die Einsatzkräfte eigenen Angaben zufolge mehr als 500 Mal alarmiert, darunter zu mehreren Bränden in Wohnungen und einem Garagenkomplex im Bezirk Wilmersdorf.
Silvesternacht in Berlin: Ein Einsatzfahrzeug der Feuerwehr fährt über die Sonnenallee.
Quelle: dpa
In Berlin war die Polizei war mit einem Großaufgebot im Einsatz. Auch die Feuerwehr hatte die Zahl der Einsatzkräfte nach den Krawallen beim vergangenen Jahreswechsel aufgestockt. In der Silvesternacht 2022/23 waren Einsatz- und Rettungskräfte in Berlin und anderen Städten massiv angegriffen worden.
Viele Städte ziehen positive Bilanz
In anderen deutschen Städten verlief der Jahreswechsel im Vergleich zum vergangenen Jahr verhältnismäßig ruhig. In Stuttgart zog die Polizei mit Blick auf ihren Einsatz rund um den Schlossplatz eine erste positive Bilanz. Bis um 04.00 Uhr am Montag nahmen die Beamten eigenen Angaben zufolge rund 30 Anzeigen auf, darunter vor allem Verstöße gegen das Sprengstoffgesetz.
Laut Polizeiangaben kam es zu keinen "schwerwiegenden Vorkommnissen". Ähnlich äußerten sich die Einsatzkräfte in Städten wie Mainz und Bochum. In Koblenz wurde laut Polizeiangaben ein Beamter durch Pyrotechnik getroffen, blieb jedoch unverletzt.
Drei Menschen beim Böllern tödlich verletzt
Jedoch kam es im Koblenzer Stadtteil Rübenach zu einem tragischen Unfall: Ein 18-Jähriger wurde beim Zünden eines Böllers tödlich verletzt und starb trotz Reanimationsversuchen.
Auch in der Oberpfalz in Bayern starb ein 18-Jähriger in der Silvesternacht an Verletzungen durch einen Böller. Der junge Mann warf nach bisherigen Informationen der Polizei in Eschlkam im Landkreis Cham einen Böller in ein Kunststoffrohr, um ihn darin explodieren zu lassen, wie ein Sprecher am Montag mitteilte. Als der junge Mann mit dem Kopf über dem Rohr gewesen sei, sei der Böller explodiert und habe den Mann im Kopfbereich verletzt. Eine weitere Person sei bei dem Vorfall leicht verletzt worden. Die Kriminalpolizei ermittelt zu den Hintergründen des Vorfalls.
Im ostsächsischen Boxberg wurde ein 22-Jähriger beim Zünden einer verbotenen Kugelbombe getötet. Der junge Mann habe bei der Explosion am Silvesterabend so schwere Verletzungen erlitten, dass er trotz Rettungsversuchen noch am Unglücksort starb, teilte ein Sprecher der Polizeidirektion Görlitz mit. Ein gleichaltriger Begleiter habe leichte Verletzungen erlitten. Die Kugelbombe sei im Ausland gekauft worden und in Deutschland nicht zugelassen gewesen.
Mehr als 20 Menschen mit Böllerverletzungen im Unfallkrankenhaus
Im Unfallkrankenhaus Berlin (UKB) sind viele Menschen mit Böllerverletzungen behandelt worden. Inzwischen seien 22 Patienten mit schweren Augenverletzungen, Brandwunden und Sprengverletzungen an den Händen sowie im Gesicht versorgt worden, teilte die Klinik kurz nach 4.00 Uhr auf der Onlineplattform X mit.
Das UKB sprach von teils "dramatischen Amputationsverletzungen". Das Krankenhaus verstärkte in der Silvesternacht nach eigenen Angaben seine OP-Kapazitäten deutlich. "Unser Team der Handchirurgen macht sich schon warm für den OP-Marathon in dieser Nacht in mehreren OP-Sälen", teilte die Klinik mit.
1.000 Polizisten in Köln im Einsatz
In Köln wurden die Sicherheitsmaßnahmen für die Silvesternacht rund um den Dom noch einmal verstärkt. Rund 1.000 Polizisten waren laut dem Leiter der Verkehrsdirektion der Kölner Polizei, Frank Wißbaum, im Einsatz, um den Bereich abzusichern und die Bevölkerung zu schützen.
Zuvor hatte die Kölner Polizei mitgeteilt, drei weitere Terrorverdächtige im Zusammenhang mit möglichen Anschlagsplänen auf den Dom in Gewahrsam genommen zu haben.
Feiern, einmal rund um den Erdball: Milliarden Menschen begrüßen das neue Jahr - mancherorts wie in Berlin unter verschärften Sicherheitsbedingungen.
Quelle: AFP, dpa